Pflaume

Pflaume

Pflaume, Frucht des Pflaumenbaums, kommt in verschiedener Gestalt u. Farbe vor, mehr od. weniger kugel- od. eirund, nähert sich auf einer Seite der Kirsche (Kirschpflaume), auf der andern der Abrikose (Abrikosenpflaume), hat sehr oft Puder, meist viel Saft u. Süßigkeit. Sie ist für die Wirthschaft von großem Werthe, obschon sie kurz nach ihrer Reise fault. Man benutzt sie frisch, gekocht, eingemacht, als Muß, gebacken, zu Branntwein u. Cider, u. unterscheidet Zwetschen (länglich geformt, die Bäume mit glattem Holze, bei den jungen Trieben ohne Wolle, oft roth, mit Stacheln u. stark ausgezackten Blättern); eigentliche P-n (rundliche Früchte, die Bäume von zartem Holze mit starkwolligen Trieben, ohne Stacheln) u. Mirabellen (rundliche Früchte, die Bäume ohne scharfen Trieb u. Stacheln, etwas wollig). Eine andere Eintheilungsart der P-n ist: a) Eierpflaume, s.d.; b) Hundspflaume, klein, rund, schwarz, herb; der Baum hat kleine rundliche Blätter; c) Damascenerpflaume, s.d.; d) Hyacinthenpflaume, der Damascenerpflaume ähnlich, ansehnlich groß, länglich, bisweilen herzförmig, hell violet, stark bestaubt, trefflich von Geschmack, Fleisch gelb, härtlich; reist Ende Aug.; e) Ludwigspflaume (Prune de St. Louis, Virginische P.), aus Amerika, groß, länglich rund, violettblau, mit durchscheinendem Gelb, graugelben Strichen u. Punkten marmorirt, hellblauem, starkem Duft, Fleisch gelb, schmelzend, überaus saftig, von trefflich süßem Geschmack; f) Grüne Inselpflaume (Savoyerpflaume, Prune de Savoye), der weißen indischen P. ähnlich, nur weniger gut von Geschmack; g) Marunke, schöne, große, wohlschmeckende, rothe P. von Abrikosenform, blau bestäubt, roth punktirt, hat grünlich gelbes Fleisch, etwas länglichen Kern; reist Mitte August; vgl. Eierpflaume; h) Orleanspflaume, dick u. hellblau beduftet, Haut dünn u. abziehbar, fast schwarzblau, mit einigen dunkeln Punkten, Fleisch goldgelb, saftig, härtlich, sehr süß, reist Ende August; i) Perdrigons, s.d.; k) Reineclauden, s.d.; l) Schweizerpflaume, mittelgroß, blau, rund, stark bestaubt, saftvoll, wohlschmeckend, Fleisch hellgelb, reist Anfang September; m) Septemberpflaume, klein, blau, seicht gerinnt, feinbestaubt, hat gelbes, wohlschmeckendes Fleisch, reist Ende Septbr.; n) Steinlose P., klein, statt des Steins hat sie nur eine Mandel od. etwas in Haut eingeschlossene Gallerte; die Haut schwarzblau, mit himmelblauem Duft stark überzogen, Fleisch grünlich gelb, saftlos, ohne würzigen Geschmack; reist Ende August, u. m. a. Zum Backen der P-n benutzt man am liebsten die im Fleische u. in der Schale süßen (z.B. die Zwetschen, einige Mirabellen, Reineclauden); es geschieht in eigens dazu eingerichteten Darröfen, wohl auch in gewöhnlichen Backöfen. Geschälte u. dann gebackene P-n heißen Prunellen; zur leichtern Ablösung der Haut werden sie einige Secunden in kochendes Wasser geworfen. Das Pflaumenmuß wird aus ausgesteinten P-n verfertigt; man muß vom Augenblicke des Kochens an dasselbe rühren, bis es genugsam eingekocht ist. Ein Zusatz von Gewürznäglein od. ganzen Wallnüssen geben ihm einen bes. lieblichen Geschmack, eingeworfene Hollunderbeeren eine schöne Farbe. Die Kerne geben ein gutes Öl, welches durch starke Fettigkeit u. Wohlgeschmack sich auszeichnet. In fruchtbaren Jahren, wo man die P-n nicht unterzubringen weiß, brennt man Branntwein davon; man benutzt dazu die überreifen. Sie werden gestoßen od. gemahlen, zugedeckt zur Gährung hingestellt u. dann destillirt. Zur Bereitung von Pflaumenwein werden reife Pflaumen entkernt, in Säcke gefüllt, gepreßt, der Rückstand in einem Gefäß mit etwas Wasser angerührt, wieder in die Säcke gefüllt u. gepreßt, der gewonnene Saft abgesotten, wobei der Eiweißstoff gerinnt u. als Schaum abgeschöpft wird; hierauf folgt das ähnliche Verfahren wie beim Cider. Gegen Weihnachten zapft man das Faß an u. kann den Wein auf Flaschen legen, wo er sich mit der Zeit noch mehr veredelt; auch kann man ihn im Faß auf der Hefe liegen lassen u. nach Belieben abziehen. Auch bereitet man Pflaumenkuchen aus den P-n, indem man zerschnittene P-n ohne Kerne auf den Teig legt. Zum Einmachen bedient man sich noch mit dem Stiel versehener, in der schönsten Reise stehender Früchte; der dazu gehörige Essig wird mit Zucker versüßt gekocht, mehrmals geschäumt u. mit Zimmt, Näglein u.a. gewürzt. P-n gehören, gehörig gereist, zu den gesunden Obstarten; nur einige frühzeitige Sorten, bes. Spillinge, verursachen leicht Durchfälle. Noch häufiger als roh werden gebackene P-n nach vorheriger Abkochung genossen u. geben dann eine sehr verdauliche[17] Zukost; auch Kranke können sie als leichte Nahrung genießen. Gebackene P-n sind auch ein nicht unwichtiger Handelsartikel. Versteinerte P-n, Versteinerungen von Gestalt der P-n, scheinen nicht wahre P-n zu sein, sondern von einer jetzt unbekannten Baumart zu kommen; manche sind vielleicht blos Naturspiele.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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