Korinth

Korinth

Korinth (a. Geogr.), 1) (Korinthĭa), Landschaft in Griechenland, begriff den größten Theil des nach ihr genannten Korinthischen Isthmus (Isthmus corinthiacus, s.u. Isthmus), nebst den anstoßenden Strichen des Peloponnes, u. grenzte im Norden an Megaris u. das Alkyonische Meer, einen Theil des Korinthischen Meerbusens, im Westen an Sikyonia u. Phliasia, im Süden an Argolis u. im Osten an den Saronischen Meerbusen; das Land, 18 QM. groß, war in der Mitte eben, an der Nordgrenze gebirgig durch das Gebirg Geranea, mit den Vorgebirgen Olmiä u. Heräon an der Nordwestküste, an der Südgrenze durch den Arachnäos, zu welchem die Berge Akrokorinthos u. Apesas gehörten; außer den genannten Vorgebirgen noch auf der Ostseite Bukephala; namhafte Flüsse gab es außer dem Bach Nemea u. dem Flüßchen Kleonä, beide dem Korinthischen Meerbusen zufließend, nicht. Producte: Öl u. Früchte, wenig Korn., Die Einwohner waren ein Mischlingsvolk von Äolern u. Doriern. Städte, außer der folgenden, bes. Krommyon, Sidus, Schönus, Kenchreä, Önoe, Therme, Piräon, u. die Häfen Bukephalos u. Piräos. 2) (Korinthos), Hauptstadt darin, nahe am Isthmus, hatte drei Häfen: im Korinthischen Busen Lechäon (wichtig für den italienischen Handel), gerade im Norden der Stadt; im Saronischen Busen: Schönus im Nordosten u. Kenchreä im Südosten (wichtig für den orientalischen Handel); war mit hohen u. starken Mauern umgeben, woraus 6 Thore führten, darunter das Lechäische nach dem Hafen Lechäon, das Kenchräische nach dem Hafen Kenchreä u. das Nemeatische zur Burg Akrokorinthos, welche im Süden der Stadt auf einem 2100 Fuß hohen Berge lag u. den Hellenen für den Schlüssel des Peloponnes galt, sie enthielt mancherlei Prachtgebäude; am Fuße des Berges sprudelte hinter der Porticus des Phaethon die Quelle Pirene (jetzt Drakonero) hervor, welche die Stadt mit Wasser versorgte. Das Innere der Stadt enthielt prachtvolle Gebäude, Theater, Tempel u. einen großen Marktplatz. Nahe an der Stadt auf der Ostseite das Kraneion, ein Lustwäldchen mit Tempel des Bellerophon u. der Aphrodite, dem Grabmal der Lais; hier lebte Diogenes in seinem Fasse. K. hatte 300,000 Ew. u. war der Mittelpunkt des Umsatzes aller griechischen, asiatischen, italienischen u. illyrischen Handelsartikel. Es bereicherte den Schiffbau durch Erfindung der Triremen, u. obgleich seine Seemacht durch Kerkyra u. Athen gesunken war, behauptete es sich doch als Hauptmanufacturstadt von ganz Griechenland. Daher K-s Handwerksleute u. Künstler sehr geschätzt u. korinthische Fabrikwaaren, selbst Töpfer-, aber bes. Erzgeschirr, ungemein geachtet waren. Letzteres wurde, nach K-s Zerstörung, von den Römern gesucht. Die zierlichste der Säulenordnungen in der Baukunst war die korinthische. Übrigens war K. Sitz eines sehr üppigen Lebens u. in keiner Stadt Griechenlands war das Hetärenwesen ausgebildeter als hier. Eine[723] vollständige Beschreibung K-s steht im 2. Buche des Pausanias. 3) (n. Geogr.). Argolis u. K., Nomarchie im Königreiche Griechenland, mit 6 Cparchien u. 109,000 Ew.; Hauptstadt Nauplia: 4) Eparchie darin; 5) (Kordos), Hauptstadt derselben, auf der (14. Meile breiten) Landenge gleiches Namens, liegt auf einer Anhöhe. befestigtes Schloß (Akrokorinth) mit vielen Thürmen (Schutz des Eingangs zu Morea), griechischer Erzbischof, 2 Häfen (Lecheo u. Kechre), bedeutender Handel (Getreide, Wolle, Käse, Öl, Rosinen, Kermes. Vieh etc.); 4000 Ew.

