Röhrenbrücken

Röhrenbrücken

Röhrenbrücken Röhrenträgerbrücken), eine in neuerer Zeit zuerst von Stephenson u. Fairbairn construirte, bes. für Eisenbahnen, über breite Flüsse u. Meerengen angewendete Art von Brücken. Sie sind aus den Blechträgerbrücken entstanden, indem man, um den Blechbalken noch mehr Widerstand gegen seitliche Ausbiegung zu geben, denselben eine kasten- od. röhrenförmige Form gab. Der Querschnitt der Röhrenträger bildet ein auf die schmale Seite gestelltes Rechteck, indessen hat man den Röhrenbalken auch kreisrunde od. elliptische Querschnittsformen gegeben. So hat z.B. Brunel an der Chapstow-Eisenbahnbrücke cylindrische Blechröhrenträger angewendet, an denen die Fahrbahn aufgehängt ist. Die Kreisform des Balkenquerschnittes gewährt jedoch keine vortheilhafte Benutzung des Materials u. des Zwischenraumes, auch ist (von Fairbairn) nachgewiesen, daß die rechteckige Querschnittsform sich weniger leicht einbiege u. zusammendrücke, als die runde. Die Construction der R. ist eine zweifach verschiedene. Bei den R. von Fairbairn wird die Brücke von zwei zu beiden Seiten befindlichen Röhrenbalken getragen; die Röhren sind durch die von querliegenden Blechbalken gebildete Fahrbahn verbunden u. die letztere liegt daher hier frei; die Stephensonschen R. dagegen bestehen nur aus einer Röhre, in deren Innern die Fahrbahn sich befindet u. vor Wind u. Wetter geschützt ist. Bei den Brücken der ersten Art werden die Röhrenträger, welche aus starken, an den Ecken durch angenietete Winkeleisen verbundenen Eisenblechtafeln bestehen, unterhalb durch I-förmige Querbalken aus Eisenblech verbunden, welche ebenfalls mittelst Winkeleisen an die inneren Wände der Röhrenträger angenietet werden. Auf diese Querbalken, welche in kürzeren Entfernungen sich von einander befinden, kommt die aus hölzernen Langschwellen bestehende Brückenbahn zu liegen. Um die Haltbarkeit der Röhrenträger von großer Höhe u. bes. den Widerstand gegen das Zusammendrücken zu vergrößern, bringt man am Obertheil derselben noch mehrere Blechwände, sowie im Innern der Röhre Zwischenwände an, welche dem Ganzen die nöthige Steifigkeit ertheilen. Die aus einer einzigen Röhre bestehenden Stephensonschen R. bilden ein hohles Parallelepiped, welches aus Blechplatten von 4–12 Fuß Länge, 2 Fuß Breite u. 3/83/4 Zoll Dicke mittelst 1 Zoll starker Bolzen zusammengenietet ist. Zur Erhöhung der Tragkraft ist die Röhre sowohl mit einem doppelten Boden, als auch mit doppelter Decke versehen, u. die dadurch gebildeten hohlen Zwischenräume sind durch verticale Scheidewände in Zellen zertheilt, welche für sich eine Reihe kleinerer nebeneinanderliegender Röhren bilden. Die verticalen hohen Seitenwände (Tragwände) werden an den verticalen Stoßfugen der Blechplatten mittelst doppelter T-Schienen aus langen Blechstücken gebildet, innen u. außen vernietet u. erhalten dadurch eine größere Steifigkeit. Auf den Boden der Röhre werden zunächst Querschwellen u. hierauf Langschwellen u. darauf die Schienen gelegt. Außerdem sind noch diejenigen Stellen der Röhre, an denen sie aufruht, von innen mit gußeisernen Rahmen abgesteift, u. ebenso die Wände der unteren Zellenreihe durch gußeiserne Träger gestützt. Damit sich nämlich die Brücke in der Hitze u. Kälte ungehindert ausdehnen u. zusammenziehen kann, ruht dieselbe nicht unmittelbar auf den Pfeilern, sondern sie liegt mit gußeisernen Platten auf gußeisernen Rollen von etwa 6 Zoll Durchmesser u. 2 Fuß Länge, welche auf eisernen auf dem Pfeiler festliegenden Platten rollen. Ausgeführte große Brücken dieser letzteren Art sind z.B. die Conway-Röhrenbrücke (die erste Brücke dieser Art), die Britanniabrücke (s.d.) über die Menai-Meerenge in England u. die Victoriabrücke über den Lorenzostrom bei Montreal in Canada.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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