Sandstein [1]

Sandstein [1]

Sandstein, Gebirgsarten, welche vorzugsweise aus, durch ein Bindemittel verkitteten Quarzkörnern bestehen. Die Größe der Quarzkörner ist gewöhnlich die eines Hirsekornes, zuweilen erreichen sie die Größe einer Erbse, zuweilen sind sie mikroskopisch klein; sie sind scharfeckig od. abgerundet, nicht selten zeigen sie noch Krystallflächen. Das Bindemittel ist sehr verschieden, gewöhnlich thonig od. kalkig, in der Regel ist es nur in geringer Menge vorhanden, zuweilen übertrifft es aber auch die Menge der Quarzkörnchen, so daß diese kaum bemerkbar sind. Die S-e mit thonigem Bindemittel führen oft Glimmer, welcher sich zuweilen so mehrt, daß der S. eine schieferige Structur erhält u. in Sandsteinschiefer übergeht. Alle S-e sind neptunische Bildungen u. zeigen immer eine deutliche Schichtung. Wurde ein Sandsteingebirge durch spätere Revolutionen theilweis wieder zerstört, welches durch die verticale Zerklüftung vieler Sandsteinbänke sehr befördert werden mußte, so blieben von der früher weit ausgedehnten Bildung nur vereinzelte Wände u. Felsen noch übrig, wie es die merkwürdigen Gesteine der Sächsisch-Böhmischen Schweiz od. die Teufelsmauer des Harzes noch zeigen. Jeder Weltschöpfungsepoche gehören eigenthümliche Sandsteinbildungen an, ebenso wie die dieselben charakterisirenden Kalkstein- u. Schiefergesteine. Der älteste S. ist die eigentliche Grauwacke, Grauwackensandstein (s. Grauwackenformation); Kohlensandstein heißt der S. der Steinkohlenformation, welcher durch einen meistens roth gefärbten u. zahlreiche andere Gebirgstrümmer enthaltenden thonigen S., das Rothliegende, bedeckt wird. Der bunte S. u. Keupersandstein schließen den Muschelkalk ein. Diese zur sogenannten Flötzformation gehörigen S. heißen auch Flötzsandsteine. Die Juraformation hat mancherlei Arten von S-en aufzuweisen, der S. der Kreideformation ist bekannt als Quadersandstein u. in den jüngeren Bildungen finden sich tertiäre od. Braunkohlensandsteine u. Molassen in einer oft sehr mächtigen Entwickelung. Als Meeresbildungen od. Süßwassergesteine umschließen die meisten S-e noch viele Versteinerungen. Nach der Natur des Bindemittels unterscheidet man folgende Arten von S-en: a) Quarziger S. (Kieselsandstein), mit kieseligem od. quarzigem Bindemittel; die Quarzkörner sind zuweilen krystallinisch, selbst mehr od. weniger deutlich ausgebildete Krystalle. Diese S-e sind meist sehr hart u. fest, weiß, gelblich- od. graulichweiß; sie finden sich deutlich geschichtet, theils in mächtigen Ablagerungen, theils nur einzelne Schichten bildend in verschiedenen Formationen. b) Thoniger S., das Bindemittel ist weißer od. verschieden gefärbter Thon, zuweilen auch Kaolin (Kaolinsandstein), hat sich oft stellenweis in flachen rundlichen Massen (Thongallen) angesammelt, die Quarzkörnchen sind abgerundet od. eckig, meist sehr klein. Die Härte u. Festigkeit hängt von der Menge des Bindemittels ab, je mehr dieses vorherrscht, desto reicher ist der S. Der thonige S. enthält oft Glimmerblättchen beigemengt, zuweilen in solcher Menge, daß der S. dünnschieferig wird (Sandsteinschiefer). Er ist meist deutlich geschichtet u. oft in mächtige Schichten abgetheilt, zeigt nicht selten eine quaderförmige Absonderung od. eine starke Zerklüftung. c) Kalkiger S., das Bindemittel ist kohlensaurer Kalk, zuweilen mit kohlensaurer Magnesia u. kohlensaurem Eisenoxydul vermischt, die Quarzkörnchen sind meist klein. Mit Säuren brausen diese S-e stark u. das Bindemittel löst sich vollständig darin auf. Sie sind meist nicht sehr hart u. fest, häufig sehr weich u. zerbröckeln leicht; gewöhnlich sind sie grau, gelblich od. grünlich, zuweilen enthalten sie weiße Glimmerblättchen in großer Menge. Sie bilden theils Lagen auf od. in anderen Sandsteinarten, bes. in der Nähe von Kalkstein, theils treten sie als selbständige Bergmassen auf. d) Dolomitischer S., mit dolomitischem Bindemittel, findet sich bes. in den oberen Schichten des bunten S-s. e) Apatitsandstein, ein eigenthümliches sandsteinartiges Gestein von grauer, brauner bis schwarzbrauner Farbe, ist ziemlich hart