Rosen [2]

Rosen [2]

Rosen, ein altes, aus Böhmen stammendes Geschlecht, welches seinen Ursprung von Slawnik Grafen von Lubicz (900–981) ableitet; dessen Söhne von seiner Gemahlin Strezislawa, Tochter des Herzogs Otto des Erlauchten von Sachsen u. Schwester des deutschen Kaisers Heinrich I., waren St. Adalbert (s.d. 15), St. Gaudentius u. Porag od. Paragius, welcher Letztere der Stammvater des heutigen Geschlechts R. geworden ist. Derselbe wurde durch die heidnischen Bewohner gezwungen Böhmen zu verlassen u. wandte sich um 1000 nach Polen, wo das Geschlecht in der Folge in 50 verschiedene Aste u. Zweige (die sich nach Böhmen, Deutschland, Livland, Schweden, Frankreich verbreiteten) zerfiel u. nach 1100 von den in sein Wappen aufgenommenen drei weißen Rosen den Namen R. annahm. Unter die vielen dem Geschlechte entsprossenen, in Staat u. Kirche ausgezeichneten Männer gehören: 1) Reinhold, war einer der ausgezeichnetsten Heerführer im Dreißigjährigen Kriege, zuerst schwedischer Oberst, dann französischer Generallieutenant, u. st. 1667. 2) Graf Konrad, Neffe des Vorigen, wurde Marschall von Frankreich u. Irland u. st. 1715. 3) Graf Gustav Friedrich, geb. 1688, war schwedischer Reichsrath, General en chef, Generalgouverneur von Finnland u. der intimste Freund des Königs Karl XII., welchem er zweimal das Leben rettete; er st. 1769. Das Geschlecht blüht gegenwärtig im freiherrlichen Stande in Rußland, Schweden, Preußen, Schleswig-Holstein u. Dänemark: I. In Rußland, wurde 1697 u. 1802 in den Freiherrnstand erhoben u. hat im Gouvernement Witebsk u. in Bessarabien Besitzungen. 4) Georg Andreas, Baron von R., Livländer, stammt aus einer schwedischen Familie, geb. 1776, trat 1789 in russische Dienste, avancirte 1803 zum Capitän, 1806 zum Oberst u. focht als Commandeur des 1. Jägerregiments 1806 u. 1807 gegen die Franzosen u. 1808 gegen die Schweden in Finnland, wurde hier Generalmajor, 1811 Brigadechef u. 1812 Commandeur der 1. Gardebrigade, mit welcher er sich bes. bei Mosaisk u. bei der Verfolgung der Franzosen auszeichnete; er erhielt Anfangs 1813 die 1. Gardedivision, focht mit dem Ostermannschen Corps bei Kulm u. bei Leipzig, worauf er Generallieutenant wurde, u. 1814 bei Arcis sur Aube u. Paris. Nach dem zweiten Pariser Frieden befehligte er das 1. Infanteriecorps u. wurde 1826 General der Infanterie. 1831 führte R. das 6. Infanteriecorps gegen die Polnische Insurrection u. bildete den rechten Flügel des russischen Centrums, focht im Febr. bei Wawre, entschied bei Grochow, erlitt aber bei Dembe Wielki den 30. März durch Skrzynecki eine Niederlage u. wurde am 10. April bei Iganie nochmals geschlagen. Er wurde nun zur Reorganisirung seines Corps an die russische Grenze zurückgeschickt, rückte erst im Aug. wieder in die Linie u. schloß Praga ein, wurde aber Ende August von Ramorino nach Lukow, Miendryrzez u. Bresk zurückgedrängt. Nach dem Falle Warschau's griff R. vereint mit Roth u. Krassinsky Ramorino an u. drängte denselben an die österreichische Grenze, welche dieser am 16. Sept. überschritt u. dort die Waffen streckte. Nach dem Krieg erhielt R. das Commando des 2. abgesonderten kaukasischen Corps, siegte 1832 über Kasi-Mulla, wurde jedoch, da er gegen Schamyl keine Erfolge erzielte, bald wieder abberufen u. zum Senator u. Mitglied des Kriegsraths in Petersburg ernannt, wo er 24. Aug. 1841 starb. Unter seiner Leitung wurden die beiden Kartenwerke des Kaukasischen Landes u. der angrenzenden Landschaften, Petersb. 1834, entworfen. 5) Roman Baron von R., geb. 1780, machte als Oberst u. Generalmajor den Krieg 1812–14 gegen Frankreich mit, commandirte als Generallieutenant 1830 eine Division im Kaukasus, wurde dann Mitglied des Generalauditoriats in Petersburg, 1845 General der Infanterie u. st. 23. Oct. 1848. 6) Alexis Baron von R., Generallieutenant, war früher Director der Artillerieschule in Petersburg u. wurde 1853 Mitglied des obersten Raths der Militärlehranstalten. 7) Georg Baron von R., russischer Dichter, Nachahmer u. Freund Puschkins, st. 6. März 1860 in Petersburg; er schrieb: Drei Gedichte, 1827; Das Geheimniß, 1828; Djewa semi Angelow, 1828; Die Geburt Iwan's des Schrecklichen (lyrisch-episches Gedicht), 1830; die Trauerspiele: Rußland u. Bathory, 1834; Iwan der Schreckliche, 1833; Basmanow, 1836; Die Tochter Iwan's III., 1839 (von ihm selbst ins Deutsche übersetzt, Petersb. 1841); die Oper: Das Leben für den Czaar, 1837; gab 1830 mit Konschin den poetischen Almanach Zarskoje-Selo u. 1832–33 die Alciona heraus u. veröffentlichte 1842 im Syn. Otetschestwa interessante Reisebriefe aus Rom. Jetziger Chef: 8) Freiherr Andreas, geb. 1803, ist russischer Geheimer Rath, Stallmeister u. Hofmarschall der Großfürstin Helene Pawlowna. II. In Preußen, Schleswig-Holstein u. Dänemark, A) Linie: Hochrosen, ist in der preußischen Rheinprovinz angesessen u. erhielt 1721 u. 1852 preußische Anerkennungen ihres Freiherrnstandes; jetziger Chef ist: 9) Freiherr Gustav, geb. 1792. B) Pommern'sche (Schleswig-Holstein-schlesische Linie), a) erster Zweig, dessen Chef ist: 10) Freiherr Gustav, geb. 1809, ist preußischer Major a. D. u. Landesältester des Kreises Goldberg-Haynau in Schlesien; b) zweiter Zweig, führt den freiherrlichen Titel nicht,[362] jetziger Chef: 11) Friedrich, geb. 1816, ist dänischer Rittmeister.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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