Silber [1]

Silber [1]

Silber (Argentum, Luna, Diana). I. (Chem.), chemisches Zeichen Ag, sonst ☾, Atomgewicht 108 (H = 1) od. 1350 (O = 100), seit den ältesten Zeiten bekanntes u. geschätztes edles Metall; ist im reinen Zustande weiß, glänzend, krystallisirt im regulären System, meist in Würfeln u. Octaedern; ist. härter als Gold, weicher als Kupfer, ein Zusatz von Kupfer erhöht seine Härte, Festigkeit u. Politurfähigkeit; es besitzt einen hellen Klang, ist sehr elastisch u. dehnbar, läßt sich in sehr seine Blättchen walzen u. in sehr dünne Fäden ziehen. Das specifische Gewicht des S-s ist 10,50 bis 10,56, seine specifische Wärme 0,057; es leitet unter allen Metallen die Wärme am besten; beim Erwärmen von 0 bis 100° dehnt es sich um 0,00190868, = 1/524 seiner ursprünglichen Länge aus. Es schmilzt bei ungefähr 1000° C., bei sehr hoher Temperatur kann[88] es verdampft werden; eine Unze S., welche zwei Monate lang im Glasschmelzofen flüssig erhalten wurde, verlor den zwölften Theil ihres Gewichts; beim Erkalten zieht es sich beträchtlich zusammen, so daß es sich zum Gießen nicht eignet. Beim Festwerden leuchtet es lebhaft auf (blickt), indem es im Krystallisitationsmoment plötzlich weißglühend wird. Das S. oxydirt sich weder an der Luft, noch beim Erhitzen; beim Schmelzen im Sauerstoffgebläse verbrennt es aber zu Oxyd; Ozon verwandelt sein zertheiltes S. schon bei gewöhnlicher Temperatur in Silberhyperoxyd. Schmelzendes S. absorbirt Sauerstoff aus der Luft, beim Erstarren entweicht derselbe wieder unter Umherspritzen von Silbertheilen; diese Erscheinung nennt man das Spratzen des S-s, sie zeigt sich nur bei reinem Silber, ein geringer Gold- od. Kupfergehalt hebt das Absorbtionsvermögen des S-s für den Sauerstoff auf. Chlor, Brom u. Jod verbinden sich schon bei gewöhnlicher Temperatur mit S., mit Schwefel schmilzt es leicht zu Schwefelsilber zusammen. Silberne Gegenstände werden durch Schwefelwasserstoff an der Oberfläche von entstehendem Schwefelsilber gebräunt (das sogenannte Anlaufen des S-s); daher laufen silberne Gegenstände an in einer Luft, welche durch Ausdünstung der Cloaken verunreinigt ist od. in Berührung mit Gegenständen, welche Veranlassung zur Bildung von Schwefelwasserstoff geben, wie vulkanisirter Kautschuk, Wolle, gekochte Eier. Durch Putzen mit Leder u. geschlämmter Kreide od. einer Lösung von Cyankalium u. geschlämmter Kreide, od. auch einer Lösung von Chlorsilber in Cyankalium u. andern Mitteln lassen sich die Flecken beseitigen. Ebenso wie gegen Schwefel u. Schwefelwasserstoff verhält sich das S. gegen Phosphor u. Phosphorwasserstoff. In concentrirter siedender Schwefelsäure löst sich das S. unter Entwickelung von schwefliger Säure zu schwefelsaurem Silberoxyd auf, in Salpetersäure löst es sich leicht zu salpetersaurem Silberoxyd; Chromsäure verwandelt das S. in rothes chromsaures Silberoxyd; eine mit Schwefelsäure vermischte Lösung von chromsaurem Kali macht auf metallisches S. einen rothen Flecken; auf diese Weise läßt sich eine echte von einer unechten Versilberung unterscheiden. Schmelzende Alkalien greifen das S. nicht an. Das S. findet sich ziemlich verbreitet in der Natur, theils gediegen, theils in Silbererzen, s. unten II.; es wird in den Silberbergwerken (Silbergruben) bergmännisch gewonnen u. auf den Silberhütten im Großen gewonnen; s. unten III. Chemisch reines S. erhält man am leichtesten aus Chlorsilber, welches aus der salpetersauren Lösung durch Salzsäure (nicht Kochsalz) gefällt worden ist. Die Abscheidung aus dem Chlorsilber erfolgt auf sehr verschiedene Art. Man glüht 6 Theile Chlorsilber mit 3 Theilen trockenem kohlensaurem Natron u. 1 Theil Salpeter od. 10 Theile Chlorsilber mit 2 Theilen frisch gebranntem Kalk od. 50 Theile Chlorsilber mit 35 Theilen Kreide u. 2 Theilen Kohle od. 3 Theile Chlorsilber mit 1 Theil Colophonium, od. man erhitzt Chlorsilber in einem Tiegel u. gibt nach u. nach Krystalle von Oxalsäure zu. Auf nassem Wege läßt sich das S. aus dem Chlorsilber gewinnen, indem man dasselbe mit Wasser übergießt, mit Salzsäure ansäuert u. metallisches Eisen dazu bringt, so daß dieses von der Flüssigkeit vollständig bedeckt wird, das Eisen löst sich zu Eisenchlorür auf, während sich metallisches S. als schwammige Masse niederschlägt. Reines S. erhält man auch durch Zerlegung des Chlorsilbers mittelst einer galvanischen Batterie. Aus Silberlösungen fällt man S. durch essigsaures Eisenoxydul od. unterschwefligsaures Natron; auch organische Substanzen fällen es. Dieses Niederschlagen von metallischem S. aus Auflösungen ist von besonderer Wichtigkeit bei der Herstellung der Silberspiegel, bei denen auf die Glasplatte direct ein Überzug von metallischem S. niedergeschlagen wird.