u. findet sich in Schichten unter einem Kalkmergel in einem bedeutenden Sandlager mit fossilen Knochen u. Geschieben von Eisenerz im mittleren Rußland; enthält neben Sand vorzugsweise phosphorsauren Kalk. f) Mergeliger S., das Bindemittel ist ein Kalk- od. ein Thonmergel u. herrscht häufig so vor, daß die kleinen Quarzkörner kaum zu erkennen sind. Die mergeligen S-e sind meist nicht sehr hart, unrein graulich, bräunlich od. weißlich, brausen mit Säuren mehr od. weniger, enthalten oft Glimmerblättchen; finden sich im Weißliegenden, im bunten S., im Keuper u. bilden zuweilen den Übergang des thonigen S-s in den kalkigen. g) Glaukonitischer S. (Grünsandstein), ein kalkiger od. mergeliger S., welchem kleine Körner von Glaukonit beigemengt sind, wodurch das Gestein eine grüne od. grünlichgraue Färbung erhält; ist gewöhnlich sehr locker u. geht selbst stellenweis in Grünsand über; findet sich hauptsächlich in der Kreideformation in Sachsen, Böhmen, Westfalen u. England, seltener in der Grauwacke u. in tertiären Bildungen. h) Sideritischer S., das Bindemittel ist vorherrschend kohlensaures Eisenoxydul, zuweilen mit kohlensaurem Kalk od. Thon gemengt; die sideritischen S-e sind graulichweiß od. grau u. werden bei der Verwitterung röthlich od. gelblichbraun; sie finden sich in der Kohlenformation u. gehen in i) Eisenschüssigen S. über, wenn sich das kohlensaure Eisenoxydul in Eisenoxyd od. Eisenoxydhydrat verwandelt; diese S-e sind dann roth, bräunlichroth, gelbbraun od. ockergelb, häufig enthalten sie Glimmer. Zuweilen beträgt der Eisengehalt 20 bis 40 Procent; solche S-e heißen dann Eisensandsteine. k) Barytischer S., enthält als Bindemittel schwefelsauren Baryt, ist sehr schwer, aber nicht sehr hart; findet sich bes. in der Tertiärformation bei Kreuznach, Nauheim, Rockenberg u. Münzenberg in Hessen. l) Gypsiger S., dessen Bindemittel aus feinkörnigem od. erdigem Gyps, zuweilen aus Gypsspath besteht, erster hat sich an manchen Stellen in rundlichen, platten Massen (Gypsgallen) angehäuft; die Quarzkörner sind theils weiß, theils röthlich od. braun, eckig u. gewöhnlich in der Größe[859] sehr verschieden. Der gypsige S. ist weiß od. röthlichweiß, nicht hart, etwas zähe; findet sich ausgezeichnet in den oberen Regionen des bunten S-s. m) Kieselig-thoniger S. (körnige Grauwacke), ist der S. der Grauwackenformation (s.d.), die eigentliche Grauwacke, das thonige Bindemittel ist von Kieselerde mehr od. weniger durchdrungen, so daß das Gestein sehr hart u. fest erscheint; Glimmer fehlt fast nie u. ist oft in solcher Menge vorhanden, daß das Gestein schieferig wird. Ein solcher S. ist der Glimmersandstein (Micopsammit). n) Arkose (Feldspathpsammit) besteht aus graulichen od. weißen Quarzkörnern von der Größe einer Erbse u. röthlichweißen od. fleischrothen Feldspathkörnern, welche durch ein graulichweißes, quarziges Bindemittel verkittet sind; häufig enthält er Glimmerblättchen. Die Arkose findet sich in den untersten Schichten der Liasformation in der Bourgogne, bes. an der Grenze des Granites od. Gneißes, ferner in der Steinkohlenformation der Rheinpfalz u. in Sachsen, im bunten S. von Waldshut in Baden, Liebenstein in Thüringen, Marburg in Hessen u. in der tertiären Formation der Auvergne. o) Conglomeratartige S-e nennt man S-e, welche größere Geschiebe von Quarz u. Gerölle von anderen Gesteinen enthalten u. daher den Übergang von den S-en zu den Conglomeraten bilden. Manche S-e sind reich an Pflanzenüberresten, namentlich finden sich häufig Arten von Sigillaria u. Lepidodendron; der in Württemberg vorkommende Schilfsandstein ist reich an Calamitenstängeln. Auch thierische Überreste schließen die S-e ein, bes. Schalen von Mollusken, wie der Muschelsandstein der Molassensormation in der Schweiz. Man benutzt die S-e als Baumaterial zu Bruch- u. Hausteinen, zu Platten, Fenster- u. Thürgewänden, Treppenstufen, Gesimsen; ferner zu Säulen, Vasen, Grabmälern, Statuen etc., außerdem zu Mühlsteinen, zu Schleif- u. Wetzsteinen etc.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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