Kurdistan

Kurdistan

Kurdistan, das Land der Kurden, heißt nach der Hauptmasse seiner Bewohner ein nicht genau begrenztes Gebiet in Vorderasien, welches den südlichen Abhang des armenischen Hochlandes u. nordwestlichen Abhang des Zagrosgebirges, im Westen etwa bis zum Tigris reicht u. sich in der Hauptsache von 36°30 ' bis 39°30' nördlichen Breite u. 59° bis 66° östlichen Länge erstreckt. Der größte Theil des Landes ist gebirgig, erhebt sich 4–5000 Fuß über dem Meer u. ist um so rauher, je höher sich die zum Theil gut bewaldeten Gebirgsketten erheben; die Thäler sind jedoch meist fruchtbar, wasserreich u. schön; die Hauptflüsse des Landes sind im Norden der Araxes mit mehren Nebenflüssen, der Tigris mit Bitlis, Khabur, Großem u. Kleinem Zab, Diyalah u. dem Oberlauf des Kherkhah; die bedeutendsten Landseen sind der Wansee u. der Urmiahsee. Die Gegend im südlichen Theile des Landes, längs des Tigris, ist eben, aber auch im Sommer heiß u. dürr; sonst ist das Klima im Allgemeinen gemäßigt u. gesund. Den Kern der Bewohner bilden die Kurden (s.d.), neben denen jedoch noch Türken u. Perser, im Süden verschiedene Beduinenhorden u. um den Urmiahsee noch Nestorianer wohnen. Die Zahl der Bewohner des im Ganzen dünn bevölkerten Landes kann nicht viel über 500,000 betragen, von denen etwa die Hälfte wirklich zum Stamme der Kurden gehören (s. Kurden). In politischer Beziehung ist K. zum größten Theile der Pforte unterthan, der südlichere Theil gehört Persien an; doch stehen die Kurden unter ihren eigenen Fürsten, deren Abhängigkeit fast nur nominell ist, wenn auch in neuesten Zeit Osmanen mit einigem Erfolg ihre Oberherrschaft geltend zu machen gesucht haben. Die wichtigste Stadt im türkischen Theile ist Bitlis mit 20,000 Ew. – K. war im Alterthum das Land der Karduchi (s.d. und Kurden). Das Volk war roh u. kriegerisch u. stand unter einzelnen Stammfürsten, welche Einen als ihr Haupt anerkannten. Vor fremden Eroberungen schützte sie lange ihr gebirgiges, unwegsames Land, nur zogen die Uneinigkeiten der einzelnen Fürsten oft fremde Mächte als Helfer ins Land, u. sie erkannten dann diese als Oberherren, denen sie Tribut zahlten od. Kriegsdienste leisteten. Durch K. zogen die 10,000 Griechen unter Xenophon unter großen Mühseligkeiten. Die persische Oberherrschaft über K. ging auch auf Alexanders Nachfolger über; zur Zeit der römischen Herrschaft schwankten die Kurden in ihrer Unterthänigkeit zwischen den Römern u. persischen Sassaniden, wie jetzt noch zwischen dem Schah von Persien u. dem türkischen Sultan. Unter den kurdischen Fürsten war gegen Ende des 18. Jahrh. der Waly von Ardelan der mächtigste, der u. dessen Mitfürsten von Saladin abzustammen behaupteten. In neuerer Zeit war bei den Kämpfen des persischen Regenten Khusru Khan Waly von Ardelan u. stand auf Kerrim Khans Seite, aber dessen Nachfolgern entzog er seinen Schutz u. wurde endlich Dschaffers offener Feind, nach dessen Niederlage bei Hamadan er sich an Muhammed Aga, dessen Vater Muhammed Hussein ihn, einst vertrieben, wieder in sein Reich eingesetzt hatte, anschloß, u. seitdem Muhammed Aga 1795 die Zenddynastie gestürzt hat, steht auch K. unter persischer Hoheit. 2) Persische Provinz zwischen Irak Adschemi u. türkisch Asien, wenig bekannt, bewohnt von mehreren Stämmen; darunter werden genannt: Bilbaer (15,000 Männer), wild, kriegerisch; Sunsur (1200 Familien); Gurar (Mekri), unabhängig, stellt 3000 Reiter Contingent; Kotschanln (10,000 Männer) u.a. Districte: Kermanschah, Nehawend, Konkowar u. Dinewer.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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