Verbindungen des Silbers: A) Mit Sauerstoff: a) Silberoxydul, Ag2 O, entsteht beim Erhitzen von citronensaurem Silberoxyd in trocknem Wasserstoffgas bei 100° C. an Citronensäure gebunden; Wasser löst aus der Masse erst die Citronensäure, dann, aber schwierig, das citronensaure Silberoxydul auf; die gelbbraune Lösung des Salzes zersetzt sich an der Luft nach u. nach, beim Erhitzen sehr schnell unter Abscheidung von metallischem S., Kali gibt damit einen braunen Niederschlag, welcher beim Trocknen schwarz wird. Ebenso wie citronensaures Silberoxyd verhalten sich die Salze einiger anderer organischen Säuren, Molybdänsäure, Wolframsäure u. Chromsäure. Durch Vermischen einer Lösung von salpetersaurem Silberoxyd mit einer verdünnten Lösung von salpetersaurem Zinnoxydul entsteht eine dunkelpurpurfarbene Flüssigkeit, aus welcher Schwefelsäure einen braunen Körper, den Silberpurpur = Ag2 O, SnO + 3 SnO2 + 3 HO fällt; derselbe entsteht auch, wenn Zinnoxydulhydrat mit einer verdünnten Lösung von salpetersaurem Silberoxyd behandelt wird. b) Silberoxyd, AgO, fällt als graubrauner Niederschlag beim Vermischen einer Lösung von salpetersaurem Silberoxyd mit ätzenden Alkalien. Bringt man Chlorsilber (in wenig Wasser suspendirt) in eine kochende Lösung von Ätzkali, so fällt Silberoxyd als ein schwarzer Niederschlag. Das Silberoxyd zerfällt bei 250° C in S. u. Sauerstoff; Wasserstoffgas reducirt es schon bei 100°, es ist in Wasser etwas löslich, verbindet sich mit Säuren zu den Silberoxydsalzen; dieselben sind farblos, wenn die Säure ungefärbt ist u. werden theils durch Auflösen des Metalls od. des Silberoxyds in der Säure, theils durch Wechselzersetzung dargestellt. Die löslichen Silberoxydsalze schmecken herbe metallisch u. wirken ätzend giftig, aus ihren Lösungen fällen ätzende fixe Alkalien Silberoxyd, Ammoniak nur, wenn die Lösung neutral ist, der Niederschlag ist im Überschuß von Ammoniak löslich; kohlensaure Alkalien fällen kohlensaures Silberoxyd; gewöhnliches phosphorsaures Natron gibt einen gelben, paraphosphorsaures Natron einen weißen Niederschlag, Schwefelwasserstoff u. Schwefelammonium fällen schwarzes Schwefelsilber, Chlorwasserstoffsäure u. lösliche Chloride weißes Chlorsilber, welches an der Luft violett wird. Essigsaures Eisenoxydul, Gerbstoff, organische Säuren, Aldehyde u. manche Zuckerarten scheiden metallisches S. aus; ebenso reduciren leicht oxydirbare Metalle das S. aus den Oxydsalzlösungen, zuweilen in baumförmigen Gruppirungen (Silberbaum, Dianenbaum, Arbor Dianae); wird Quecksilber dazu angewendet, so erhält man schöne Krystallisationen von Silberamalgam. Frisch gefälltes Silberoxyd verwandelt sich bei der Behandlung mit concentrirter Ammoniakflüssigkeit in ein schwarzes Pulver, das von Berthollet entdeckte Knallsiliber,[89] AgO, H3N od., AgH2N od. Ag3N; explodirt mit furchtbarer Gewalt bei der leisesten Berührung, selbst im feuchten Zustande beim Druck mit einem festen Körper. c) Silberhyperoxyd, AgO2, scheidet sich aus salpetersaurem Silberoxyd am positiven Poleiner galvanischen Batterie ab; es bildet schwarze metallglänzende Octaëder, welche zuweilen die Größe einer Erbse erreichen, häufig reihen sie sich an einander, wodurch eine Krystallisation von langen Säulen entsteht; sie haben das specifische Gewicht 5, ere, sind immer salpetersäurehaltig, verpuffen bei 110° C., indem sie Sauerstoff verlieren, Schwefelsäure u. Salpetersäure entwickelt aus ihnen Sauerstoff, mit Salzsäure geben sie Chlor, in Salpetersäure lösen sie sich zu einer tiefbraunen Flüssigkeit. Das Silberhyperoxyd bildet sich auch bei der Einwirkung von Ozon auf Silberpulver.

B) Mit Chlor: a) Silberchlorür, Ag2Cl, durch Behandeln von citronsaurem Silberoxydul od. reinem Silberoxydul mit Salzsäure erhalten; eine braune Masse, welche beim Trocknen schwarz wird. Vielleicht rührt die Schwärzung des Chlorsilbers am Lichte von der Bildung des Silberchlorürs her. b) Silberchlorid (Chlorsilber), AgCl, wird als weißer, käsiger Niederschlag durch Fällen der Lösung eines Silberoxydsalzes, mit Ausnahme des unterschwefligsauren Silberoxyds, mittelst Salzsäure od. löslicher Chloride erhalten; in der Natur findet es sich als Hornsilber. Es ist unlöslich in Wasser, daher sind Chloride u. Silberlösungen die empfindlichsten Reagentien für einander; bei geringen Mengen entsteht kein Niederschlag, sondern nur ein Opalisiren der Flüssigkeit. Der Niederschlag scheidet sich beim blosen Vermischen oft nicht vollständig ab; man rührt dann mit einem Glasstab die Flüssigkeit tüchtig durch. Trocken ist das Chlorsilber eine weiße, schwere Masse, schmilzt bei etwa 260° C. zu einer gelblichen Flüssigkeit, welche zu einer hornartigen Masse erstarrt; das specifische Gewicht ist 5,45. In concentrirter Salzsäure ist es etwas löslich, 1 Theil löst sich in 200 Theilen Salzsäure; beim Verdampfen der Lösung krystallisirt das Chlorsilber in Octaedern. Frisch gefälltes Chlorsilber löst sich in 67 Theilen Ammoniakflüssigkeit von 0,986 specifischem Gewicht, die Lösung dient zum Färben der Perlmutter, sie gibt ebenfalls beim Verdampfen octaëdrische Krystalle, Chlorsilber absorbirt so viel Ammoniakgas, daß die Verbindung 2 AgCl, 3 H3N entsteht; dieselbe verliert beim Erhitzen Ammoniak u. dient daher zur Bereitung von flüssigem Ammoniak; ferner löst es sich in unterschwefligsaurem u. schwefligsaurem Natron, salpetersaurem Quecksilberoxyd, in concentrirten Lösungen von Chlorkalium, Chlornatrium u. Chlorammonium, aus den Lösungen krystallisiren Doppelverbindungen, welche durch Wasser zersetzbar sind; Cyankalium löst es leicht unter Bildung eines Doppelsalzes. Metallisches Eisen od. Zink scheiden das S. ab, wenn das Chlorsilber mit angesäuertem Wasser übergossen u. diese Metalle in die Flüssigkeit gebracht werden; ebenso wird beim Erhitzen in Wasserstoffgas, sowie mit organischen Substanzen S. reducirt. Am Lichte wird das Chlorsilber bald violett, dann schwarz; diese Färbung rührt entweder von der Bildung von Silberchlorür od. Ausscheidung von S. her, Chlorwasser verhindert die Schwärzung. Das Chlorsilber dient zur Darstellung von reinem S. zur Versilberung, zum Färben der Perlmutter; man benutzt dazu entweder eine ammoniakalische Lösung od. bringt die zu färbenden Gegenstände in eine concentrirte Lösung von salpetersaurem Silberoxyd u. übergießt sie dann mit einer Lösung von Kochsalz, worauf sie dem Sonnenlicht ausgesetzt werden.

C) Mit Brom: Bromsilber, AgBr, fällt beim Vermischen einer Silberoxydlösung mit Bromwasserstoffsäure od. der Lösung eines Brommetalls als gelblichweißer flockiger Niederschlag, welcher in Ammoniak nur wenig löslich ist, sonst sich aber dem Chlorsilber ganz ähnlich verhält; in Chlorgas erhitzt verwandelt es sich in Chlorsilber. Es findet sich in der Natur als Bromit in regulären Krystallen von olivengrüner bis gelblicher Farbe in Mexico u. Chile; in Verbindung mit Chlorsilber findet es sich als Embolit (Chlorbromsilber) bei Chanarcillo in Chile.

D) Mit Jod: Jodsilber, AgI, durch Fällen einer Silberoxydlösung mit einer Lösung von Jodkalium erhalten, ist ein hellgelber flockiger Niederschlag, welcher am Lichte nur langsam schwarz wird. Krystallisirt erhält man es durch Kochen einer Lösung von salpetersaurem Silberoxyd mit Iodquecksilber u. Erkaltenlassen; eine Lösung von metallischem S. in Iodwasserstoffsäure gibt beim Verdampfen große Krystalle einer Verbindung von Iodsilber u. Iodwasserstoffsäure, aus der Mutterlauge krystallisiren beim Stehen an der Luft hexagonale Prismen von Iodsilber. Das Iodsilber findet sich in der Natur als Iodit in grauen od. gelben Blättchen in Spanien, Mexico u. Chile; es löst sich fast gar nicht in Ammoniak, Chlor verwandelt es in Chlorsilber. Concentrirte Lösungen von Iodalkalimetallen lösen es leicht unter Bildung von Doppelsalzen. Es dient vorzugsweise zur Photographie.

