San Salvador

San Salvador

San Salvador, 1) Staat von Centralamerika, schmaler Landstrich am Stillen Ocean, zwischen Guatemala u. Honduras, 1000 QM.; Gebirge: Fortsetzung der Cordilleras, mit den Vulkanen Miguel, Yzalio (Ausbruch 1798), S. Salvador u.a.; Flüsse: Lempta, Jiquilisco u.a.; Seen: Guixar (Guijar), Metapa (Matapa) u.a.; Baien: Jiquilisco (Fonseca, Amapalla), Conchugna u.a.; Producte: Drachenblut, Indigo, Mastix, bes. viel Balsam (daher Balsamküste genannt), Zucker, Baumwolle, Cacao, Gewürze. Die Gesammtbevölkerung betrug 1860 an 600,000 Ew., worunter über 100,000 Indianer, die übrigen größtentheils Mischlinge. Die Indianer von S. S. (nach dem früheren Namen des Landes Cuscatlaner genannt) sind die civilisirtesten von ganz Centralamerika. Die Verfassung des Staates ist republikanisch; an der Spitze der Executive steht ein (früher auf 2 Jahre, seit dem Gesetz von 1859 aber) auf 6 Jahre gewählter Präsident (1860–66 Gerardo Barrios) mit drei Ministern; die Gesetzgebende Gewalt hat die Legislative Kammer von 24 Deputirten u. einen Senat von zwölf Mitgliedern. Getheilt in acht Departements: San Miguel, San Vicente, La Paz, S. Salvador, Cuscatlan, Santa Ana, Sonsonate, Chalantenango. Finanzen im Jahr 1859: Einnahmen: 745,959 Dollars; Ausgaben: 649,374 Dollars; innere Schuld: 80,000 Dollars; auswärtige Schuld: 600,000 Dollars; Münzen, Maße u. Gewichte wie in Costa-Rica (s.d.).

