Schlucken

Schlucken

Schlucken (Deglutitio), 1) vorbereitender Act der Ernährung, wodurch der Übergang der nach Erforderniß durch das Kauen gehörig vorbereiteten Nahrungsstoffe aus der Mundhöhle durch den Schlundkopf u. die Speiseröhre in den Magen bewirkt wird; er ist theils ein willkürlicher, theils der Willkür entzogen; ersteres in seinem Beginnen u. bis dahin, daß die Stoffe durch die letzte entscheidende Anstrengung der dabei wirkenden, willkürlichen Bewegung dienenden Muskeln, bis zu der Speiseröhre gelangt sind; letzteres zu Ende des Niederschluckens u. während des Hinabgleitens der Nahrungsstoffe durch die Speiseröhre, um in den Magen zu gelangen. Der Apparat zum S. besteht lediglich in Bewegungsorganen, u. zwar einmal in der Zunge mit ihren Muskeln, dann in dem Gaumen, in den Schlundkopfmuskeln u. in den Muskelfasern der Speiseröhre. Wenn das S. einmal begonnen hat, kann es ohne einige Störung des harmonischen Lebens (Verschlucken), nicht wohl unterbrochen werden. Es müssen dann nämlich während des Durchganges der Stoffe durch den Schlundkopf in die eigentlichen Speisewege zugleich die Zugänge zu den anderen Räumen verschlossen werden, welche durch sie mit dem Schlundkopf in Verbindung stehen; zugleich aber muß der Anfangstheil des Speisewegs selbst, nämlich der Schlundkopf, in seinem tiefern, rings umschlossenen Theile, u. mit diesem die Speiseröhre dem zur Aufnahme[299] in ihm bestimmten Stoffe genähert werden. Jene, unter dem Niederschlucken zu verschließenden Höhlen sind: die beiden Nasenhöhlen in ihren hinteren Ausgängen; die Luftröhre in ihrem Communicationswege (was beim Verschlucken lebensgefährliche Zufälle haben kann), die Stimmritze, u. die Eustachische Röhre des Gehörgangs jeder Seite in ihrer Mündung, in den Rachen. Sind nun einmal Stoffe durch das S. bis dahin gelangt, daß sie von dem weichen Gaumen selbst umfaßt werden u. von dem Schlundkopf aufgenommen sind, welches zugleich bei etwas schwer zu verschlingenden Stoffen, z.B. großen Bissen, durch ein Niederbeugen des Kopfes in etwas befördert wird; so ist zugleich auch das S. schon größtentheils der Willkür entzogen. Übelschmeckende Arzneien, z.B. welche man Kindern tief in den Mund eingießt, wenn man die Nase ihnen zugleich zuhält, werden von ihnen unwillkürlich niedergeschluckt. Doch liegt es meist noch in der Willkür, durch ein starkes Räuspern Stoffe, welche bereits an die Grenze des Schlundkopfs gelangten, wieder in die Mundhöhle gelangen zu lassen; 2) so v.w. Schluchzen 1).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • schlucken — schlucken …   Deutsch Wörterbuch

  • Schlucken — Schlucken, verb. reg. welches in doppelter Gestalt üblich ist. 1) Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, durch die Kehle in den Magen bringen, wo es den mit dieser Handlung verbundenen Laut nachahmet. Nicht schlucken können. Ingleichen… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Schlucken — ist eine komplexe Bewegungsabfolge vieler Muskeln im Mund , Rachen und Halsbereich, die unter anderem der Nahrungs und Flüssigkeitsaufnahme dient siehe Schluckakt eine umgangssprachliche Bezeichnung für das maßlose Trinken von Alkohol, oft schon… …   Deutsch Wikipedia

  • schlucken — Vsw std. (13. Jh., slucko 8. Jh.), mhd. sluken, mndd. sluken, mndl. slocken Stammwort. Mit Intensivgemination zu mhd. slūchen schlingen, schlucken , mndd. sluken. Außergermanisch vergleicht sich ohne anlautendes s gr. lýzō ich schlucke, schluchze …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • schlucken — schlucken: Mhd., mnd. slucken, niederl. slocken ist eine Intensivbildung zu einem germ. starken Verb, das in mnd. slūken, schwed. sluka »hinunterschlingen« erscheint. Ahd. ist nur die Ableitung slucko »Schlemmer« bezeugt. Zu der wohl… …   Das Herkunftswörterbuch

  • schlucken — V. (Mittelstufe) etw. durch die Kehle in den Magen bringen Beispiele: Das Kind hat zufällig eine Münze geschluckt. Vor dem Schlafengehen muss ich noch Pillen schlucken. schlucken V. (Aufbaustufe) ugs.: ein kleineres Unternehmen o. Ä. übernehmen… …   Extremes Deutsch

  • Schlucken — Schlucken, soviel wie Schlingen oder Schluchsen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schlucken — (Schlucksen, Schluckser, Singultus), unwillkürliches krampfhaftes Einatmen, durch stoßweise erfolgende Zusammenziehungen des Zwerchfells hervorgebracht, nach Überladung oder Erkältung des Magens und bei Reizung der Zwerchfellsnerven; in schweren… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Schlucken — Schlucken, ein krampfhaftes Einathmen, die Folge eines Reizes im Magen und Magenmunde, und eine sehr gewöhnliche Erscheinung bei kleinen Kindern, die von Erkältung, Ueberladung des Magens, hastigem Trinken, Verschlucken und von verdorbenem Magen… …   Damen Conversations Lexikon

  • schlucken — hinunterschlucken; einnehmen; sacken lassen (umgangssprachlich); darüber schlafen (umgangssprachlich); damit umgehen lernen; verarbeiten; verdauen * * * schlu|cken [ ʃlʊkn̩]: 1 …   Universal-Lexikon

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