E) Mit Schwefel: Schwefelsilber, AgS, durch Zusammenschmelzen von S. mit Schwefel als bleigraue, metallglänzende krystallinische Masse, beim Fällen einer Silberoxydlösung mit Schwefelwasserstoff als schwarzer Niederschlag erhalten. Findet sich in der Natur als Silberglanz (Glaserz, Glanzerz, Argentit), Silberschwärze u. Akanthit, mit Schwefelkupfer im Silberkupferglanz, mit Schwefelantimon im Miargyrit u. Rothgültigerz (Pyrargyrit u. Proustit), ferner im Xanthokon, Rittingerit, Feuerblende, Schilfglaserz, Kenngottit, Schwarzgültigerz, Stephanit, in den Fahlerzen u. anderen Mineralien. Beim Erhitzen an der Luft oxydirt sich das Schwefelsilber zu schwefelsaurem Silberoxyd, mit Eisen od. Blei geschmolzen wird es zerlegt, indem sich Schwefeleisen u. Schwefelblei bilden u. metallisches S. abgeschieden wird. Das Schwefelsilber ist ein Bestandtheil des Niello (s. Nielliren), es bildet sich auf der Oberfläche von Silbergegenständen, wenn dieselben mit Schwefelwasserstoff in Berührung kommen (Anlaufen des S-s) u. wird künstlich auf Silberwaaren erzeugt (oxydirtes, galvanisirtes S.), indem man dieselben in eine Schwefelleberlösung taucht.

F) Mit Selen: Selensilber, AgSe, ist dem Schwefelsilber ähnlich, es findet sich in der Natur als Naumannit u. im Eukairit.

G) Mit Phosphor vereinigt sich das S. direct, wenn man Phosphor auf schmelzendes S. wirst. Das Phosphorsilber ist körnig krystallinisch, rauh, nicht dehnbar u. verliert an der Luft erhitzt den Phosphor.

[90] H) Mit Kohlenstoff: S. nimmt beim Schmelzen mit Kohle u. vielen organischen Substanzen Kohlenstoff auf, ohne sich dadurch wesentlich zu verändern; beim Auflösen in Salpetersäure bleibt ein Rückstand von Kohle. Viele Silbersalze mit organischen Säuren hinterlassen beim Glühen silberweißes kohlenhaltiges S.; cuminsaures Silberoxyd gibt einen gelben Rückstand von der Zusammensetzung AgC, äpfelsaures Silberoxyd AgC.

I) Mit Fluor: Fluorsilber, AgFl, entsteht beim Auflösen von Silberoxyd in Fluorwasserstoffsäure, die Lösung gibt beim Verdunsten im luftleeren Raume große farblose Prismen von der Zusammensetzung AgFl + 4 HO, dieselben verlieren leicht ihr Wasser, indem sie sich theilweis zersetzen.

K) Mit Cyan: Cyansilber, AgCy, fällt als weißer käsiger Niederschlag beim Vermischen einer Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd mit wäßriger Blausäure; es ist dem Chlorsilber ähnlich, verändert sich aber am Lichte unter der Flüssigkeit nicht, beim Erhitzen verliert es Cyan u. geht in Paracyansilber über. In Ammoniak löst es sich leicht, ebenso in einem Gemisch aus gleichen Theilen Schwefelsäure u. Wasser. Es verbindet sich mit den Cyanüren der anderen Metalle zu Doppelsalzen. Cyankalium löst frisch gefälltes Cyansilber leicht auf, aus der Lösung krystallisiren farblose Octaëder von Cyansilberkalium, KCy, Ag Cy; dasselbe färbt sich am Licht dunkel, löst sich leicht in Wasser, wird durch stärkere Säuren zersetzt, indem sich Cyansilber abscheidet. Es dient zur galvanischen Versilberung. Vermischt man Lösungen von salpetersaurem Silberoxyd u. Cyanquecksilber in der Wärme, so krystallisiren beim Erkalten große farblose Säulen einer Verbindung von Cyansilber, Cyanquecksilber u. salpetersaurem Quecksilberoxyd AgCy, HgCy, HgONO5 + 4 HO; eine ähnliche Verbindung bildet das schwefelsaure Quecksilberoxyd. Ferrocyansilber (Silbereisencyanür), Ag2Cy3Fe = CfyAg2, fällt als weißer Niederschlag aus einer Silberoxydlösung durch gelbes Blutlaugensalz; rothes Blutlaugensalz gibt einen orangefarbenen Niederschlag von Ferridcyansilber (Silbereisencyanid), Ag3Cy6Fe2 = CfdyAg3, dasselbe entsteht aus der vorigen Verbindung durch Einwirkung von Salpetersäure.

L) Mit Rhodan: Rhodansilber (Schwefelcyansilber) AgC2NS, Rhodankalium gibt in einer Lösung von salpetersaurem Silberoxyd einen weißen käsigen Niederschlag von Rhodansilber; derselbe löst sich leicht in Rhodankalium, aus der Lösung krystallisirt Rhodansilberkalium, KC2NS + AgC2NS, welches sich im Wasser unter Abscheidung von krystallinischem Rhodansilber zersetzt. Aus einer Lösung von Rhodansilber in Rhodankalium scheidet Ammoniak Rhodansilber in perlmutterglänzenden Blättchen aus.

