Sevērus [1]

Sevērus [1]

Sevērus, römischer Name, d.h. der Strenge. I. Römische Kaiser: 1) Lucius Septimius S., geb. 145 zu Leptis in Afrika; studirte in Rom u. wurde vom Kaiser Marc. Aurelius in den Senat gewählt, verwaltete dann Gallien, Pannonien u. Sicilien, erhielt unter Commodus das Obercommando in Germanien u. wurde 193 nach der Ermordung des Kaisers Pertinax von dem Heere zum Kaiser gewählt. Nachdem er seinen Nebenbuhler Pescennius Niger im Orient u. den Empörer Clod. Albinus in Gallien besiegt u. 195 die Perser gedemüthigt hatte, ging er nach Rom, wo inzwischen sein Günstling Plautianus eine tyrannische Regierung geführt hatte. Anfangs in seinem Regiment ziemlich hart, gab er dann gute Gesetze u. schmückte Rom mit prächtigen Gebäuden; 208 zog er mit seinen Söhnen Geta u. Caracalla nach Britannien, wo er 211 bei Eboracum (York), von seinem Sohne Caracalla vergiftet, starb; s. Rom (S. 289). Unter ihm war die 6. Christenverfolgung, s. Christenthum (S. 96). S. war sehr der Magie ergeben u. hielt viel auf Träume u. Astrologie. Seine erste Gemahlin Martia verlor er als Statthalter von Gallien; darauf heirathete er die Julia Domna, Tochter des Julius Bassianus, eines Sonnenpriesters zu Emesa, welche ihm den Caracalla u. Geta gebar. Lebensbeschreibung in der Kaisergeschichte von Älius Spartianus. 2) Alexander S., so v.w. Alexander 3). 3) Libius S. Serpentinus aus Lucanien, wurde nach Majorians Tod 461 zu Ravenna durch Ricimer zum Kaiser ernannt u. von demselben 465 vergiftet, s. Rom (S. 292). II. Römische Feldherrn u. Staatsmänner: 4) Aulus Cäcina S., commandirte 14 n.Chr. die niederrheinische Armee in Deutschland u. wurde von Germanicus gegen die von Arminius aufgeregten Deutschen geschickt; er drang bis zu den Bructerern u. an die Ems vor u. schlug die vereinigten Deutschen unter Arminius u. Inguiomar. Später war er Censor u. versuchte vergebens das Gesetz durchzuführen, daß kein Proconsul seine Frau u. Familie mit sich bei der Armee führte. 5) Titus Alledius S., römischer Ritter, war der einzige im Senat, welcher des Kaisers Claudius Vorschlag, daß die Ehen zwischen Oheimen u. ihres Bruders Töchtern gültig sein sollten, unterstützte; man sagt, er habe unter dem Einfluß der Agrippina, welche Claudius heirathen wollte, gestanden. 6) Verulanus S., 61 n.Chr. Legat des Corbulo, wurde erst gegen Tiridates, König von Parthien, geschickt, um denselben von Armenien abzuhalten u. dann dessen Nebenbuhler, Tigranes, zu unterstützen. 7) Lucius Catilius S., Freund des Plinius des Jüngern; war Statthalter von Syrien, wußte in der Folge die Gunst des Kaisers Hadrian zu gewinnen u. wurde 120 n.Chr. Consul u. dann Praefectus urbi. 8) Julius S., Feldherr Hadrians; focht früher in Britannien, wurde 135 n.Chr. gegen die aufrührerischen Juden geschickt, welche er auch unterwarf, u. wurde nachher Statthalter von Bithynien. 9) Flavius Valerius S., Schwestersohn des Kaisers Maximianus, wurde von seinem Oheim 305 n.Chr. zum Cäsar erwählt[919] u. über Italien u. Afrika gesetzt. Als sich Maxentius in Rom zum Kaiser hatte erklären lassen, eilte S. 306 dahin, um ihn wieder zu stürzen, allein seiner Habsucht wegen war er in Italien verhaßt, u. da ihn ein Theil seiner Armee verließ, so zog er nach Ravenna, von da, durch einen falschen Frieden getäuscht, nach Rom u. wurde daselbst 307 mit seiner Mutter von den Soldaten ermordet. III. Dichter u. Gelehrte: 10) Publius Cornelius S., römischer Dichter, lebte unter Augustus u. war ein Freund des Ovidius (dessen 2. Brief des 4. Buches der Briefe ex Ponto an S. gerichtet ist); er st. 14 v. Chr. u. schr. das Gedicht Aetna (von Mehrern dem Lucilius [s.d.] zugeschrieben), herausgegeben im 10. Bd. von Cl. N. Stampas Corpus poetarum latinorum, Mail. 1731; im 2. Bd. von M. Maittaires Opera et fragmenta veterum latin. poetarum; im 4. Bd. von Wernsdorfs Poetae latini minores; einzeln von Gorallus (J. Clericus), Amsterd. 1703 u. 1715, von C. A. Schmidt, Braunschweig 1769, von Meinecke, Quedl. 