Schmettau

Schmettau

Schmettau (Schmettow), ein evangelisches, ursprünglich aus Ungarn stammendes, um 1470 nach Preußisch-Schlesien gekommenes u. daselbst u. in der Mark Brandenburg noch jetzt begütertes Geschlecht; es erhielt 1701 u. 1717 den Freiherrn- u. 1742 den Grafenstand u. theilt sich in 2 Linien: I. Gottfried'sche od. Tschanitz'sche Linie (Schmettow); Stifter: 1) Gottfried, Sohn des 1603 verstorbenen George, geb. 1599, st. 1688. 2) Graf Gottfried Heinrich, geb. 1710, war preußischer Staatsminister u. Oberjägermeister u.st. 27. Aug. 1762. 3) Graf Bernhard Alexander Gottfried, geb. 1748, war preußischer Generalmajor der Cavallerie u.st. 26. März 1816; jetziger Chef ist: 4) Graf Bernhard, Sohn des Vorigen, geb. 12. April 1787, Majoratsherr auf Pommerzig u. Briefe, auch Erbherr auf Brauchitschdorf, Stiftsverweser des adeligen Fräuleinstifts zu Rietschütz, preußischer Oberstlieutenant a. D. u. Kreisdeputirter des Kreises Lüben, ist seit 1814 mit Valesca geb. von Wulffen vermählt; sein ältester Sohn Bernhard ist 1818 geboren. II Ernestin'sche od. Drömmling'sche Linie (Schmettau), gestiftet von 5) Ernst, Bruder von S. 1), geb. 1600, st. 1672; sie zerfällt in den Samuel'schen u. Stückschen Ast; aus ersterem war: 6) Graf Samuel, Enkel des Vorigen u. Sohn des 1709 verstorbenen Stifters dieses Astes Samuel, geb. 1684, stand erst in einem ansbachischen Regiment u. focht in holländischem Dienst unter Prinz Eugen u. Marlborough, trat 1714 in polnische Dienste u. wurde vom König August nach der Schlacht bei Kowalewo zum Obersten der Artillerie ernannt; 1717 nahm er österreichische Dienste, wo er 1717 gegen die Türken u. dann gegen die Spanier in Sicilien, namentlich bei Villafranca, focht, er leitete 1720 die Belagerung von Messina, stillte 1731 den Aufruhr der Genueser u. wurde 1733 Generalfeldzeugmeister, als welcher er unter dem Herzog von Braunschweig-Bevern dem Feldzug gegen die Franzosen am Rheine beiwohnte; 1737 zog er wieder mit gegen die Türken u. wurde 1741 Feldmarschall. Beim Ausbruch der Schlesischen Kriege verließ er Wien u. ging nach Berlin, da er aber nicht gegen Österreich fechten mochte, so schickte ihn König Friedrich II. als Gesandten nach München, zum Kaiser Karl VII. u. nach Paris; er st. 1751 in Berlin. Die jetzigen Chefs dieser beiden Äste sind: 7) Graf Leopold, geb. 1814, u. 8) Graf Peter Friedrich Adolf, geb. 1788. 9) Graf Karl Christoph, Bruder von S. 6), geb. 1696, stand erst in österreichischen, dann im Siebenjährigen Kriege in preußischen Diensten, stieg dort bis zum Generallieutenant, vertheidigte 1759 Dresden (s. Siebenjähriger Krieg) u.st. 1775 in Brandenburg. 10) Graf Woldemar Hermann, geb. 1718, dänischer General, focht als Volontair unter Friedrich dem Großen bei Molwitz u. Chotusitz, unter Herzog Ferdinand bei Hastenbeck u. half dem Marschall Löwendahl Bergen op zoom belagern. Er st. als dänischer General der Cavallerie in Plön um 1784 u. schr.: Blätter aus Liebe zur Wahrheit, geschrieben 1782; Fragmente, Philadelphia 1783. 11) Graf S., Neffe von S. 9), geb. um 1740, trat früh in preußische Dienste, wurde Adjutant des Prinzen Louis Ferdinand u. zeichnete sich bei mehren Gelegenheiten schon im Siebenjährigen Kriege, dann im Baierischen Erbfolgekriege u. gegen die Franzosen in den Rheincampagnen aus. Er war General geworden, führte 1806 die Avantgardendivision beim Heere des Königs u. blieb am 14. Oct. 1806 bei Auerstädt. 12) Woldemar Friedrich, geb. 1749 in Zelle, nahm erst dänische Kriegsdienste, wurde dann dänischer Legationssecretär u. Chargé d'affaires in Madrid, 1769 Legationssecretär in Warschau, dann in Dresden, trat 1773 als Geheimer Rath in pfälzische Dienste, verließ sie wieder,[321] bereiste Europa u.st. in Plön 1794; er schr.: Über Empfindelei u. Kraftgenies, Modevorurtheil u. Schimpfreden, Lpz. 1782; Welches sind die sichersten, leichtesten u. wohlfeilsten Mittel die Heerstraßen wider Räubereien u. Gewaltthätigkeiten zu sichern? Hannov. 1789; Patriotische Gedanken eines Dänen über stehende Heere, politisches Gleichgewicht u. Staatsrevolution, Altona 1791; Erläuternder Commentar dazu, ebd. 1793; Kleine Schriften, ebd. 1795, 2 Thle.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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