M) Mit anderen Metallen läßt sich das S. meist leicht zusammenschmelzen u. bildet damit die Silberlegirungen. Aluminium gibt mit S. eine weiße Legirung, die aus 20 Theilen Aluminium u. 1 Theil S. ist hämmerbar u. nimmt gute Politur an. Antimon u. Arsen geben mit S. spröde Legirungen. Mit Blei schmilzt das S. leicht zusammen, die Legirung ist leichter schmelzbar als S., weniger elastisch, weniger klingend u. zäher als S. Beim Schmelzen trennt sie sich in Legirungen von verschiedenem Silbergehalt; an der Luft geschmolzen oxydirt sich das Blei u. bildet an der Oberfläche eine Haut von geschmolzener Bleiglätte, welche beim Kupelliren sich in die Kapelle od. den Test einzieht, beim Abtreiben aber abgezogen wird; diese Legirung ist bes. für die hüttenmännische Gewinnung des S-s von Wichtigkeit. Chrom in kleinen Mengen dem S. beigemengt ertheilt diesem eine große Härte; ebenso verhält sich Eisen. Mit Gold wird das S. nicht selten legirt, s. Gold I. H). Die Legirungen des S-s mit Kupfer sind die wichtigsten von allen Silberlegirungen, indem fast nie reines S., sondern sowohl für Münzen als auch für Silberwaaren dasselbe mit Kupfer legirt verarbeitet wird. Das Kupfer macht das S. härter u. politurfähiger, es beeinträchtigt seine weiße Farbe nicht, wenn es nicht in zu bedeutender Menge angewandt wird, u. selbst den Legirungen mit einem größeren Kupfergehalt läßt sich eine silberweiße Farbe ertheilen, indem man ihnen an der Oberfläche Kupfer entzieht. Mit Nickel wird das S. bes. zu den schweizerischen Scheidemünzen legirt; dieselben bestehen aus einer Legirung von S. u. Kupfer u. 10 Proc. Nickel, sind sehr hart u. schwer zu prägen. Eine Legirung von 2–3 Theilen S., 3 Theilen Nickel u. 5 Theilen Kupfer soll S. von 900/1000, Feingehalt vollständig ersetzen können. Platin macht das S. härter, weniger streckbar; die Legirung löst sich vollständig u. in Salpetersäure, bes. bei Gegenwart von Gold, welches allein zurückbleibt. Quecksilber löst das S. leicht zu Silberamalgam; auch aus den Erzen nimmt Quecksilber das S. auf, u. hierauf beruht der Amalgamationsproceß bei der Gewinnung des S-s. Das Silberamalgam bildet sich auch beim Zersetzen einer Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd mit überschüssigem Quecksilber als sogen. Dianenbaum (Silberbaum); es ist zinnweiß, dient zum Versilbern; in der Natur findet sich die Verbindung AgHg2 krystallisirt. Die Legirung mit Wismuth ist blaßröthlich, von blättrigem Gefüge, spröd u. läßt sich abtreiben wie die Legirung mit Blei. Mit Zink u. Zinn schmilzt S. leicht zusammen, 2 Theile Zink u. 1 Theil S. geben eine weiße dehnbare Legirung, eine Legirung van 4 Theilen S. u. 1 Theil Zinn ist so hart wie Bronce, gleiche Theile beider Metalle geben eine sehr harte u. spröde Legirung. Mit Quecksilbersublimat erhitzt zerfälltes, indem Zinnchlorid u. Silberamalgam gebildet werden. Die Gewichtseinheit für S. war bis 1857 die Kölnische Mark (durch die Münzconvention von 1838 auf 233,855 Gramm festgestellt) = 16 Loth = 266 Grän; eine Feine Mark ist = 16 Loth reines (feines) S., die Rauhe (beschickte) Mark = 16 Loth legirtes S.; man bezeichnete den Silbergehalt der Legirungen durch Lothe reinen S-s in einer Mark; vierzehnlöthiges S. ist eine Mischung von 14 Theilen S. u. 2 Theilen Kupfer, zwölflöthiges S. eine Mischung von 12 Theilen S. u. 4 Theilen Kupfer. Seit 1857 ist das Pfund (= 500 Gramm) die Gewichtseinheit u. die Bezeichnung geschieht durch Angabe der Theile seines S. in 1000 Theilen der Mischung; Silber von, 900/1000, enthält 900 seines S. u. 100 Kupfer. Für Silbergeschirre wird der Feingehalt entweder gesetzlich vorgeschrieben od. durch die Zunft der Goldschmiede beaufsichtigt; im nördlichen Deutschland wird meist 12löthiges, im südlichen 13löthiges S. verarbeitet. In Bezug auf die Silbermünzen ist durch den Münzvertrag von 1857 festgesetzt worden, daß ausdem Pfund[91] feinem Silber 30 Thaler od. 45 Gulden (Österreich), od. 521/2 Gulden (Süddeutschland) geprägt werden sollen, so daß 1 Thaler = 11/2 Gulden österreichischer Währung = 13/4 Gulden süddeutscher Währung = 1/30 Pfund sein S. enthält. Für die 1/6 Thalerstücke ist die Legirung, 520/1000, besteht also aus 520 Theilen S. u. 480 Theilen Kupfer, so daß auf ein Pfund 93,6 Stück gehen; für die Scheidemünzen wird das Pfund S. zu 341/2 ausgeprägt, u. zwar ist die Legirung für die 1/12, Thalerstücke (21/2 Groschenstücke) 375/1000, für die, 1/30 Thalerstücke (Groschen) 220/1000, für die süddeutschen 6- u. 3-Kreuzerstücke 330/1000, für die Kreuzerstücke, 167/1000. In Frankreich wird das Silbergeld zu 900/1000 ausgeprägt, in England zu 925/1000 (Standardsilber), man prägt aus dem Troypfund Standardsilber 66 Schillinge.

II. (Min.). In der Natur findet sich das S. theils rein als gediegenes S., theils in Silbererzen. A) Gediegenes S. krystallisirt im regulären System, meist in Octaëdern, Würfeln u. Combinationen derselben; die Krystalle sind meist klein u. verzerrt. Am häufigsten erscheint das gediegene S. draht- u. haarförmig, zähnig, baum- u. moosförmig, gestrickt, in Platten u. Blechen, als Anflug, dendritisch, derb u. eingesprengt; es ist geschmeidig, biegsam u. dehnbar, im Bruch hakig, Härte 2 bis 3, specifisches Gewicht 10,1 bis 12,0; silberweiß, oft gelb, braun od. schwarz angelaufen, metallglänzend. Zuweilen enthält es etwas Gold, Kupfer, Antimon, Arsenik, Eisen; das sogen. güldische S. od. Goldsilber von Kongsberg in Norwegen ist gelblich u. enthält bis zu 28 Proc. Gold. Das gediegene S. findet sich auf Gängen u. Lagern in allen Gebirgen, bes. im Gneiß u. der Grauwacke, in Begleitung von Silbererzen, so bei Freiberg, Johanngeorgenstadt, Annaberg, Marienberg, Schneeberg in Sachsen, Andreasberg am Harz, Wolfach u. Wittichen im Schwarzwald, Joachimsthal in Böhmen, Schemnitz in Ungarn, Kongsberg in Norwegen; Schlangenberg am Altai, Hiendelaencia in Spanien, Mexico, Peru (hier im Flötzgebirge), Californien, Chile. Das gediegene S. kommt zuweilen in bedeutenden Massen vor, so soll auf der Grube St. Georg zu Johanngeorgenstadt eine 100 Centner schwere Masse vorgekommen sein; zu Kongsberg in Norwegen wurde im Jahr 1666 eine 560 Pfund u. 1834 eine 71/2 Centner schwere Masse entdeckt. 1847 wurde auf der Grube Himmelfahrt bei Freiberg auf einer Gangfläche von etwa 18 Quadratfuß gegen 131/2 Centner gediegenes S. gewonnen. Als B) Silbererze bezeichnet man solche Mineralien, in denen S. einen wesentlichen Bestandtheil ausmacht, u. welche daher zur hüttenmännischen Gewinnung des S-s benutzt werden können. Die wichtigsten Silbererze sind: Silberglanz (Glaserz, AgS, in 100 Theilen 87 Theile S.), dunkles Rothgültigerz (Pyrargyrit, Antimousilberblende, 3 AgS + SbS, 60 Procent S.), lichtes Rothgültigerz (Rubinblende, Proustit, Arseniksilberblende, 3 AgS + AsS3, 65,5 Procent S.), Schwarzgültigerz (Sprödglaserz, Polybasit, Eugenglanz, Melanglanz, 6 AgS + SbS3, 72 Procent S.), Silberfahlerz (31,8 Procent S.), Silberhornerz (AgCl, 75 Procent S.), Embolit (Chlorbromsilber), Silberkupferglanz (Stromeyerit, CuS2 + AgS, 52,9 Procent S.), Miargyrit (27 Procent S.). Außerdem findet sich das S. noch im Akanthit (AgS, 87 Procent S.), Jalpait (AgS + CuS, 71,7 Procent S.), Tellursilber (Hessit, Petzit, AgTe, 62,8 Procent S.), Selensilber (Naumannit, AgSe, 73,2 Procent S.), Eukairit (Cu2Se + AgSe, 43,2 Procent S.), Antimonsilber (Spießglanzsilber, 77 bis 84 Procent S.), Hyargyrit (einen arsenikhaltigen Myargyrit), Xanthokon (63,4 Procent S.), Rittingerit, Schilfglaserz (Feuerblende, Freieslebenit, 23 Procent S.), Kenngottit, Silberwismuthglanz (Wismuthbleierz, Schapbachit, 15 Procent S.), Iodsilber (Iodit, AgJ, 46 Procent S.), Bromsilber (Bromit, AgBr, 57,4 Procent S.), Selbit (Grausilber), Arseniksilber (9 Procent S.), Sternbergit (33 Procent S.). Die Silbererze sind fast immer von Kupfer- u. Bleierzen od. von beiden begleitet, so wie auch fast aller Bleiglanz u. die meisten Kupfererze silberhaltig sind, so daß auch aus ihnen S. gewonnen wird. Merkwürdig ist das vor Kurzem entdeckte Vorkommen von S. im Meerwasser. Schon Proust machte darauf aufmerksam, daß sich das S. silberbeladener untergegangener Schiffe im Meerwasser in Chlorsilber verwandle u. als solches auflöse; in Valparaiso hat man nun den Kupferbeschlag eines Schiffes nach sehr langem Verweilen im Meere untersucht u. darin S. in beträchtlicher Menge gefunden. Der Astronom Maury berechnet den Silbergehalt des ganzen Oceans auf 200 Millionen englische Tonnen, was einem Werthe von 12,300,000 Millionen Thaler entspricht. Gediegenes Gold ist immer silberhaltig, im südamerikanischen Gold fand man 2 bis 35 Proc. S., im Waschgold aus Chile 3 bis 15 Proc., im gediegenen Gold vom Ural 5 bis 30 Proc., in den Goldkrystallen aus den Goldwäschen von Katharinenburg 3,5 bis 28 Proc., in californischem Gold 8,9 bis 12,3 Proc. S.

