Raczynski

Raczynski

Raczynski (spr. Ratschinski), ein der Katholischen Confession folgendes Geschlecht in Kurland, Posen, Polen u. Galizien, welches 1804 in den Grafenstand erhoben wurde; sein Stammvater ist: 1) Sigismund, Starost von Jasiniec, welcher sich um 1600 in der Gegend von Bromberg mit bedeutenden Gütern ankaufte u. 1662 starb; seine Söhne Franz u. Michael wurden Gründer zweier Linien: A) Ältere Kurländische Linie, Gründer: 2) Franz, Sohn des Vorigen, war in zweiter Ehe mit Anna geb. v. Heidenstein vermählt; diese Linie ist durch die Fideicommißstiftung von 1825 auf die Posener Majorate expectivirt; dermaliger Chef: 3) Graf Wilhelm, Sohn des 1857 verstorbenen Grafen Vincenz, geb. 30. Sept. 1809, ist russischer Rittmeister a. D. u. vermählt mit Marie geb. von Lüdinghausen; er hat keine Söhne, sein Bruder Alexander ist 1813 geboren. B) Jüngere Posener Linie, Gründer: 4) Michael, Bruder von R. 2), starb 1738 als Wojwod von Posen u. war im vierten Gliede der Ahuherr der Brüder Eduard u. Athanasius, welche diese Linie in zwei Äste theilten: a) Erster Ast, hat Besitzungen in den Kreisen Buk u. Schrimm, zusammen 27 Ortschaften mit 3959 Ew.; Gründer: 5) Graf Eduard, Enkel des Grafen Kazimierz R., gewesenen Krongroßmarschalls u. Generals von Großpolen, u. Sohn des Grafen Filip R., polnischen Generals, geb. 1788 in Posen, studirte in Frankfurt a. O. Sprachen u. Naturwissenschaften,[783] trat 1807 in das polnische Heer u. wurde Hauptmann; 1812 nahm er an dem Landtage Theil, machte 1814 eine Reise nach Constantinopel u. Kleinasien u. beschäftigte sich dann mit der Herausgabe polnischer Werke. Eine Antiquitätensammlung stellte er auf seinem Schloß Rogalin bei Posen auf u. schenkte seine Bibliothek u. seinen neuen Palast der Stadt Posen, wo er lebte, wirkte dort sehr viel zu öffentlichen Anlagen u. zum Gemeinwohl u. ließ bei Rauch die Statuen des Herzogs Miecislaw u. Königs Boleslaw von Polen für den Posener Dom arbeiten. An der Revolution 1830 betheiligte er sich nicht u. erschoß sich 20. Januar 1845 bei Zaniemysl mit einem Böller. Er war vermählt mit Constantia geb. Gräfin Potocka-Tulczyn u. schr. Beschreibung seiner Reise nach Constantinopel u. Kleinasien (deutsch von v. d. Hagen, Bresl. 1827); Gabinet medalów polskich (polnisch u. französisch), Berl. u. Posen 1841–45, 4 Bde.; Wspomnienia wielkopolski, Pos. 1842 f., 2 Bde.; u. gab heraus: Briefe des Königs Joh. Sobieski (deutsch von Öchsle, Heilbr. 1827); die Memoiren Passek's (deutsch von Steffens, Bresl. 1838); die Memoiren des Fürsten Radziwill, Wybicki's u. A.; den von seinem Großvater gesammelten Codex diplom. Majoris Poloniae, Pos. 1840; Obraz Polski i Polakow, Pos. 1840, 21 Bde.; Geschichte der Regierung Joh. Kasimirs; Bibliothek lateinischer Klassiker, 8 Bde. Jetziger Chef: 6) Graf Roger, Sohn des Vor., geb. 7. Juli 1820 u. seit 1851 Wittwer von Marie geb. Gottschall; er hat keine Nachkommen. b) Zweiter Ast, besitzt in Posen die Majoratsherrschaft Obrzycko (1 Stadt u. 24 Dorfschaften, mit 6060 Ew.), die 1847 zum Familienfideicommiß constituirte Herrschaft Wyscyn (13 Ortschaften mit 2100 Ew.), die Herrschaft Grabow (2 Städte u. 15 Ortschaften mit 9600 Ew.), in Österreichisch-Galizien die Herrschaft Dembica (1 Stadt u. 24 Ortschaften mit 12,850 Ew.) u.a. Güter; Stifter u. jetziger Chef: 7) Graf Athanasius, Bruder von R. 5), geb. 1788 in Großpolen, trat in preußische Staatsdienste, wurde 1831 Geschäftsträger in Kopenhagen, 1840 Geheimer Legationsrath, später Gesandter in Portugal u. dann bis 1853 in Madrid, worauf er nach Berlin zurückkehrte; er sammelte auf seinen vielen Reisen in Deutschland, Italien u. der Schweiz seine kostbare Gemäldesammlung, welche jetzt in Berlin aufgestellt ist. Schr.: Hist. de l'art moderne en Allemagne, Par. 1836–42, 3 Bde. (deutsch von F. H. von der Hagen, Berl. 1836–40). Er ist vermählt mit Anna geb. Fürstin Radziwill. Sein Sohn Graf Karl R., geb. 1817, lebt in Galizien.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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