Reinhard

Reinhard

Reinhard, 1) Johann Paul, geb. 1722 in Hildburghausen, wurde 1745 Professor der Philosophie in Erlangen, dann zu Jena später der Rhetorik u. Dichtkunst u. 1767 der Geschichte u. st. 1779; er schr.: Einleitung zu der weltlichen [12] Geschichte der vornehmsten Staaten, Erl. 1746, 3. Aufl. 1778; Vollständige Wappenkunst, Nürnb. 1747, 1773; Historie des Hauses Sachsen, 3. Aufl., Lpz. 1776; Historie des Erzhauses Österreich, Erl. 1752; Geschichte des Königreichs Cypern, Erl. 1766, 2 Thle., u.m.a. 2) Franz Volkmar, geb. 12. März 1753 zu Vohenstrauß in der Oberpfalz, Sohn des Predigers daselbst, studirte seit 1773 in Wittenberg, wurde daselbst 1777 Privatdocent u. 1780 Professor der Philosophie, 1782 der Theologie u. 1784 Probst an der dasigen Universitätskirche u. Consistorialassessor, 1792 Oberhofprediger, Kirchenrath u. Oberconsistorialassessor zu Dresden u. st. daselbst 6. Sept. 1812. Im Juli 1840 wurde ihm in seinem Geburtsort Vohenstrauß ein Denkmal errichtet. R. war ausgezeichnet als Prediger, vorzüglich durch logische Form, u. bes. gewann er durch mündlichen Vortrag. Als Mitglied des Kirchenraths machte er sich um die Universitäten u. Fürstenschulen, Schullehrerseminarien u. Volksschulen sehr verdient u. trug zu der Einführung neuer Gesangbücher (in Dresden 1797), einer neuen Agende u. der allgemeinen Beichte viel bei. Er schr. u.a.: Versuch über den Plan, welchen der Stifter der Christlichen Religion zum Besten der Menschen entwarf, Wittenb. 1781, n. Aufl., ebd. 1798; Über das Wunderbare u. die Verwunderung, ebd. 1782; System der christlichen Moral, ebd. 1788 f., 2 Bde., 5. Aufl., ebd. 1815, 4 Thle.; Geständnisse, meine Predigten u. meine Bildung zum Prediger betreffend, Sulzb. 1810, 2 Aufl. 1811; Vom Geist des Christenthums in Hinsicht auf Beruhigung im Leiden, Lpz. 1792; Beiträge zur Schärfung des sittlichen Gefühls u. der Aufmerksamkeit auf den Zustand des Herzens, Lpz. 1799, n. Aufl., ebd. 1813; Über den Kleinigkeitsgeist in der Sittenlehre, Meiß. 1801, n. Aufl., ebd. 1817; Vorlesungen über die Dogmatik, herausgegeben von Berger, 4. A. herausgegeben von Schott, Sulzb. 1818; Opuscula academ., herausgegeben von Pölitz, Lpz. 1808–1809, 2 Thle.; Predigten, Sulz. 1793–1813, 35 Bde.; Predigten über die sonn- u. festtäglichen Evangelien etc. aus den hinterlassenen Papieren herausgegeben von Hacker, ebd. 1815, 4 Bde.; Sämmtliche zum Theil noch ungedruckte Reformationspredigten etc. herausgegeben von L. Berthold, ebd. 1823–25, 3 Bde.; Predigten, Supplementband von Kenzeimann, Meiß. 1825, u. ein zweiter von Haas, Lpz. 1833; Gine kurze Übersicht seines Lebens schrieb Böttiger, Dresd. 1813; Lebensbeschreibung von Pölitz, Lpz. 1813–15, 2 Abtheil. 