III. (Hüttenw.). Die hüttenmännische Gewinnung des S-s geschieht nach folgenden Methoden: A) Durch die Schmelzarbeit. a) Aus Erzen, welche bes. reich an gediegenem S. sind, wird das S. direct ausgeschmolzen, doch findet diese Methode nur selten Anwendung; hat man b) reiche u. reine Silbererze, wie gediegen S., Glanzerz, Sprödglaserz, Rothgültigerz, so werden diese beim Abtreiben zugesetzt. c) Aus silberhaltigen Bleierzen gewinnt man das S. durch Abtreiben des silberhaltigen Werkbleies, wobei man sehr reiche Silbererze zusetzen kann. Der Proceß des Abtreibens gründet sich auf das verschiedene Verhalten des Bleies u. S-s beim Erhitzen unter Luftzutritt; während hierbei nämlich das S. unverändert bleibt, oxydirt sich das Blei sehr leicht zu Bleioxyd (Glätte), welches die Oxyde der anderen beigemengten Metalle beim Schmelzen auflöst; hierdurch ist eine Trennung der durch das Schmelzen oxydirten Metalle von den nicht oxydirbaren sehr leicht zu bewerkstelligen. Das Abtreiben erfolgt auf dem Treibherd, einem Flammenofen mit kreisrundem, kesselförmig vertieftem Herde, welcher aus Thon, Kalk od. ausgelaugter Asche geschlagen ist u. mit einer eisernen, inwendig mit feuerfestem Thon ausgekleideten, durch einen Krahn beweglichen Haube bedeckt wird. An der der Feuerung gegenüberliegenden Seite hat der Ofen eine Öffnung (Schurgasse) zum Eintragen des Werkbleies u. zum Entfernen des Abstrichs; außerdem münden über dem Herd die Düsen eines Gebläses u. diesen gegenüber befindet sich eine Öffnung (Glättloch, Glättgasse) zum Abfließen der geschmolzenen Glätte. Beim Schmelzen des Werkbleies bildet sich auf der Oberfläche desselben eine schwere schmelzbare Haut (Abstrich), welche Schwe[92] felblei, Antimon u. andere Metalle enthält; nach seiner Entfernung beginnt die Oxydation des Bleies, die Anfangs gebildete Bleiglätte enthält noch Metalloxyde aufgelöst u. wird als zweiter Abstrich entfernt, dann wenn sie durch ihre helle Farbe ihre Reinheit zu erkennen gibt, wird sie durch das Glättloch abgelassen. Ist auf diese Weise fast alles Blei entfernt, so zeigt sich auf der Oberfläche des Metalls nur noch ein seines Häutchen von Bleioxyd, welches Regenbogenfarben spielt, u. endlich kommt die Oberfläche des S-s vollkommen rein u. glänzend zum Vorschein. Man nennt diesen hellen Glanz Silberblick (das S. blickt) u. das so erhaltene S. Blicksilber. Wie schon erwähnt, werden beim Abtreiben des Werkbleies oft reiche Silbererze zugesetzt, wie es bei Freiberg u. Andreasberg geschieht; dabei verbrennt Schwefel u. Antimon zum Theil, zum Theil gehen sie in den Abstrich. Sehr silberarmes Werkblei, aus welchem das S. nicht mehr mit Vortheil gewonnen werden kann, läßt sich nach Pattinson in ein silberreicheres verwandeln; es werden zu diesem Zweck große Mengen dieses Werkbleies in gußeisernen Kesseln geschmolzen u. langsam erkalten gelassen; dabei sammelt sich auf der Oberfläche reines Blei in Krystallen aus, während in der flüssigen Masse alles S. zurückbleibt; die Krystalle werden mit einem Schaumlöffel abgenommen u. das zurückbleibende silberreichere Blei abgetrieben. Nach Packes kann das S. aus silberhaltigem Blei durch Zink ausgezogen werden; wenn man nämlich silberhaltiges Blei mit Zink zusammenschmilzt, so entzieht das letztere dem Blei alles Silber, u. benutzt man das Zink mehrmals zum Entsilbern, so erhält man ein sehr silberreiches Zink, von welchem das Zink durch Destillation getrennt wird, während das zurückbleibende S. noch Blei enthält u. abgetrieben wird. d) Aus silberhaltigen Kupfererzen gewinnt man das S. durch den Proceß des Saigerns, indem man das Schwarzkupfer, bevor es gar gemacht wird, mit Blei zusammenschmilzt, welches bei langsamem Erkalten dem Kupfer das S. vollständig entzieht. Statt des Bleies kann auch Bleiglätte od. silberarmes Blei verschmolzen werden; man gießt die Legirung in Scheiben (Saigerstücke) u. erhitzt diese zwischen Kohlen, so daß das leicht schmelzbare silberhaltige Blei abfließt; aus diesem wird dann durch das Abtreiben das S. gewonnen. Auf diese Weise werden die silberhaltigen Kupfererze im Mansfeldischen verarbeitet; in Böhmen u. an manchen Orten Deutschlands werden die gerösteten Erze mit gerösteten Bleierzen zu Werkblei u. zu Kupferstein verschmolzen. Die sächsische od. Verbleiungsarbeit besteht darin, daß man den aus armen Erzen gewonnenen Rohstein mit Bleierzen od. mit Blei verschmilzt u. den noch nicht vollständig entsilberten Stein zu Schwarzkupfer verarbeitet, welches durch den Saigerungsproceß entsilbert wird, dieser Arbeit geht kein besonderes Rohschmelzen mit Schwefelkies voran, indem die Erze den zur Steinbildung nöthigen Schwefel selbst enthalten. Die sogenannte Eintränkarbeit, wie sie in Ungarn üblich ist, unterscheidet sich von der sächsischen nur dadurch, daß dabei metallisches Blei angewendet wird.

