Lille [1]

Lille [1]

Lille (spr. Lihl, niederl. Ryssel), 1) Arrondissement im französischen Departement Nord, 16,2 QM., 1851: 371,156 Ew. in 11 Cantonen; 2) Hauptstadt desselben, zwischen dem schiffbaren Kanal Deule u. der Lys, an einer Zweigbahn der großen französischen Nordbahn, welche sich hier links nach Calais u. Dünkirchen, rechts nach Brügge u. Gent theilt, Festung ersten Ranges, mit uncasemattirten Werken, Citadelle mit fünf regelmäßigen Bastions; Sitz der Departementalbehörden, des zweiten Militärobercommandos (Marschallats) u. der dritten Militärdivision, eines Tribunals ersten Ranges u. der Forstconservation, eines Handelsgerichts u. einer Handelskammer, einer Bank (welche[379] 1948 ihre Zahlungen einstellen mußte); die früher hier bestehende Münze wurde 1857 aufgehoben; das Pariser Thor ist ein Triumphbogen zu Ehren Ludwigs XIV., mehre freie Plätze, Denkmäler des Marschalls Mortier, des Generals Negrier u., zum Andenken an die Vertheidigung gegen die Österreicher (1792), mehre Kirchen (Stephanskirche, Moritzkirche), Rathhaus (1 430 von Johann ohne Furcht gebaut, dann kaiserlicher Palast, der Stadt von Philipp II. 1660 überlassen), Börse, Kasernen, Militärhospital, Kornhalle, Akademie der Literatur u. Schönen Künste, der Chirurgie, für Zeichnen u. Malen, Bibliothek, Gemäldegallerie, Botanischer Garten; L. ist eine der industriellsten Städte von Frankreich, entwickelt namentlich große Fabrikthätigkeit in Leinwand aller Art, Damast, Kattun, Tabak, Seife, Papiertapeten, Stärke, Eisenwaaren, Nadeln, Porzellan, Spielkarten, Branntwein, Tuch u. dgl., bes. Spitzen, Baumwollenwaaren u. dgl., Blumen-, bes. Tulpenzucht, Handel mit Colonialwaaren, Getreide, Öl (100 Ölmühlen in der Nähe der Stadt); 1858: 78,641 Ew.; in seiner Umgebung viele durch Sandsteinbrüche bewerkstelligte, große Höhlen. – Balduin I. Eisenarm, Graf von Flandern, legte hier 863 ein Schloß an, welches wegen seiner Lage zwischen zwei Flüssen l'Isle, die Insel (woraus L. entstand) hieß u. Sitz einer Castellanei war; es wurde 1213 von Philipp August u. 1297 von Philipp dem Schönen von Frankreich verheert u. 1305 von demselben an den Grafen von Flandern verpfändet. König Karl V. trat L., als er seinen Bruder Philipp von Burgund an Margarethe von Flandern verheirathete, 1365 an diesen ab. Im Mittelalter war hier ein Minnehof. Nach Karls des Kühnen Tode machte Ludwig XI. Ansprüche auf L.; doch behauptete es Karls Erbtochter Maria, so wie deren Gemahl Maximilian I. u. deren Nachkommen, Kaiser Karl V. u. Philipp II., König von Spanien; König Franz I. von Frankreich entsagte im Vertrag zu Madrid darauf, was Heinrich IV. später bestätigte. 1667 eroberte Ludwig XIV. L. u. behielt es im Frieden zu Aachen. Frankreich machte L. nun zu einem seiner Hauptprovinzplätze, u. L. gewann dadurch sehr. 22. Octbr. 1708 wurde es von den Österreichern, Engländern u. Holländern nach viermonatlicher Belagerung genommen, kam aber im Frieden von Utrecht 1713 wieder an Frankreich. 1792 wurde die Stadt ohne Erfolg von den Österreichern beschossen u. zur Erinnerung daran 1845 ein Denkmal gesetzt; 1814 u. 1815 wurde L. nur von fern beobachtet.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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