1818, von Jacob, Lpz. 1826. Von dem Gedicht über den Sicilischen Krieg zwischen Augustus u. Pompejus war schon zu Quintilians Zeiten nur noch der Anfang vorhanden, wahrscheinlich war das Fragment De morte Ciceronis ein Theil desselben. Er soll außerdem auch Epigramme, Elegien u. Tragödien gedichtet haben. 11) Titus Cassius S., sentenzenreicher Redner u. scharfer Satiriker unter Augustus, wurde seiner Schmähsucht halber nach Kreta u. da er auch hier fortschmähte, nach Seriphos verwiesen, wo er im 28. Jahre seines Exils starb. 12) S., römischer Baumeister, baute mit Celer den prächtigen Palast des Nero. 13) Arzt, bes. Chirurg, von unbestimmter Zeit, von Galen u. Aëtios gerühmt; ein griechischer Arzt S. schrieb ein Buch von den Klystieren, herausgeg. von Dietz, Königsb. 1836. 14) Flavius Arrianus S., schrieb einen (verlorenen) Commentar über des Sabinus Rechtsbücher. 15) Platonischer Philosoph, von unbestimmter Zeit, Verfasser eines nicht mehr vorhandenen Commentars zu Platons Timäos. 16) Aquilius S., ein Spanier, 370 n.Chr.; schr.: Catastrophe, eine Geschichte seines Lebens, in Versen u. Prosa. 17) Römischer Rhetor, schrieb um 386 n.Chr. bei Gelegenheit einer grassirenden Viehseuche ein Gedicht De mortibus boum s. De virtute signi crucis domini, weil die Thiere durch das auf ihre Stirn angebrachte Zeichen des Kreuzes von der Seuche gerettet worden wären; herausgegeben von Weitz u. Seber, Leyd. 1715, 1717, 1745, von Richter, Hamb. 1747, von Piper, 1835; auch im 2. Bd. von Wernsdorfs Poetae lat. minores. 18) Sulpicius S., geb. gegen 363 n.Chr. in Aquitanien, studirte die Rechte, lebte jedoch nachher im Privatstand abwechselnd in Tolosa u. ging 392 heftig betrübt über den Tod seiner Gemahlin, in ein Kloster zu Primutliacum. Bei dem Einfall der Vandalen in Aquitanien floh er nach Massilia, wo er 410 (n.And. 429) starb; er schr.: Historia sacra (von der Schöpfung der Welt bis 400), herausgegeben von Flacius Illyricus, Bas. 1556, u. von Sigonius 1581; Vita St. Martini Turonensis, Vened. 1501, Par. 1511, u. einige Dialoge u. Briefe; Opera, Leyd. 1635, 1648; von Clericus, Lpz. 1719; von Prato, Verona 1741–54, 2 Bde. IV. Heiliger: 19) St., einer der vier gekrönten Steinmetzen, s.d. V. Patriarchen u. Bischöfe: 20) St. S., Schüler des St. Lupus, wurde um 448 Nachfolger Autur's als Bischof von Trier; er begleitete den St. Germanus, Bischof von Auxerre, auf seiner zweiten Missionsreise nach England u. st. 455; sein Tag ist der 15. October. 21) S., aus Sozopolis in Bithynien, studirte die Rechte in Berytus u. war dann Sachwalter; nachdem er in Tripolis in Phönicien Christ geworden war, ging er in ein Kloster u. gesellte sich den Monophysiten zu; 510 von dem Patriarchen aus Alexandrien vertrieben, ging er nach Constantinopel, wo er die monophysitische Lehre unter dem Schutz des Kaisers predigte u. gegen den Patriarchen Makedonios agitirte; 512 wurde er Patriarch von Antiochien u. brachte den Monophysitismus zur Herrschaft in der Morgenländischen Kirche. Er st. um 540. Gegen den Bischof Julianus von Halikarnaß behauptete er, daß der Leib Christi verweslich gewesen sei, weshalb seine Anhänger Severianer, Phthartolaträ (Corrupticolae) genannt wurden, s.u. Monophysiten. 22) Gabriel, Erzbischof zu Philadelphia, Dogmatiker der Griechischen Kirche; seine Schriften, darunter: Περὶ τῶν ἱερῶν ἑπτὰ τῆς καϑολικῆς ἐκκλησίας μυστηρίων, herausgegeben Vened. 1604. u. Paris 1671. 23) S., jakobitischer Bischof von Ägypten im 10. Jahrh.; er schrieb arabisch eine Geschichte der Patriarchen, von Alexandrien. VI. Ketzer: 24) Irrlehrer des 2. Jahrh., Schüler des Tatianos; er läugnete die Auferstehung, behauptete, daß die Weiber von dem Teufel geschaffen wären (deshalb dürfe man nicht heirathen), verbot den Gebrauch des Weins u. verwarf das ganze A. T. u. von dem neuen die Apostelgeschichte u. die Briefe des Paulus. Seine Anhänger (Severianer) fanden sich bis im 5. Jahrh., sie heiratheten nicht (Enkratiten) u. entsagten dem Besitz ihrer Güter.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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