B) Durch die Amalgamation: a) Erzamalgamation. Diesem Proceß werden nur reine Silbererze unterworfen, welche wenig Kupfer u. Blei enthalten; Erze mit 5 Procent Blei u. 1 Procent Kupfer werden von der Amalgamation ausgeschlossen, weil diese Metalle die Trennung des Amalgams erschweren u. das Kupfer verloren geht, man schmilzt diese Erze u. gewinnt aus ihnen silberhaltiges Blei u. silberhaltiges Schwarzkupfer. Man unterscheidet den Freiberger od. europ Aschen u. den amerikanischen Amalgamationsproceß. aa) Freiberger Erzamalgationsproceß. Die Erze werden so gattirt, daß sie ein Gemenge geben, welches im Centner 71/2 bis höchstens 8 Loth Silber u. dabei einen gehörigen Gehalt an Schwefel enthält, deshalb beschickt man auch schwefelarme mit schwefelreichen Erzen. Man mischt hierauf das Erz mit 10 Procent Kochsalz u. röstet es in einem Flammenofen unter beständigem Wenden; hierbei glüht das Erz anfangs, während Dämpfe von Arsenik, Antimon u. Wasser entweichen. Dann folgt das Abschwefeln, wobei eine blaue Flamme sichtbar wird, u. zuletzt bei verstärktem Feuer das Garrösten, wodurch das S. in Chlorsilber verwandelt wird, während sich gleichzeitig Glaubersalz bildet. Die geröstete Masse wird gesiebt, die gröberen Theile röstet man nochmals mit Kochsalz, während das feinere auf einer Mühle zu feinem Mehl gemahlen wird. Dieses Erzmehl bringt man mit Wasser in horizontale um ihre Achse drehbare Fässer, setzt metallisches Eisen in Stücken zu u. läßt die Fässer 11/2 bis 2 Stunden lang umgehen. Dabei zerlegt das Eisen das Chlorsilber, es bildet sich Eisenchlorür u. metallisches S., welches letztere so wie Kupfer, Antimon etc. sich als seines Pulver ausscheiden. Hierauf bringt man Quecksilber in die Fässer u. läßt dieselben 14–16 Stunden lang schnell umgehen. Dabei löst das Quecksilber das S., Kupfer, Blei etc. auf u. bildet damit ein dünnflüssiges Amalgam. Die Fässer werden nun mit Wasser völlig gefüllt u. langsam umgedreht, dann durch ein Spundloch das Amalgam abgelassen, welches durch eine Röhrenleitung in die Silberkammer fließt; hier gibt man es auf Spitzbeutel von Zwillich, durch welche Quecksilber mit wenig S. abläuft, während das Amalgam als eine steife Masse zurückbleibt; es enthält außer S. noch Gold, Kupfer, Blei, Wismuth, Antimon; in der Regel auf 5 bis 6 Theile Quecksilber 1 Theil S. Die Abscheidung des S-s aus dem Amalgam erfolgt durch Destillation. Nach einer älteren Methode bringt man das Amalgam auf mehre an einer eisernen Stange übereinander befestigte horizontale Teller, deckt darüber ein eisernes glockenförmiges Gefäß (Ausglühtopf), welches mit seiner unteren Öffnung durch Wasser abgesperrt ist u. erhitzt den Ausglühtops durch darum gebrachtes Feuer; dadurch verflüchtigt sich das Quecksilber u. sammelt sich im Wasser an, während das S. mit den nicht flüchtigen Metallen zurückbleibt (Tellersilber). Jetzt destillirt man das Amalgam aus gußeisernen horizontalen Röhren, an denen vorn ein absteigendes, durch Wasser abgesperrtes Rohr befestigt ist. Das zurückbleibende S. ist 10- bis höchstens 131/2löthig, es enthält noch Kupfer, Antimon u. Gold; durch das Raffiniren (s. unten) wird es gereinigt. bb) Der Amerikanische Erzamalgamationsproceß unterscheidet sich von dem europäischen durch einen geringeren Aufwand an Brennmaterial, aber gleichzeitigen größeren Verlust an Quecksilber. In Peru wird das S. aus dem sogenannten Paco gewonnen, einem Erze, welches gediegenes S. in kleinen Theilchen neben Eisenoxyd enthält; in Mexico werden Glaserz, Fahlerz, Rothgültigerz, Hornerz u. Sprödglaserz verarbeitet,[93] auch findet sich das Erz von Peru, welches hier Colorado (gefärbtes Erz) genannt wird. In Chanarcillo in Chile bildet der Embolit die Hauptquelle für die Silbergewinnung. Die Erze werden gepocht u. dann mit Wasser sehr sein gemahlen, hierauf noch feucht in den gepflasterten Amalgamationshof (Patio) gebracht, mit Kochsalz vermischt u. durch Pferde od. Maulthiere getreten; am anderen Tag wird das sogenannte Magistral zugesetzt, gerösteter Kupferkies od. kupferhaltiger Schwefelkies, dessen Hauptbestandtheil schwefelsaures Kupferoxyd ist, u. mit der Masse wieder durch Treten innig gemischt; nach einigen Tagen wird ein Drittel des zur Amalgamation erforderlichen Quecksilbers u. wenn dieses durch 10–20 Tage langes Treten der Masse beigemischt ist, das zweite Drittel, nach 8 Tagen das letzte Drittel zugegeben. Ist die Amalgamation beendigt, so wird der Quickbrei in ausgemauerten Cisternen verwaschen, wodurch die leichteren Theile von dem Amalgam getrennt werden. Das Amalgam wird nun durch Säcke gepreßt, um das überschüssige Quecksilber zu entfernen, u. dann der Destillation unterworfen. Bei diesem Amalgamationsverfahren bildet sich neben dem Silberamalgam Quecksilberchlorid, dessen Quecksilbergehalt verloren geht. Daher beträgt der Quecksilberverlust etwa zehnmal so viel als bei dem Europäischen Amalgamationsproceß. b) Aus silberhaltigen Kupfererzen gewinnt man neuerdings häufig das S. durch Amalgamation des Kupfersteines od. des Schwarzkupfers; an manchen Orten hat diese Methode den älteren Saigerproceß verdrängt.

C) Extractionsproceß: a) Der Extractionsproceß nach Augustin. Diese Methode gründet sich auf die Löslichkeit des Chlorsilbers in einer heißen concentrirten Auflösung von Kochsalz u. die Abscheidung des S-s aus dieser Lösung durch metallisches Kupfer; sie wurde von Augustin erfunden u. zuerst in Mannsfeld in Ausführung gebracht, in Mexico wird sie jetzt fast allgemein angewendet. Die Erze werden gepocht u. gemahlen, bei immer steigender Hitze Anfangs für sich, dann unter Zusatz von Kochsalz geröstet, wobei alles S. in Chlorsilber verwandelt wird. Die geröstete Masse wird nun in Bottichen mit heißer Kochsalzlösung ausgelangt u. die Lösung in hölzerne Gefäße abgelassen, in denen sich sein vertheiltes, aus einer Kupferlösung durch Eisen gefälltes metallisches Kupfer befindet; dieses zersetzt das Chlorsilber, das S. scheidet sich als eine schwammige Masse aus, während sich das Kupfer auflöst; durch Fällen mit metallischem Eisen kann das Kupfer wieder gewonnen werden. Statt der Kochsalzlösung ist auch eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron vorgeschlagen worden, hat sich jedoch nicht bewährt. Bgl. A. Grützner, Die Augustinische Silberextraction, Braunschw. 1851. b) Der Extractionsproceß nach Ziervogel, in Mannsfeld u. Mexico eingeführt, besteht im Wesentlichen darin, daß man das Schwefelsilber der Erze durch Rösten in schwefelsaures Silberoxyd verwandelt, die geröstete Masse mit Wasser auszieht u. das S. durch metallisches Kupfer fällt.