3) Hans von R., geb. 1755 in Zürich, studirte seit 1773 in Göttingen, ging dann auf Reisen, wurde später in der Kanzlei seiner Vaterstadt angestellt u. war 1787–1795 Stadtschreiber, dann Landvogt in der Grafschaft Baden, wo er die Revolution erlebte, u. wirkte während der helvetischen Zeit nur in den Municipalbehörden seiner Vaterstadt; er war 1802 Mitglied der Tagsatzung von Schwyz u. ging als Abgeordneter der Stadt Zürich mit nach Paris, wo er das föderalistische System verfocht; 1804 ging er wieder als Gesandter zu Napoleons Krönung nach Paris, ferner 1809, wo er Napoleons Plan die Schweiz mit Tyrol zu vereinigen bekämpfte, u. 1811, wo er gegenüber Napoleons Übermuth der Schweiz wieder sehr nützte. 1815 war er Deputirter auf dem Congreß zu Wien u. st. 1835 als Landamman u. Bürgermeister in Zürich Lebensbeschreibung von Konrad von Murald, Zür. 1839. 4) Karl Friedrich, Graf von R., geb. 2. Oct. 1761 zu Schorndorf im Württembergischen, Sohn eines Predigers, studirte in Tübingen Theologie, kam als Hauslehrer in ein Handelshaus zu Bordeaux, dann als Secretär ins Ministerium des Auswärtigen nach Paris, wurde 1796 französischer Gesandter in Hamburg, Lübeck u. Bremen u. 1797 in Florenz, 1798 Minister des Auswärtigen, 1799 Gesandter in der Schweiz, 1802 wieder in Hamburg u. 1807 in Kassel u. zugleich in den Grafenstand erhoben. Unter Ludwig XVIII. erhielt er das Directorium in Talleyrands Ministerium des Auswärtigen, flüchtete nach Napoleons Rückkehr von Elba auf sein Gut bei Köln, wurde nach dem zweiten Pariser Frieden Gesandter beim Bundestag in Frankfurt a. M., verlor diesen Posten 1829, erhielt aber nach der Julirevolution 1830 den Gesandtschaftsposten in Dresden, kehrte 1832 nach Paris zurück, wurde Pair u. starb daselbst 25. Dec. 1837; R. war lyrischer Dichter, schrieb auch Episteln, Tüb. 1785 etc., u. übersetzte mehre Gedichte des Tibullus, Propertius u. Tyrtäos, Tüb. 1798. Sein Briefwechsel mit Goethe erschien Stuttg. 1850. 5) Karl von R., geb. 1769 in Helmstädt, lebte seit 1792 als Privatdocent, später als Assessor der theologischen Facultät zu Göttingen, wurde 1806 herzoglich sachsen-gothaischer Hofrath, hielt sich sodann in Ratzeburg, Hamburg u. Altona auf, privatisirte fest 1824 in Berlin u. st. 1840 in Zossen; er schr.: Über die jüngsten Schicksale der Alexandrinischen Bibliothek, Gött. 1792 (franz. von Villers, Par. 1798); Entwurf der Theorie u. Literatur des deutschen Styls, ebd. 1796; Deutsches Fremdwörterbuch für die Geschäftsführung, den Umgang u. die Lectüre, Altona 1814, 2. Aufl. 1817; Lehrbuch des deutschen Styls, Berl. 1826, Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte, Berl. 1828 f., 4 Bde.; Abriß der allgemeinen Weltgeschichte, Berl. 1830; Gedichte, 3. Aufl., Altona 1819; Sammlung kleiner Romane, Alt. 1821; gab den Göttingenschen Musenalmanach 1795–1804 heraus, redigirte den Romanenkalender 1798–1803 u. die Polyanthea 1807, besorgte eine Ausgabe von Bürgers sämmtlichen Werken, Götting. 1796–1798, 4 Bde., n. Ausg., ebd. 1830. 6 Bde., auch 7 Bde., Berl. 1823–27, u. von dessen Lehrbuch der Ästhetik, ebd. 1825, 2 Bde.; u. Bouterwecks Gedichte, Götting. 1802.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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