Skalden

Skalden

Skalden (v. altnord. skalld, d.i. Dichter), im alten Skandinavien überhaupt Dichter, insbesondere aber die Sänger der historischen Lieder; sie repräsentiren in der Altnordischen Literatur vom 9. bis 13. Jahrh. die Kunstpoesie (Skalldrskapr), welche die historischen Stoffe sowohl aus der Vergangenheit als aus der Gegenwart in eigenthümlichen Versarten u. in einer räthselhaften bilderreichen Sprache (Skaldskaparmal) darstellte (s.u. Altnordische Literatur S. 373). Daher gehörte für den, welcher ein S. werden wollte, ein besonderes Studium, wozu ein in der jüngeren Edda aufgenommenes Gedicht Skalda (s. Edda II. B) die Anleitung gab. Das eigentliche Vaterland der S. war Island, wo sie ihre Lieder bei Gelagen u. Festen fangen; von da zogen sie nach Norwegen, besuchten zuweilen auch Dänemark u. England, Schweden u. Rußland. In der Blüthezeit der S., im 9.–11. Jahrh., gab es in den Nordlanden keinen Fürsten, kaum einen Edlen, welcher nicht einen S. an seinem Hofe hielt. Sie gehörten zu den Hofleuten, wurden auch oft in Regierungsangelegenheiten zu Rath gezogen, begleiteten ihre Herren in den Krieg, um deren Heldenthaten desto treuer beschreiben zu können, u. genossen auch öffentliches Ansehen. Sie mußten auch improvisiren können, da ihre Herren oft auf der Stelle Lieder von ihnen verlangten, auch dichterische Wettkämpfe von ihnen angestellt wurden. Die S. waren an solchen Höfen entweder bleibend od. auch nur einige Zeit u. zogen dann weiter od. wieder nach Island, wo sie dann von ihrem Erwerb ein behagliches Leben führten u. ohne Bezahlung ihre Lieder vor den Ihrigen sangen. Zu Lohn erhielten sie Lehen, Waffen, Kostbarkeiten, Gewänder, befrachtete Schiffe. Berühmte S. waren Gunnlaug Ormstunga, Glum, Egill, welcher das Ziehen an fremde Höfe aufgebracht haben soll, Finar Skalaglam, Glum Geirafon, Kormak Önundsson, beide unter Harald Grafeld, Thiodolf, Audun Illskälda, Eyvind Finnson, Thormod, Gigur, Thor. ward Hialtason, der erste isländische S. an Erich Sigrsälls Hofe in Schweden, Stuf, der blinde S.,[154] Thorbiöm Hornklofi, Guttorm Sindri, Eyvind Skaldaspillir, Thordr Siareksson, Sturle Tordson u. v. a., aufgezählt von Snorri u. in Halfdan Einarson's Sciagraphia historiae literariae islandicae, Kph. 1777, u. Legis Fundgruben I, 19. Auch Skaldinnen (Skaldmaer, Skaldkona), wie die Norwegerin Jorun, die Isländerinnen Steinnun, Thorfinna u.a. gab es. So groß die Anzahl der noch vorhandenen Skaldenlieder ist, so sind sie doch meist noch gar nicht durch den Druck bekannt gemacht, Sammlungen von Liedern einzelner S. hat man gar nicht; zahlreiche Bruchstücke sind in der jüngeren Edda (s.d. II. B) u. in der Heimskringla enthalten; vgl. Altnordische Literatur B) a).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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