D) Die Reinigung des auf die eine od. andere Weise gewonnenen S-s erfolgt durch das Raffiniren od. Feindrennen, indem man das rohe S. in Tiegeln von Eisen od. Graphit schmilzt u. die dabei auf der Oberfläche sich abscheidenden Oxyde der unedlen Metalle abschöpft, dann Kohlenpulver auf die Oberfläche streut, umrührt u. wiederum abschöpft. Auch durch den Proceß des Abtreibens auf einer Kapelle läßt sich das S. raffiniren; ist das S. sehr kupferhaltig, so setzt man Blei zu, um durch das Bleioxyd das Kupferoxyd aufzulösen u. in den Test zu führen. Affiniren (Feinmachen), nennt man das Verfahren, S. aus seinen Legirungen abzuscheiden u. rein darzustellen, es kommt bes. bei goldhaltigem S. od. silberhaltigem Gold in Anwendung. Fast immer enthält das S. geringe Mengen Gold, sowohl das aus Silbererzen als auch das aus Blei u. Kupfererzen gewonnene S., außer wenn zur Gewinnung das Extractionsverfahren angewendet wurde. Früher wurde dieser geringe Goldgehalt des S-s nicht beachtet, daher sind die meisten älteren Silbermünzen goldhaltig; jetzt ist wegen des niedrigen Preises der zur Scheidung erforderlichen Chemikalien die Abscheidung des Goldes auch aus goldarmen S. noch lohnend; S. mit 1/2 Tausendtheil Goldgehalt kann noch mit Vortheil dem Affiniren unterworfen werden. Ebenso ist das aus dem Waschgolde u. den Golderzen gewonnene Gold stets silberhaltig u. wird daher ebenfalls affinirt. Das von D'Arcet 1802 erfundene u. zuerst praktisch ausgeführte Verfahren gründet sich darauf, daß S. in Schwefelsäure löslich, Gold darin unlöslich ist; aus der erhaltenen Silberlösung wird das S. durch Kupfer niedergeschlagen. Das goldhaltige S. wird granulirt u. mit concentrirter Schwefelsäure zum Sieden erhitzt; dadurch verwandeln sich S. u. Kupfer in schwefelsaure Salze, Gold bleibt ungelöst zurück; die entweichende schweflige Säure wird in Bleikammern geleitet, um sie in Schwefelsäure zu verwandeln. Man fügt dann, um die Salze zu lösen, verdünnte Schwefelsäure od. Mutterlauge von Kupfervitriol zu, erhitzt sie zum Sieden, trennt die Lösung von dem Golde durch Decantiren u. man bringt sie in Pfannen, in welchen sich metallisches Kupfer in Blechen od. Platten befindet, welches das S. abscheidet; dasselbe wird gewaschen, gepreßt, getrocknet u. mit Pottasche u. etwas Salpeter eingeschmolzen. Das zurückbleibende Gold wird nochmals mit Schwefelsäure erhitzt, um die letzten Antheile S. zu entfernen, dann gewaschen u. geschmolzen. Aus der bei der Reduction des S-s gewonnenen Kupferlösung läßt man den Kupfervitriol auskrystallisiren, die Mutterlauge wird zum Auflösen des schwefelsauren Silberoxyds u. Kupferoxyds (s. oben) statt verdünnter Schwefelsäure zugesetzt. Hält das S. über 20 Procent Gold, so kann es nicht mehr für sich affinirt werden, sondern muß zuvor mit S. zusammengeschmolzen, also in ein goldärmeres S. verwandelt werden: ebenso kann S. mit über 10 Procent Kupfer nicht mehr affinirt werden, weil das schwefelsaure Kupferoxyd von Schwefelsäure nicht gelöst wird; man röstet solches S. u. zieht das gebildete Kupferoxyd mit verdünnter Schwefelsäure aus. Zuweilen trennt man das S. vom Gold durch Salpetersäure; dieselbe löst S. auf, Gold nicht, indessen ist die Trennung nur dann vollständig, das S. löst sich vollständig auf, wenn der Silbergehalt das Doppelte des Goldgehaltes beträgt; bei einem größeren Gehalt an Gold muß die Legirung durch Zusammenschmelzen mit S. auf den angegebenen Betrag gebracht werden. Früher stellte man zu dieser Scheidung eine Mischung her, welche nur 1/4 Gold enthielt, daher Scheidung durch die Quart (Quartation, Quar[94] tirung). Aus der salpetersauren Silberlösung wird das S. durch Kochsalz ausgefällt u. mittelst Zink od. auf andere Weise reducirt. Silberarmes Gold schmilzt man am besten mit dem zwei- od. dreifachen Gewicht Zink zusammen, granulirt die Legirung u. behandelt sie mit verdünnter Schwefelsäure; dadurch löst sich das Zink auf, das silberarme Gold bleibt in schwammigem Zustande zurück u. kann durch Behandeln mit Schwefelsäure od. Salpetersäure vom S. befreit werden. Um S. aus silberhaltigen Legirungen, Tiegeln, Kehricht aus Gold- u. Silberwerkstätten, aus sogenanntem Schlich, Krätze etc. zu gewinnen, werden diese Gegenstände heiß mit Salpetersäure behandelt, die Lösung mit Wasser verdünnt u. das S. durch metallisches Kupfer niedergeschlagen; die erhaltene salpetersaure Kupferlösung dient entweder zur Darstellung von Kupferfarben od. man schlägt durch eingelegte Eisenstücke das Kupfer nieder.

