Patrone

Patrone

Patrone (v. fr. Patron), 1) Muster, wornach etwas Anderes gemacht wird; 2) das Nachgebildete selbst; daher 3) Hülsen von Schreibpapier (Patronenhülsen), deren man aus einem Bogen von 16 Zoll Länge u. 131/3Zoll Breite gewöhnlich zehn schneidet. Diese werden mittelst des Patronenholzes (Winders) rollirt, bis zur Kugel gekleistert, die Kugel eingelegt, das Papier über der Kugel gewürgt u. gebunden, ebenso dann unter der Kugel. Die Hülsen werden getrocknet, dann beputzt mit Pulver gefüllt, zugekniffen u. geleert, der Schluß gepreßt u. übergebogen. 10–15 P-n werden mittelst des Packsattels in ein Packet gebunden, die Kugeln abwechselnd neben u. über einander. Die Füllung der P-n ist nach den Waffen bei den Armeen verschieden u. variirt zwischen 1/43/4 Loth Pulver. Bei einzelnen P-n, so der österreichischen Spitzkugel u. preußischen Zündnadelpatrone, ist die Zündung mit der P. vereinigt. Letztere besteht aus einer 2,60 Z. rhein. langen u. 2,20 Z. rhein. breiten, aus leicht verbrennbarem Papier gefertigten Hülfe. In diese Hülfe wird das Pulver geschüttet, dann der Papierspiegel mit der Zündmasse nach unten auf das Pulver aufgesetzt u. nunmehr das Geschoß, entweder Spitzgeschoß od. Langbleigeschoß, in den oben ausgehöhlten Spiegel gebracht, u. nun die Hülfe über dem Geschoß gewürgt. Die P. wird in der Länge des Geschosses getalgt. Die Patronenpackete werden zum Transport in dem Munitionswagen in Patronenkasten zu 1.–2000 P-n, je nach der Größe, verpackt. Ein Infanterist führt gewöhnlich im Feld 60 P-n bei sich, davon 30 in den Taschen, 30 im Tornister, welche Anzahl jedoch bisweilen auch verdoppelt wird; 4) P. für das Geschütz, s.u. Cartusche 4); 5) beim Sprengen des Gesteins mittelst Pulver eine papierne Hülse, in welche Sprengpulver gefüllt wird, u. an welche die Zündung befestigt wird; 6) allerlei papierne Hülsen, in welche Pulver, Leuchtkugeln od. kleine Schwärmer gefüllt werden; 7) viereckige od. cylindrische Düten, in welche der geschnittene Tabak zum Verkauf gepackt wird; 8) ähnliche Düten, um Geld darin zu verpacken; 9) ausgeschnittene Form. mittelst welcher[752] etwas bemalt wird, z.B. Stuben, Spielkarten etc., diese Malerei Patronenmalerei; 10) eine Zeichnung, nach welcher gemusterte Zeuge gewebt u. die Kettenfaden dazu eingelesen werden, s.u. Muster 2); 11) mit Schraubengängen versehene Form, wornach die Schraubenmuttern gedreht werden; 12) (Goldschm.), so v.w. Gießform; 13) (Buchdr.), dünne Pappe, welche in Form eines Rähmchens (s.u. Buchdruckerpresse) ausgeschnitten ist, um das Abfärben der Stege zu verhindern; 14) P. von Holland (Patron d'Hollande), nannte man eine seine, weiße, gemusterte Leinwand, bes. zu Tischzeug, welche aus den Niederlanden kam.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Patrone — Patrone …   Deutsch Wörterbuch

  • Patrone — (französisch patron = ‚Musterform‘, ‚Vaterform‘; abgeleitet v. lateinisch patronus = ‚Schutzherr‘, ‚Schirmherr‘) bezeichnet: Bindungspatrone, in der Weberei die Darstellung einer Bindung Patrone (Drechseln), beim Drechseln eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Patrone — (mittellat., »Vorbild, Musterform«), Modell zur vielfachen Verwendung, z. B. Form zum Drücken auf der Drehbank, das Schraubengewinde auf einer Drehbankspindel zum Schneiden eines Schraubengewindes von gleicher Feinheit. – In der Weberei eine auf… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Patrone [1] — Patrone, die aus starkem Papier oder Blech gefertigte Schablone des Flachmalers, welche dazu dient, wiederkehrende Verzierungen auf Wand oder Decke durch Ueberfahren mit dem farbigen Pinsel aufzutragen. Das Aufstreichen nennt man Patronieren.… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Patrone [2] — Patrone, Bezeichnung für a) Musterform, Vorlage, Schablone. In dieser Bedeutung kommen Patronen vor 1. in der Metallbearbeitung bei Passigdrehbänken (s. Passigdrehen), Gewindedreh und drückbänken (s. Gewindeherstellung, Bd. 4, S. 488, und… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Patrone — Patrōne (frz.), Muster oder Modell, wonach eine Arbeit verfertigt werden soll; auch s.v.w. Schablone; s. auch Patronendrehbank; bei Handfeuerwaffen das mit der Pulverladung durch eine Hülse aus Papier mit Metallboden (Schrotpatronen der… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Patrone — Patrone, bei mehren Handwerken Muster; bei der Zimmer und Kartenmalerei eine mit Figuren ausgeschnittene Blechtafel, um die Verzierungen mechanisch auszuführen; im Kriegswesen die in eine Papierhülse gefaßte Ladung des Kleingewehrs; beim groben… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Patrone — Sf std. (16. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus frz. patron m. Form, Muster, Modell , einer französischen Sonderbedeutung von Patron. Zunächst Bezeichnung der aus Papier, Leinwand u.ä. hergestellten Form für die Treibladung von Feuerwaffen; dann… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Patrone — »Geschoss und Treibladung (bei Handfeuerwaffen)«, daneben von der Form her übertragen »Behälter für Kleinbildfilme«: Das seit dem 16. Jh. bezeugte Fremdwort tritt zuerst mit der Bedeutung »Musterform, Modellform« auf, seit dem Ende des 16. Jh.s… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Patrone — Gewehrkugel; Kugel; Geschoss; Projektil; Munition * * * Pa|tro|ne [pa tro:nə], die; , n: 1. aus einer Metallhülse mit Sprengstoff und Geschoss bestehende Munition (für Gewehr, Pistole o. Ä.): eine Patrone in den Lauf des Gewehres schieben. Syn.:… …   Universal-Lexikon

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