Ricci

Ricci

Ricci (spr. Ritschl), 1) Domenico, genannt Brusasorci (nach seinem Vater, welcher die Gewohnheit hatte, Mäuse zu verbrennen), geb. 1494 in Verona; Historienmaler, bildete sich im Colorit nach Tizian u. Giorgione, erlangte große Meisterschaft in malerischer Technik u. Fresco, wie in Öl, blieb aber ohne Wahrheit u. Styl der Darstellung; er st. 1567 in Verona. 2) Matthias, geb. 1552 in Macerata; trat 1571 in den Jesuitenorden, wurde um 1578 mit noch zwei Andern zur Mission nach China bestimmt, erhielt aber erst 1583 von der Regierung der Provinz Canton die Erlaubniß, sich mit seinen Gefährten in Tschao-Kingsu niederzulassen; er schloß sich, um sich das Zutrauen der Chinesen zu erwerben, an die Religion des Confucius an u. verfertigte eine Weltkarte, wo er China in die Mitte u. die anderen Reiche um dasselbe herum setzte, so wie er auch einen kleinen Katechismus in Chinesischer Sprache schrieb. Er war seit 1589 ganz allein mit der Mission in Tschao-Kingsu beauftragt, mußte sich aber, nachdem es den chinesischen Priestern gelungen war Mißtrauen gegen ihn zu erregen, nach Tschao-Tscheu zurückziehen. Gleichwohl begab er sich in chinesischer Tracht 1595 nach Peking u. schrieb auf dem Wege dahin einen Dialog über die Freundschaft, er mußte aber, da man ihn für einen Japanesen hielt u. ihm die Vorstellung am Hofe aus Mißtrauen verweigerte, wieder zurückgehen, überbrachte indeß, von Neuem nach Peking reisend, 1600 dem Kaiser Geschenke der Portugiesen, wurde gut aufgenommen u. erhielt sowohl für sich als auch für andere Missionäre Erlaubniß zum Aufenthalt in der Hauptstadt. Durch seine Gelehrsamkeit, Klugheit u. durch die Kunstfertigkeit im Malen so wie in der Musik erwarb er sich die Achtung der Mandarinen u. des Hofes u. gewann Viele für das Christenthum; st. 1609 in Peking u. hinterließ mehre Werke in Chinesischer Sprache. 3) David, s. Rizzio. 4) Christian Gottlieb, geb. 1697 zu Bernstadt in der Oberlausitz; studirte in Leipzig, lebte dann in Dresden, Gotha, Halle, Altdorf u. Berlin, theils als Hofmeister, theils als Advocat, wurde 1744 Universitätssyndicus u. Professor der Rechte in Göttingen u. st. 1784; er schr.: Entwurf von dem landsässigen Adel in Deutschland, Nürnb. 1735; Entwurf von der in Deutschland üblichen Jagdgerechtigkeit, ebd. 1736, 1772; Entwurf von Stadtgesetzen, Frankf. 1740; Spicilegium juris germ., ebd. 1738, Gött. 1750 u.a. m. 5) Lorenzo, geb. 1703 in Florenz; wurde 1758 zum General des Jesuitenordens gewählt, Anfangs zeigte er sich klug u. besonnen, allein als die Jesuiten in Folge eines Attentats auf das Leben des Königs Joseph Emanuel von Portugal 1759 aus diesem Lande vertrieben u. P. Malagrida deshalb hingerichtet worden war, machte R. seinem Orden dadurch böses Spiel, daß er die Spannung zwischen den Höfen von Rom u. Lissabon vergrößerte; nach der Aufhebung des Ordens 1773 wurde R. mit vielen anderen Jesuiten auf die Engelsburg gebracht, doch wurde ihm seine Gefangenschaft erleichtert u. seine Befreiung war schon beschlossen, als er 23. Novbr. 1775 starb. 6) Scipio, geb. 9. Januar 1741 in Florenz; machte seine Studien bei den Benedictinern in Florenz, wurde 1766 Domherr u. Auditor des Nuntius in Florenz, dann Generalvicar des Erzbischofs, 1780 Bischof von Pistoja u. Prato. Er erklärte sich sehr lebhaft für das vom Erzherzog Leopold eingeführte Neuerungssystem u. strebte eifrig darnach Kirche u. Geistlichkeit zu reformiren, suchte den öffentlichen Unterricht zu verbessern, Feiertage u. Processionen zu vermindern, Brüderschaften aufzuheben u. eine bessere Kirchendisciplin einzuführen, verweigerte der Bulle in coena Domini das Exequatur, hob die Inquisition auf, schaffte die Taxen ab, welche der Römische Stuhl in Toscana erhob etc. 1781 errichtete er in Pistoja eine Druckerei, welche bes. Pamphlets im reformatorischen Sinne verbreiten sollte, u. hielt 1786 in Pistoja eine Synode, deren Aufsehen machende Acten 1788 in 2 Bden. herauskamen. Sein System regte jedoch das Volk gegen ihn auf, eine Meuterei brach 1787 in Prato aus, man plünderte seinen Palast u. beraubte ihn seiner Bücher. Nun erschienen mehre Schriften gegen ihn, u. Alles ließ ein Schisma in Toscana fürchten, als durch den Tod Josephs II. das neue System stürzte. 1790 brach eine neue Meuterei gegen R. aus, er mußte fliehen u. gab seine Dimission. Doch wurde er 1799, nach der Entfernung der Franzosen aus Toscana, als Begünstiger derselben ins Gefängniß gesetzt, aber kurz darauf nach dem Dominicanerkloster zu San Marco gebracht. Erst das zweite Einrücken der Franzosen befreite ihn. Dennoch unterzeichnete er 1805, um ruhig zu leben, eine vollkommene Adhäsionsformel, sowohl gegen den Jansenismus, als auch zur Bulle Auctorem fidei u. st. 27. Januar 1810. Vgl. Potter, Vie de Scipion de R., Brüssel 1825, 3 Bde., 3. Aufl. 1857 in 1 Bde. (deutsch, als Leben u. Memoiren de Scipio von R., Stuttg. 1826, 4 Bde.; englisch von Thom. Roscoe, Lond. 1850). 7) Ange-Maria Chevalier di R., geb. 1777 auf seinem Stammschlosse Mopolino; wurde von Murat zum Bibliothekar, Prinzenerzieher u. Vorleser ernannt; seine unter dem König Ferdinand ihm ertheilte Professur der Eloquenz an der Universität legte er nieder, lebte seitdem wieder der literarischen Muse auf seinem väterlichen Schlosse u. st. 1. April 1850 in Rieti. Er schr. : Arcadia de' classici ital., Neapel 1811; Fasti di Giuacchino, ebd. 1813; Italiade, Livorno 1819 (auf Karls d. Gr. Siege in der Lombardei); San Benedetto, Neapel 1826; Elegie, Rom 1841; Il Pelligrino di Monte Cassino, 1845; die didaktischen Gedichte: La georgica dei fiori u. Le conchiglie; Idyllen u. mehre Gedichte. 8) Stefano, geb. um 1790 in Florenz; einer der ausgezeichnetsten Bildhauer in Italien; von ihm ist das Grabdenkmal Dantes in Sta. Croce zu Florenz.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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