Kaffrische Sprache

Kaffrische Sprache

Kaffrische Sprache, gehört nach neueren Untersuchungen zu einem Sprachstamm, welcher, über den ganzen südlichen Theil von Afrika vom Äquator an bis zur Capcolonie verbreitet ist u. der Congokaffrische Sprachstamm genannt wird. Es gehören dazu außer der K-n S namentlich die Mpongwe-, Congo-, Bunda-, Damara-, Sechuana-, Sowaili- u. andere Sprachen. Die K. S. hat folgende Laute: a, e, i, o, u. b, p, d, t, g, k, v, f, z, s, h, l, m, n, w, y, j, c, q, x, r, ts, tsb, ah, von denen v, z, w, y, j, tsk, sh wie im Englischen ausgesprochen werden; c, q, x, sind die drei der hottentottischen Sprache eigenthümlichen u. aus dieser entlehnten Schnalzlaute, r ist Guttural. Der Accent ruht gewöhnlich auf der vorletzten Sylbe. Der in grammatischer Hinsicht wichtigste Redetheil ist das Substantivum. Es hat 8 Klassen, dem Genus in unseren Sprachen ähnlich, welche sich durch den, dem Substantivum präfigirten Artikel unterscheiden, nämlich 1. um, u (für persönliche Substantiva); 2. ili, i (Verbalia); 3. im, in, i (desgleichen, bes. Sachen); 4. isi (desgleichen, auch Nomina actionis); 5. ulu, u (desgleichen); 6. um (desgleichen); 7. ubu (desgleichen, bes. Abstracta); 8. uku (abstract). Derselbe Artikel, zum Theil euphonisch modificirt, wiederholt sich dann vor dem, dem Substantivum beigegebenen Adjectivum, vor dem davon abhängigen Genitiv, sowie als Pronomen im Subject u. Object bei dem Verbum. Man hat diese dem ganzen Sprachstamm eigenthümliche Erscheinung, die allerdings den Sätzen etwas Alliterirendes gibt, als euphonische Übereinstimmung, u. die dieselbe zeigenden Sprachen als alliterirende Sprachen bezeichnet, während es doch dem Wesen nach nur dieselbe Zusammenstimmung am Anfang der Wörter ist, die sich auch z.B. in dem lateinischen filius meus mortuus est am Ende der Wörter zeigt. Nur die ersten 6 Klassen haben einen Plural, der sich durch die Artikelpräfixe 1. aba, o, 2. ama, 3. izim, izin, izi, 4. izi, 5. izim, izin, izi, 6. imi unterscheidet, z.B. umntu der Mensch, abantu die Menschen, ilizwi das Wort, amazwi die Worte, indhlu das Haus, izindhlu die Häuser, isitya der Korb, izitya die Körbe, niwimi die Zunge, izilwimi die Zungen, umti der Baum, imiti die Bäume. Die dem Genitiv voranstehenden Possessivformen des Artikels sind: 1. Sing. wa, Plur. ba; 2. Sing. la, Plur. a; 3. Sing. ya, Plur. za; 4. Sing. sa, Plur. za; 5. Sing. lwa, Plur. za; 6. Sing. wa, Plur. ya; 7. ba, 8. kwa. Die übrigen Casus werden durch Präfixe bezeichnet, welche mit dem Artikel zusammenschmelzen, so Dativ e (mit dem Suffix ni), ku, Locativ kwa, Instrumentalis nga, Sociativus (mit) na. Der Causalis wird durch Vorsetzung des den Artikel charakterisirenden Consonanten gebildet, z.B. sisitya durch, für den Korb, von isitya, bubulumko durch Weisheit, von ubulumko, ngudade, durch die Schwester, von udade. Eine eigentliche Declination, d.h. Veränderung in der Form des Nomen selbst, gibt es nicht. Auch das Adjectivum ist indeclinabel u. richtet sich nur mit seinem Artikelpräfix nach dem Substantivum. Es hat auch keine Formen für die Steigerungsgrade. Die Zahlwörter sind: 1 nye, 2 bini, 3 tatu, 4 ne, 5 hlann. 6 tandatu, 7 xenxe, 8 mboxo, 9 itoba, umcakatiso, 10 ishumi, ilinci, 100 ikulu. 