Die Stadt K. hatte ursprünglich Äoler zu Einwohnern u. sollte von Ephyra, Tochter des Okeanos, gegründet sein, nach welcher es auch selbst früher Ephyra hieß, u. deren Abkömmling, Korinthos, Sohn des Zeus, der Stadt den Namen K. gegeben haben soll. Nach Anderen hieß es noch früher Heliopolis (Sonnenstadt), nach noch Anderen soll es Sisyphos, Sohn des Äolos, 1436 v. Chr. erbaut haben. Hier war Kreon König, dessen Tochter Glauke (Kreusa) den Jason heirathete, worauf dieser die Medea verstieß. Die letzten Sisyphiden waren Hyantidas u. Doridas. Nach dem Troischen Kriege drangen 1074 v. Chr. Dorier unter dem Herakliden Aletes, Sohn des Hippotes, ein, welche die alte äolische Dynastie stürzten u. nun den Adel des Landes bildeten, welches in 8 Phylen eingetheilt wurde. Der Nachfolger des Aletes in der Herrschaft war Bunos. Als Telestes um 1000 v. Chr. regierte (nach Anderen unter seinem Sohne Automenes), machte eine Faction unter Arieus u. Peranthes eine Verschwörung, welche dem heraklidischen Herrscheryause ein Ende machte. Bakchis wurde sei. 924 (950) Stadtsoberhaupt u. seine Nachfolger, Bakchiaden genannt, regierten u. erst seit 892 (918) als Könige, seit 774 (748), bei einer oligarchischen Verfassung unter dem Vorsitz eines jährlich gewählten Prytanen. Ihre Regierung stürzte um 658 der Tyrann Kypselos (s.d.), ein Bakchiade von mütterlicher Seite. Anfangs regierte er grausam, dann aber gerecht u. friedlich. Auf Kypselos folgte 627–584 sein Sohn Periander, einer der Sieben Weisen, als Tyrann. Nach seinem, durch Kummer über die Ermordung seines Soynes Lykophron herbeigeführten Tode verwandelten die Korinther die Monarchie in eine Republik. Während dieser Zeit hatte sich der Staat zu einem Wohlstande erhoben, der allen Reichthum des übrigen Griechenlands übertraf, hatte in vielen Gegenden wichtige Colonien (u. a. Syrakus) angelegt, war aber nicht auf Vermehrung der Landmacht bedacht u. konnte sich nach den Perserkriegen gegen die überwiegende Seemacht Athens nicht behaupten. Der von K. mit seiner Colonie Korkyra geführte Krieg (Korinthisch-Koriyräischer Krieg), in welchem die Athener Partei gegen K. ergriffen, wurde 431 v. Chr. der Grund zu dem Peloponnefischen Kriege (s.d.). Zwar war K. hier mit auf der siegenden Partei, allein seine Seemacht war längst gebrochen, u. ungeachtet seines Reichthums konnte es sich nur durch eine Anschmiegung an eine Hauptmacht Griechenlands erhalten. Es spielte in allen, folgenden Kriegen eine untergeordnete Rolle, 349 wurde es sogar von den Lakedämoniern, durch Verrath zweier angesehener Korinthier, Pasimelos u.; Alkimenes, erobert. Vor dieser Zeit geschah es 366, daß Timoleon (s.d.) seinen Bruder Timophanes ermordete, weil derselbe die ihm anvertraute Armee benutzen wolte, um eine Tyrannis zu gründen. 