Scherrahmen

Scherrahmen

Scherrahmen (Schweif-, Anschweif-, Zettelrahmen, Schweifstock), haspelartiger Gestell, auf welches der Weber beim Scheren (s.d. 3) die zur Kette erforderliche Zahl gleichlanger Fäden in gehöriger Ordnung aufwindet. Am einfachsten ist der S. bei den Leinwebern; er besteht aus 2 Rahmen, welche sich in einer stehenden Welle kreuzen u. um diese drehen. Zusammengesetzter ist der holländische S. der Damastweber; er ist achtarmig, 6 Fuß hoch u. hat 12 Fuß im Umfange; er wird nicht mit der Hand, sondern durch eine über eine an der Welle sitzende Rolle laufende Schnur von einer Scheibe mit Kurbel umgedreht. Die Fäden wickeln sich von den Spulen (Pfeifen) ab, welche auf der Scherbank (s.d. 1) stecken. Eine Anzahl von Fäden (gewöhnlich 40) bilden einen Gang der Kette; gewöhnlich wird also ein halber Gang auf einmal geschert. Der Arbeiter vereinigt die 20 Fäden am Ende durch einen Knoten u. schlingt sie um einen der 3 horizontalen 6 Zoll langen Nägel am oberen Ende des S-s, dreht den Rahmen mit der Rechten um u. läßt die Fäden mit der Linken parallel auf den S. auflaufen; auf diesem winden sie sich in ziemlich weiten Schraubenwindungen auf. Am unteren Ende des S-s angelangt, werden die Fäden um die beiden unteren Holznägel (Fußnägel) geschlungen u. nun rückwärts u. aufwärts der zweite halbe Gang neben dem ersten auf den S. aufgewunden. Oben werden die Fäden über den letzten Nagel (Kopfnagel) geschlungen, dann abwechselnd ein Faden über u. einer unter den ersten u. zweiten Nagel gelegt (schränken, in's Kreuz legen, Kreuz einlesen), wobei man auch die beiden so getrennten Hälften zwischen dem ersten u. zweiten Nagel (Kreuznägel, Schrenknägel) kreuzt; zuletzt schlingt man durch das Kreuz (Gelese, Schrank, Rispe) einen Bindfaden, um so das Kreuz in Ordnung zu erhalten. So fährt man fort bis die ganze Kette auf den S. aufgewickelt od. dieser voll ist; die Fäden dürfen nämlich auf dem S. nicht übereinander gewickelt werden, weil sie sonst ungleiche Länge erhielten), Erleichtert wird dem Arbeiter das Scheren; wenn[143] die Fäden durch ein Lesebret (s.d.) gezogen werden (vgl. Scherbank). Oft steckt man das Lesebret auf ein hölzernes Kästchen (Katze, Führer), von welchem aus eine Schnur aufwärts, über eine Rolle u. endlich nach dem oberen Ende der Welle des S-s u. sich auf die Welle auf- od. abwickelt, je nachdem der S. rechts od. links umgedreht wird; dabei steigt u. fällt die Katze regelmäßig auf u. nieder u. vermittelt das regelmäßige Aufwickeln der Fäden; jedesmal wenn das Lesebret dabei seinen höchsten u. seinen tiefsten Stand erreicht hat wird die Schnur etwas verkürzt, damit der folgende halbe Gang gehörig neben den vorhergehenden aufgewickelt wird. Anstatt dieses runden S-s bedient sich der Bordenweber eines unbeweglichen geraden S-s, dieser besteht aus zwei 8 Fuß von einander entfernten Ständern mit 20–24 hölzernen Nägeln, auf welche die Fäden im Zickzack aufgewickelt werden.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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