1000 iwaka. Sie nehmen ebenfalls die Präfixe ihrer Substantiva an, u. wenn sie selbständig stehen, das Präfix isi. Im Genitiv stehend, erhalten sie die Bedeutung der Ordinalzahlen. Die persönlichen Pronomina sind mina ich, tina wir, wena du, nina ihr. Die Possessiva wami mein, wetu unser, wako dein, wenn euer, die Pronomina der 3. Person, sowie die Demonstrativa u. Relativa sind verschieden nach der Klasse des Substantivs, auf welche sie sich bezieht, z.B. wame, hami, lami, yami etc. mein, yena er, sie (sing. pers.), bona sie (plur. pers.) lona, yona, sona, wona, bona, kona es etc. In der Conjugation nehmen die Pronomina als Präfixe am Verbum die abgekürzten Formen: Sing. 1. Person ndi; 2. Person u; 3. Peron u, li, i, si, lu, bu, ku; Plur. 1. Person si; 2. Person ni; 3. Person ba, a, zi, i an. Alle Verba, mit nur sehr wenigen Ausnahmen, endigen auf a, das im Passivum in wa verwandelt wird, z.B. teta sprechen, tetwa gesprochen werden. Die einfachste Form ist die 2. Person Sing. des Imperativs: teta sprich; der Infinitiv erhält das der 8. Nominalklasse eigenthümliche Präfix uku (abgekürzt ku): ukuteka sprechen, zu sprechen, das Sprechen; das Präsens erhält entweder die bloßen Personalpräfixe: nditeta ich spreche, uteta du sprichst, od. nach denselben noch das Hülfswort ya: ndiyateta ich spreche (engl. I am speaking); im Aorist wird das a zwischen Verbum u. Präfix eingeschoben, wobei letzteres sein i abwirft, z.B. ndateta ich sprach, wateta du sprachst; das Perfectum hat die Endung ile: nditetile, ich habe gesprochen, das Imperfectum u. Plusquamperfectum werden durch das Hülfswort be, ersteres aus dem Präsens, letzteres aus dem Perfectum gebildet: ndibe nditeta ich sprach, ndibe nditetile ich hatte gesprochen. Das Futurum wird durch das Hülfswort ya mit dem Infinitiv ausgedrückt: ndiya kuteta (ich bin zu sprechen) ich werde sprechen. Der Potentialis schiebt nga zwischen Präfix u. Stamm: ndingateta ich kann sprechen; der Conjunctiv verwandelt das a in e: nditete daß ich spreche. Außerdem gibt es noch Augmentativformen, z.B. ndanditeta ich spreche, u. componirte Formen, wie [219] ndiya kuba nditeta ich werde sprechen (engl. I shall be speaking). Das Negativum hat wieder eine besondere Conjugation, wobei gewöhnlich a vorgesetzt od. ga nach dem Präfix eingeschoben u. die Endung a in i verwandelt wird, z.B. anditeti od. ndingateti ich spreche nicht. Von den Präpositionen, Adverbien, Conjunctionen u. Interjectionen ist in grammatischer Hinsicht nichts zu bemerken. Bei der Wortbildung erscheint das Verbum als die Wurzel, woraus persönliche Substantiva durch die Endung i, sächliche durch die Endung o abgeleitet werden, z.B. umtengi ein Handelsmann, von tenga kaufen, imbeko Ehre von beka ehren. Abgeleitete Verba mit der Endung ela drücken die Beziehung auf ein Object aus: tetela sprechen für od. von Jemand; Causativa erhalten die Endung isa: tandisa lieben machen, von tanda lieben; die Endung eka gibt eine Passivbedeutung: tandeka geliebt werden, lahleka verloren gehen, von lahla verlieren; Reciproca erhalten die Endung ana: tandana einander lieben; Reflexiva das Präfix zi: zitanda sich lieben. Der Anfang des Vaterunsers lautet: bawo wetu o sezulwini, malipatwe ngobungcwele igama lako, d.h. Vater unser, welcher in-den-Himmeln, geheiligt-werde Name dein. Grammatiken von Boyce, Grahamstown 1834; von Appleyard, King Williamstown 1850; Gammatik des Zulu-Dialekts von Schreuder, Christiania 1850.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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