IV. Die wichtigsten Silberbergwerke Deutschlands sind im Sächsischen Erzgebirge, wo sie seit dem 12. Jahrh., u. im Harz, wo sie seit dem 10. Jahrh. in Betrieb sind. Im Sächsischen Erzgebirge wird bes. in Freiberg, Annaberg, Johanngeorgenstadt, Marienberg u. Schneeberg S. gewonnen. Sachsen liefert ungefähr den vierten Theil alles S-s, welches in Europa gewonnen wird; im 18. Jahrh. betrug die Ausbeute des sächsischen Bergbaues 3,514,098 Mark sein u. im 19. Jahrh. gaben die ersten 32 Jahre allein 1,809,569 Mark. Jetzt gewinnt man jährlich über 36,000 Pfund. In Freiberg allein wurden im Jahre 1854 341,360 Centner Silbererz ausgebracht im Werthe von 1,159,051 Thlrn.; 1850 war die Ausbeute am reichsten, nämlich 1,400,000 Thlr.; in den Jahren 1367–1373 gewährte das Bergamt in Freiberg jährlich einen Zehenten von 100,000 Schock böhmischen Groschen. Die Bergwerke von Schneeberg, 1471 entdeckt, lieferten in den ersten 30 Jahren über 300,000 Ctnr. S., die Annabergischen Erzgruben ergaben von 1492–1577 gegen 3,695,000 Thlr., die Marienbergischen im Jahre 1577 allein 3 Mill. Guldengroschen. Im Mannsfeldischen wird der silberreiche Kupferschiefer auf S. verarbeitet; man schätzt die Gesammtausbeute am Harz auf jährlich 60–70,000 Mark. In Nassau sind Gruben bei Ems, welche jährlich an 4000 Mark S. liefern, im Schwarzwald bei Wolfach, Wittichen u. Schapbach, in Oberschlesien bei Rudelstadt. Österreich producirt jährlich für über 2 Mill. Thlr. S., das meiste liefert Böhmen, bes. Przibram (aus silberhaltigen Bleierzen, aus Arsenik u. Antimonerzen), Joachimsthal, Tabor, Ratiboriz. Im Jahre 1306 belief sich die wöchentliche Ausbeute der böhmischen Bergwerke auf 7000 Mark S., in den letzten Jahren jährlich über 1 Mill. Thlr. Nächstdem Ungarn (jährlich für etwa 11/2 Mill. Thlr. S.), bes. in Schemnitz, Kremnitz u. Hertegrund (aus goldhaltigem Glas- u. Fahlerz, Blei- u. Kupfererzen), Schmöllnitz, Felsöbanya, Nagybanya, Fernesy, Kapnik; ferner sind Silbergruben in Siebenbürgen bei Nagyag, Offenbanya, im Banat bei Orawiza, Tyrol zu Falkenstein, Brixlegg, Ringen, Eibelschroffen; in Steyermark, Salzburg, Bukowina. Im ganzen österreichischen Kaiserstaat wurde 1855 125,0361/2 Wiener Mark = 150,043,8 preuß. Mark S. gewonnen, davon kamen auf Salzburg 444, Steyermark 5111/2, Tyrol 798, Böhmen 60,519, Schlesien 231/2, Bukowina 74, Ungarn 53,864, Banat 5991/2, Siebenbürgen 7971, Serbien u. Militärgrenze 232 Mark. Frankreich liefert winig S., es hat Silbergruben zu Chalanches in der Dauphiné, Markirch im Elsaß, Allemont, St. Marie aux mines im Departement Haut Rhin, im Departement Isère u. Finistère, inden Vogesen. In Schweden sind Silberbergwerke zu Sala in Westmanland, diese lieferten 1856 5553 Mark bergfeines S., Norwegen hat bedeutende Gruben in Kongsberg. England producirt wenig S., hier sind Silbergruben in Wales. In Rußland wird S. gewonnen am Schlangenberg bei Barnaul im Altai, in den Bleigängen im Nertschinskischen Bezirk, im Kaukasus u. der Kirgisensteppe, in den Don- u. Uralgegenden, auch jenseit des Irtisch. Im 18. Jahrh. haben die Werke am Altai u. im Nertschinskischen Bezirk 131 Millionen Rubel ergeben; die gesammte Production beträgt jährlich gegen 77,000 Mark im Werth von etwa 1 Million Thaler. In Spanien existirten im Jahre 1851 191 Silberbergwerke; in neuerer Zeit sind reiche Silbergänge bei Himdelaencia in der Provinz Guadalajara entdeckt worden, der Gang San Jose soll eine Mächtigkeit von 3 Meter haben. Wahrscheinlich holten die alten Phönicier ihr S. aus Spanien. Mexico ist das silberreichste Land der Erde, es liefert über die Hälfte alles S-s; bedeutend sind die Gruben von Zakalecas u. Guanaxuato, ferner Jalpa, Ramos, Angangeo, Pinos, Mazapil. Chile liefert ebenfalls S.; die reichen Lager von Arqueros in der Provinz Coquimbo sind erst seit 1832 bekannt, man gewann hier innerhalb weniger Tage aus dem Geröll allein 8000 Mark gediegenes S.; ferner sind Gruben in Huasco, Chanarcillo, Copiapo, Los Algodones, Agua-Amarga, Carriso; Chile liefert jährlich für 5 bis 6 Mill. Thlr. S. Peru hat bedeutende Silberbergwerke, die jährliche Ausbeute soll über 6 Mill. Thlr. betragen. Durch ihren Reichthum zeichnen sich bes. die Silberbergwerke Californiens aus; das Erz enthält mindestens 25 Procent S., so daß die Tonne einen Silberwerth von 50,000 Franken darstellt. In China sind außer den silberreichen Bleigruben in der Cantonprovinz Gruben reinen S-s vorhanden in Kuan-si u. bes. Jün-nan, in der letzteren Provinz wird der jährliche Ertrag zu 11. Millionen Thlrn. angegeben. Das in China gewonnene Seissisilber enthält etwas Gold u. soll an Feinheit jedes andere S. der Welt übertreffen. Jap an ist reich an S., in einem Jahre haben die Portugiesen über 4 Mill. Thlr. mit sich genommen. Die Verbreitung des S-s auf der Erde soll 24 mal größer sein als die des Goldes. Nach Faucher war die Ausbeute auf der ganzen Erde im Jahre 1851 612/3 Mill. Thlr. od. 230 Mill. Franken, davon lieferten Mexico für 35,467,000, Peru für 6,667,000, Chile für 5,867,000, Spanien für 4,267,000, Neu-Granada für 3,200,000, Ungarn für 1,867,000, Böhmen u. Sachsen für 1,333,000, Rußland ebensoviel, das übrige Europa ebensoviel. Den ganzen Reichthum an S., welcher gegenwärtig auf der Erde im Handel u. Wandel sich befindet, schätzt man auf 8 Milliarden Mark Banko.

V. Das S. ist schon seit den ältesten Zeiten bekannt. Der Hauptfundort war Spanien, bes. bei Carthago nova, Ilipa, Sisapon, Castulo, im Orospedagebirg, von welchem ein Theil der Silberberg (Argyrun Oros, Argentarius mons) hieß; es wurde hier zuerst von den Phöniciern, dann von den Römern ausgebeutet u. aus offenen Gruben[95] (Argyreia, Argentifodinae) gewonnen. Asien war reicher an Gold als an S., letzteres kam dort namentlich im Kaukasus, in Armenien, Baktrien, Mysien, Karmanien, Arabien, Indien vor; da aber gegenüber der geringen Ausbeute hier doch so viele Gefäße, Geräthschaften, Münzen etc. von S. in Gebrauch waren, so scheint das S. durch die Phönicier nach Asien gebracht worden zu sein. Bei Griechen u. Römern diente S. (Argyros, Argentum) zu Münzen, Geräthschaften, Gefäßen, Instrumenten, Spiegeln, Schmuckgegenständen u. Verzierungen an Kleidungsstücken, Pferdegeschirr etc. Schon Homer erzählt von einem silbernen Krug als einem Kunstwerk, welchen Achilles zum Preise bei einem Wettlauf aussetzte; er war von den Sidoniern gearbeitet u. Phönicier hatten ihn feil geboten Unter den Geschenken, welche der König Krösus dem Orakel in Delphi machte, befanden sich silberne Schüsseln u. ein silberner Krater, welcher 600 Kannen faßte, er soll von Theodoros von Samos gefertigt worden sein Alexander der Große hatte eine Garde von 3000 Mann mit silbernen Schildern (s. Argyraspiden), wie Apollon einen silbernen Bogen führt (daher Argyrotoxos). Der Silberarbeiter. (Argyrelates, Argyropöös, Argyrokopos) hatte seine besondere Werkstätte (Argyreion, Argyrokopeion); in den Häusern reicher Leute gab es eine besondere Silberkammer (Argyrotheke, Argentarium) u. bei den Römern einen besonderen Silberdiener (Servus ab argento). Die Germanischen Völker kannten das S. schon früh, aber weder waren den Deutschen die Silberbergwerke im Harz u. Erzgebirge vor dem 10. u. 12. Jahrh. bekannt, noch sind silberne Gegenstände, welche sich in Germanien u. Skandinavien vorfinden, Erzeugnisse inländischer Künstler, sondern in den ersten Jahrhunderten römischen, seit dem 6. u. 7. Jahrh. byzantinischen Ursprungs. Im Mittelalter wurden bes. ungeheuere Massen S. zu Kirchenschmuck u. Kirchengeräthen verbraucht. Schon im Jahre 812 wird eine aus S. gegossene Glocke wegen ihres schönen Klanges gerühmt, Herzog Wilhelm von Aquitanien ließsolche in der Kirche des von ihm gestifteten Klosters Gellone aufhängen. Neuere Untersuchungen haben gelehrt, daß ein Zusatz von S. zu dem Glockenmetall den Klang nicht erhöht.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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