Schwanthaler

Schwanthaler

Schwanthaler, 1) Ludwig Michael, geb. 1802 in München, Sohn des tyroler Bildhauers Franz S. (gest. 1821), besuchte 1818 als Bildhauer die Akademie in München, befand sich aber in Zwiespalt mit der dort herrschenden Kunstrichtung unter P. von Langer u. bildete sich für sich aus. Seine erste bedeutendere Arbeit war ein mythologischer Cyclus in Wachsrelief zu einem Plateau am Tafelservice des Königs Max. Sodann wurde er durch Cornelius u. Klenze bei der Glyptothek mit Aufträgen versehen u. reiste 1826 nach Rom, wo er Thorwaldsens Unterricht genoß. 1827 kehrte er nach München zurück, wo er sich eine eigne Werkstatt einrichtete, 1832–34 lebte er wieder in Rom, wurde 1835 Professor der Akademie in München u. starb daselbst 14. Nov. 1848. Für die Glyptothek arbeitete er mehre Reliefs aus der Iliade, dann einen 150 Fuß langen Fries im Palast des Herzogs Max, ein Bacchanal vorstellend, einen andern im neuen Königsbau mit den Olympischen Spielen u. einen dritten ebendaselbst mit der Mythe der Venus; auch verschiedene kleinere Reliefs daselbst aus den Oden Pindars; ferner die Zeichnungen zu des Orpheus Argonautika, zu Hesiodos, Sophokles, Äschylos, Aristophanes daselbst; endlich die Zeichnungen zu den großen Wandgemälden von sechs Sälen aus der Odyssee im neuen Festsaalbau. Sodann fertigte er den großen Fries mit den Kreuzzügen im Saal des Barbarossa ebendaselbst;[508] sodann für Erzguß die zwölf colossalen Statuen der Ahnen des Königs im Thronsaal, ebendaselbst einen reichen prachtvollen Tafelaufsatz mit den Helden der Nibelungen für den Kronprinzen Maximilian; ferner die Ehrenstatuen von Mozart in Salzburg, Jean Paul in Baireuth, Goethe in Frankfurt, Markgraf Friedrich in Erlangen, Kreitmayer in München, Ludwig von Hessen-Darmstadt, Karl Friedrich von Baden für Karlsruhe, u. Colossalstatue der Bavaria (s.d.), das Denkmal des Donau-Mainkanals, die Marmorstatue des Kaisers Rudolf für den Dom in Speier etc. Außer diesen für den Erzguß modellirten Werken führte S. eine große Anzahl Statuen, theils in Marmor, theils in Kalk. u. Sandstein aus, als Christus, die Evangelisten, Paulus u. Petrus für die Ludwigskirche, 25 Maler der italienischen u.a. Schulen für die Pinakothek, eine Gruppe: Demeter u. Persephone für den Grafen von Redern in Berlin, mehre Tänzerinnen für den Herzog von Nassau; vor allen aber gewann er großen Ruhm durch seine Arbeiten für verschiedene Giebelfelder von Gebäuden antiken Styls. Schon für das Giebelfeld der Glyptothek hatte er nach Hallers Modellen einige Figuren gemeiselt; für die Walhalla führte er das vordere Giebelfeld nach Rauch aus, das hintere mit der Arminiusschlacht nach eigner Erfindung. Ebenso das Giebelfeld des neuen Ausstellungsgebäudes in München, in welchem das neue Kunstleben unter dem Schutze der Bavaria dargestellt ist. S. ist der vornehmste Repräsentant der gräcisirenden Richtung in der Sculptur. Bei allem Schönheitsgefühl ist das Begriffliche bei S. vorwiegend; er bleibt daher in der Allgemeinheit der Erscheinung befangen u. steht hier Thorwaldsen gegenüber, welcher, von der scharfen Charakteristik ausgehend, seine Gebilde zu einer idealen Schönheit durcharbeitete, welche S. ohne diese genauere Bezeichnung darstellen zu können meinte. Im Oct. 1852 wurde an seinem Geburtshause in München eine Gedenktafel errichtet. Vgl. Trautmann, L. S-s Reliquien, München 1858. 2) Franz Xaver, Vetter des Vorigen, geb. 1798 zu Ried in Österreich, Bildhauer, starb 23. Sept. 1854 als Professor an der Polytechnischen Schule in München; er arbeitete vieles mit dem Vorigen u. vollendete mehre von demselben hinterlassene Arbeiten.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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