S. S. wurde 1525 von Alvarado erobert, 1790 zu einer Intendanz erhoben u. erklärte sich mit den anderen Staaten unabhängig von Spanien, s. Centralamerika (Gesch.). Durch Vertrag vom 7. Octbr. 1842 gehörte S. S. mit Guatemala, Nicaragua u. Honduras zu einer Union. Indeß war kein friedliches Verhältniß zwischen den Staaten; 1845 waren[814] S. S. u. Honduras in offenem Kriege; dagegen schloß S. S. am 4. April 1845 einen Freundschafts- u. Allianzvertrag mit Guatemala u. sie kamen überein auf den 30. Aug. Deputirte nach Sonsonate zu einem Nationalconvent zu schicken u. dazu die anderen Staaten einzuladen. Doch trennte sich 1847 Guatemala ganz von der Union. Anfangs 1851 kam S. S. mit England in einen Conflict, englische Kaufleute machten eine Forderung von 20,000 Pfd. Sterl. an S. S., u. die Regierung hatte diese Forderung anerkannt, aber die Zahlung unter allerhand Ausflüchten verweigert, deshalb wurde im Februar die ganze Küste von S. S. von dem englischen Admiral Hornby in Blockadezustand erklärt. Am 25. Juli 1851 vereinigte sich S. S. mit Nicaragua u. Honduras wieder zur Errichtung einer Föderalregierung, u. am 1. März 1852 folgte an Vasconcelos Stelle Francisco Duenas als Präsidentder Republik. Unter seiner Präsidentschaft erfreute sich S. S. einer verhältnißmäßigen Ruhe; nächst Costa Rica war es unter den Staaten Centralamerikas ökonomisch u. politisch am Weitesten vorgeschritten, die Bevölkerung arbeitsamer u. friedlicher als in den Nachbarstaaten, der Boden größtentheils cultivirt u. der Export des Indigo, des Hauptproducts des Landes, deckte in guten Jahren vollständig den Import der englischen Manufacturwaaren. 1854 folgte als Präsident D. Jose Maria San Martin; bald nach seinem Regierungsantritt zerstörte ein furchtbares Erdbeben in der Osternacht 1854 die ganze Hauptstadt S. S., welche damals etwa 18,000 Seelen zählte, u. Monate lang dauerten die Erderschütterungen im ganzen Lande fort. Die Einwohner verließen die Stadt u. es wurde etwa 3 Leguas von derselben entfernt in der Ebene von Santa Tecla eine neue erbaut. Auch die Heuschrecken richteten große Verwüstungen im Lande an, u. S. S. wurde durch diese Unglücksfälle sehr zerrüttet. Anleihen, welche man deshalb in den Vereinigten Staaten suchen mußte, vermehrten den Einfluß der Nordamerikaner. Zwar war S. S. nach seiner geographischen Lage an den Händeln wegen des Transitweges zwischen den beiden Oceanen u. der Walkerschen Flibustierzüge in Nicaragua weniger betheiligt als die anderen mittelamerikanischen Staaten; doch schloß es sich (Dec. 1855) den Verwahrungen der Regierungen von Honduras u. Costa Rica gegen Anerkennung der Walkerschen Gewaltherrschaft in Nicaragua an u. sandte Truppen zur Befreiung Nicaragua's ab, welche im Verein mit denen der übrigen Nachbarstaaten die Capitulation Walkers erzwangen. Inmittelst war (1856) Rafael Campo zum Präsidenten von S. S. erwählt worden. Nachdem Walker zum zweiten Male vertrieben worden war, wurde auf einem Congreß in Rivas zwischen Nicaragua, Costa Rica u. S. S. ein neuer Bundesvertrag unterzeichnet, dessen Einzelheiten späterer Festsetzung vorbehalten blieb. Bei den fortwährenden Zuckungen, unter denen diese Staaten litten, scheint der Vertrag niemals zur Ausführung gekommen zu sein, Nicaragua blieb vorläufig von den Verbündeten besetzt. Im Juni 1857 wurde der Präsident Rafael Campo auf kurze Zeit durch den General Barrios entsetzt, welcher mit einigen Truppen aus Nicaragua zurückkehrend, wo er zu spät zur Belagerung von Rivas gekommen war, in Cajutopeque den Vicepräsident Dummas zum Präsidenten ausrief. Doch mißglückte diese Bewegung u. Dummas verließ selbst seinen Beschützer. Am 6. Febr. 1858 wurde als neuer Präsident M. Miguel Santin del Castillo eingesetzt. Er wurde 1859 durch den General Gerardo Barrios gestürzt, nachdem die oberste Gewalt vorübergehend durch mehre Hände gegangen war. Die Dauer der Präsidentengewalt wurde von 2 auf 6 Jahre (Decret vom 24. Jan. 1859), das Mandatder Kammern, welche ihre Einwilligung zu der neuen Ordnung der Dinge gaben, von 2 auf 4 Jahre verlängert. Die in Folge dieser im Jan. 1860 vollendeten Umwälzung aus S. S. Geflüchteten, Santin an der Spitze, bedrohten von Honduras aus die Ruhe des Staates, ohne jedoch etwas Ernstliches zu unternehmen. Schon im Febr. 1860 bekleideten die Kammern den Capitängeneral Barrios mit einer außerordentlichen dictatorischen Gewalt, indem sie ihn ermächtigten Maßregeln zur Vertheidigung der nationalen Unabhängigkeit zu treffen, Offensiv- u. Defensivbündnisse zu schließen, über die Einnahmen des Staates zu verfügen etc. Barrios verlegte den Sitz der Regierung von Cajutopeque nach S. S. zurück u. suchte die Armee zu reorganisiren, konnte aber zu einem freundschaftlichen Einvernehmen mit den Nachbarstaaten Costa Rica u. Nicaragua nicht gelangen. Doch ist es in den letzten Jahren zu einem bewaffneten Conflict nicht gekommen. Vgl. Scherzer, Wanderung durch S. S., Braunschw. 1857; Sonnenstein, Descripcion del Esbado del Salvador, New York 1858; 2) Departement darin; 80,000 Ew.; 3) Hauptstadt des Staates, erbaut 1528, Stadt 1545, gebaut auf dem Platz der alten Stadt Cuscatlan, mehre Kirchen, viele Klöster, Gewerbe u. Handel; 30,000 Ew. Wurde in der Nacht vom 16. zum 17. April 1854 durch ein Erdbeben fast gänzlich zerstört; 4) Stadt, so v.w. Bahia 2); 5) (Guanahani), Insel aus der Gruppe der Bahamas, s.d. B) b); 6) Fort, am Hafen von Havanna.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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