Schlitten

Schlitten

Schlitten, 1) ein Fuhrwerk, mittelst dessen Lasten u. Personen im Winter auf dem Schnee od. Eise fortgebracht werden. Der S. besteht aus zwei, bisweilen mit Eisen beschlagenen Kufen (Schlittenbäumen), geraden, vorn aufwärts gekrümmten Baumstämmen, in welche vorn u. hinten Docken einander gegenüber eingezapft, diese aber mit Schwingen so verbunden sind, daß darauf ein Leiterwerk, Gerüst od. Kasten gesetzt werden kann; der Theil des Schlittengestells, worauf der Kasten ruht, heißt Polster. Man hat ein- u. zweispännige S.; jene sind mit zwei hölzernen Stangen (Gabel), diese aber mit einer Deichsel zum Anspannen versehen. Leichte einspännige S. zu Lustfahrten werden Rennschlitten genannt; die Kufen dieser S. sind sehr lang u. vorn durch einen Bogen verbunden, od. laufen in einer hohen Spitze zusammen. Der Kasten, in welchem man sitzt, ist entweder von Ruthen geflochten (Korbschlitten), od. von dem Stellmacher aus Säulen u. Zwischentafeln zusammengesetzt (Tafelschlitten). Hinten ist meist an dem S. für Personen eine Pritsche zum Sitzen od. auch ein Tritt für denjenigen angebracht, welcher bei Lustfahrten mit der Schlittenpeitsche (s.u. Peitsche 1) knallt. An der vorderen Seite des S-s ist bisweilen zwischen dem Bogen, welchen die Verlängerungen der Schlittenstangen bilden, eine von Draht geflochtene, od. von buntem Zeug gefertigte Wand (Schneeschirm) angebracht, welche verhindert, daß der von den Pferden zurückgeworfene Schnee in den S. fliegt. Zum Transport kleinerer Lasten hat man auch Handschlitten, welche von Menschen gezogen werden. Der kleinste S. ist der Ruschelschlitten (Käsebänkchen, Käsehütsche), von zwei Kufen mit einem Bret überdeckt, auf welchem Kinder im Winter nach Schneefall Abhänge hinabgleiten. 2) Geräth in Form eines S-s 3) Maschinentheil, welcher zur Bewegung od. Führung eines darauf liegenden anderen Theils od. Gegenstandes dient, z.B. bei Sägemühlen, in Papierfabriken, an Bohrmaschinen, bes. beim Bohren von Gewehrläufen, s.d.a. u. Lauf 1); 4) ein Theil des Bobbinnetstuhls, s.u. Bobbinnet; 5) Gerüst von Balken (Schlittenbalken), worauf die großen Schiffe erbaut werden u. womit sie nach vollendetem Bau vom Stapel laufen, damit sie nicht umschlagen können; 6) in Gegenden, wo die Erde mit S. auf die Deiche geschafft wird, ein Stück des Deiches, welches eine Gemeinde im Stande halten muß.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Schlitten [1] — Schlitten, Fuhrwerk mit zwei parallelen, durch Querleisten verbundenen, am vordern Ende oft aufgebogenen und meist hölzernen Gleitschienen (Läufer, Kufen), die auf der Unterseite glatt, mit Eisen beschlagen, auch wohl ganz aus Eisen hergestellt… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schlitten [1] — Schlitten, als Teile von Maschinen, gleiten auf Geradführungen. Beispiele der Ausbildung zeigen die Figuren bei Führungsschienen, Drehbank, Fräsmaschinen, Hobeln. Die Wirkung der am Schlitten angreifenden Kräfte und ihrer Momente auf den längs… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Schlitten [2] — Schlitten, in der Landwirtschaft einfaches Transportgerät, das bei guter Schneebahn besonders zum Transport von Langholz, Mergel, Kompott und Dünger u.s.w. verwendet wird. Der Hauptvorzug, den der Schlittentransport gewährt, besteht in der im… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Schlitten — Sm std. (9. Jh.), mhd. slite, ahd. slito (auch slita f), as. slido Stammwort. Aus g. * slidōn m. Schlitten , auch in anord. sleđi. Instrumentalbildung zu dem nur im Westgermanischen bezeugten * sleid a Vst. gleiten in ae. slīdan, mhd. slīten.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Schlitten [2] — Schlitten, im Maschinenwesen ein Maschinenteil, der sich, in Nuten geführt, in einer Horizontal oder Vertikalebene bewegt wie bei der Hobelmaschine, dem Support einer Drehbank etc. Über S. beim Schiffbau s. Ablauf …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schlitten [3] — Schlitten, im Bergbau, s. Grubenförderung, Bd. 4, S. 641 …   Lexikon der gesamten Technik

  • Schlitten — Schlitten, ein auf zwei parallelen Gleitschienen (Kufen) statt Rädern bewegtes Verkehrs und Sportfuhrwerk; wird in Bewegung gesetzt bergab durch die Schwere seiner Last (Rutsch S.), auf ebener Bahn durch Ziehen oder Schieben, durch Stangen mit… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Schlitten — Schlitten: Mhd. slite, ahd. slito, niederl. sle‹d›e (daraus entlehnt engl. sleigh), schwed. släde beruhen auf einer Bildung zu dem im Nhd. untergegangenen starken Verb mhd. slīten, mnd. slīden, engl. to slide, älter schwed. slida »gleiten«.… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Schlitten — Pferdeschlitten Ein Schlitten (ahd. slito ‚Gleiter‘) ist ein Kufenfahrzeug, also ein mit Kufen ausgestattetes Landfahrzeug, das für den Transport von Personen und Lasten oder als Sportgerät verwendet wird. Er wird in der Regel zum Transport auf… …   Deutsch Wikipedia

  • Schlitten — Unter den Schlitten kommen: in elende Verhältnisse geraten, herunterkommen, in schlechter Gesellschaft sein und den sittlichen Halt verlieren. Die Redensart kann aber auch nur bedeuten: ins Hintertreffen geraten, in Nachteil versetzt werden. Die… …   Das Wörterbuch der Idiome

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