338 hielt Philippos von Macedonien in K. die Versammlung mit den griechischen Staaten, wo er sich zum Protector Griechenlands erklärte. Später konnte es sich von Macedoniens Einfluß nie wieder losmachen, doch blieb Wohlstand der Eingebornen u. Besitz früher erworbenen Vermögens. Durch die Zuziehung K-s zu dem Achäischen Bunde, dessen Mittelpunkt u. Haupt 284 es wurde, u. durch die Politik der Römer, welche einige muthwillige Handlungen einzelner Bürger zum Vorwand nahmen, wurde der korinthische Staat aufgelöst. Als nämlich nach den Siegen der Römer, Diäos in K. nichts von den Friedensbedingungen des Metellus hören wollte, schloß Mummius K. ein, da die Stadt aber zu stark befestigt war, lockte er durch List die Achäer heraus nach Leukopetra u. schlug sie gänzlich, 146. Diäos tödtete sich selbst; K. wurde eingenommen, alle Waffenfähige niedergehauen, Weiber u. Kinder als Sklaven verkauft, die Kostbarkeiten geplündert, die Kunstwerke zerstört u. endlich die Stadt in Brand gesteckt (vgl. Korinthisches Erz). Sikyon, von den Römern gewonnen, wurde nun an K-s Stelle Hauptstadt Achaias. Unter Cäsar wurde K. wieder aufgebaut, unter Hadrian bekam es eine große Wasserleitung aus dem Stymphalos, wurde Colonie (Colonia Laus Julia Corinthus), Hauptstadt u. Sitz des römischen Proconsuls von Achaia, gelangte aber nicht wieder zu seiner alten Größe. Der Apostel Paulus war 50–51 n.Chr. 11/2 Jahr in K. u. stiftete hier eine christliche Gemeinde, u. K. wurde bald Sitz eines Bischofs. 261 wurde K. von den Herulern geplündert; 395 von Alarich genommen, aber durch Stilico wieder befreit. Im 7. Jahrh., beim Einfall der Slawen, litt K. wieder viel, blieb aber noch der Hauptpunkt des Byzantinischen Reiches, bes. gegen die Sarazenen. 1147 eroberte es König Roger von Sicilien, doch mußte er es 1154 den Venetianern wieder räumen. Seit 1204 halte sich Leo Sguros, Archont von Nauplia, hier festgesetzt u. war nachher auch von dem Markgrafen Bonifacius von Thessalien anerkannt; aber sein Sohn Theodor wurde wieder vertrieben 1225 wurde K. Sitz des lateinischen Erzbischofs von Morea. 1261 brachte es Rainer Acciajuoli, Baron von Vostizza u. Nivelet, später Herzog zu Athen, an sich, gab es gegen Ende des 14. Jahrh. seinem Eidam, dem byzantinischen Prinzen Theodor Paläologos. 1396 angegriffen von Bajazet, verkaufte Theodor sein Despotat an die Rhodiser, aber schon 1404 erhielt er es wieder, da die Gefahr vorbei war. 1430 nahm der by-antinische Kaiser Emanuel K. mit ganz Morea wieder an sich u. übergab es nebst Patras u. Lacedämon dem Constantin Paläologos. 1158 wurde die Stadt nach langer Belagerung den Türken übergeben, 1463 vergebens von den Venetianern belagert, 1612 von den Maltesern unter Vagueras geplündert, 1687 von den Venetianern genommen, 1715 von den Türken unter Kumurdschi wieder erobert. Im Griechischen Befreiungskriege nahmen die Griechen 26 Jan 1822 die Akropolis; 1823 verließen sie sie zwar vor den Türken unter Dramalis, erhielten sie aber in demselben Jahre wieder. K. wurde am 21. Febr. 1858 durch ein Erdbeben fast gänzlich zerstört u. soll in Folge eines Regierungsbeschlusses an einer andern Stelle des Meerbusens wieder neugebaut werden. Vgl. Walch, Antiquitates Corinthi, Jena 1761; Wagner, Rerum corinthiacarum specimen, Darmst. 1824.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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