Slawonien

Slawonien

Slawonien (Tort-Orszay, d.i. das hand der Slawen, Pannonia interamnensis), 1) früher Königreich, welches jetzt mit Kroatien ein eigenes österreichisches Kronland bildet, s. Kroatien 3); Kroatien-S. hat gegenwärtig 337,94 QM. mit 863,100 Ew. u. zerfällt in die sieben Comitate Agram, Warasdin, Kreutz, Fiume, Pozega, Verovitice u. Syrmien; 2) (Provinzial-S.), früher ein Theil des Königreichs S. von 172 QM. mit 390,000 Ew.; 3) so v.w. Kroatisch-Slawonische Militärgrenze. – Die ersten bekannten Bewohner dieses Landes waren die Skordisker, später wohnten Pannonier darin, welche Augustus unterjochte. Das Land hieß Pannonia Savia, nach der Save, gehörte zu Pannonia inferior u. kam bei der Theilung des Römischen Reiches an das Byzantinische Reich. Bei der Völkerwanderung u. den späteren Völkerzügen wurden mehre Theile von S. von dem Byzantinischen Reiche getrennt, doch blieb Syrmium bei demselben, selbst als die Avaren das ganze Land unterjocht hatten. Als 796 die Avaren von Pipin, Karls des Großen Sohn, überwältigt wurden, wurde der an der Save u. Donau gelegene Theil des Landes völlig wüste, u. Karl der Große erlaubte Slawen aus Dalmatien sich darin anzusiedeln, welche zur Zeit des Kaisers Ludwig des Frommen einen eigenen, doch den Franken lehnbaren Fürsten Liudewil hatten. Damals gehörte auch Kroatien dazu. 827 fielen die Bulgaren in S. ein, wurden aber von den Franken zurückgeschlagen. Die Slawonier hatten zwar schon früher das Christenthum angenommen, da es aber aus Mangel an Unterricht in tiefen Verfall gerathen war, so zogen zwei Byzantiner, Cyrillus u. Methodius, 864 zu den westslawischen Völkern, um ihnen Unterricht zu ertheilen; Methodius wurde Bischof in Syrmium. Als im 10. Jahrh. die Magyaren sich ganz Pannonien unterwarfen, überwältigten sie auch S., doch Syrmien blieb noch immer unter byzantinischer Herrschaft, von welcher sich jedoch die slawischen Fürsten allmälig unabhängig machten. 1019 kam es zwar wieder auf kurze Zeit unter byzantinische Hoheit; im 11. Jahrh. wurde es mit Ungarn vereinigt u. von Fürsten aus dem ungarischen Königshause regiert. 1127 wurde S. der Schauplatz eines blutigen Krieges zwischen dem byzantinischen Kaiser u. dem Könige von Ungarn, welcher Letztere S. behauptete u. die Festung Semlin bauen ließ. 1153 aber vertrieben die Griechen. die Ungarn aus dem Lande, doch gab der Kaiser Emanuel dem Könige Bela III. dasselbe 1163 zurück, u. nun stand S. wieder unter eigenen Bauen od. Brüdern u. Söhnen der ungarischen Könige, doch stets unter ungarischer Hoheit. Seit 1467 begannen die Einfälle der Türken in S., welche diese öfter wiederholten. 1490 wurde ganz S. mit Ausnahme von Syrmien an Johann Corvinus abgetreten, damit er aber nicht auf völlige Landesherrschaft Anspruch mache, nahm König Ladislaw II. von Ungarn. den Titel eines Königs von S. an. 1524 wurde das ganze Land von den Türken erobert u. 1526 von denselben die Comitate Agram, Kreutz u. Warasdin an Österreich abgetreten, u. von nun an begriff S. nur die Comitate Veröcze, Valpo, Posega u. Syrmien, welche in dem Frieden 1562 förmlich an die Türken abgetreten wurden, welche S. nun zu einem besonderen[213] Paschalik mit der Residenz in Posega erhoben. Unter Kaiser Leopold I. wurde S. 1683 zurückerobert, u. nachdem es lange der Schauplatz des Krieges gewesen war, im Frieden zu Carlowitz 1699 an Österreich abgetreten u. von dem Kaiser eine militärische Verfassung eingeführt, so daß die Einwohner steuerfrei blieben, dagegen zur Vertheidigung der Grenzen sich selbst bewaffnen u. stets gerüstet sein mußten. Die Provinz wurde zu dem Zweck in Militärkreise eingetheilt. Während des türkischen Besitzes war das Land völlig verödet, daher bereits 1690 eine Menge Illyrier darin angesiedelt wurden. 1729 begehrten die kroatischen Stände die Vereinigung S-s mit Kroatien, doch ohne Erfolg. Da das Volk durch die neuen Einrichtungen an Räubereien gewöhnt wurde u. völlig verwilderte, so wurde 1745 das Land in das Provinziale mit den Comitaten Veröcze, Posega u. Syrmien u. das Militare od. Slawonisch. Syrmische Generalat mit den Bezirken Brood, Gradiska u. Peterwardein nebst dem Tschaikistendistrict eingetheilt u. die militärische Verfassung in dem Provinziale abgeschafft. Die Comitate des Provinziale bildeten einen der adnexen Theile Ungarns u. die Obergespane der drei Comitate hatten Sitz u. Stimme auf dem kroatisch-slawonischen Landtage, welchem der Ban des vereinigten Königreichs Kroatien, S. u. Dalmatien präsidirte. Das Militare behielt die militärische Einrichtung u. stand unter dem Commandirenden in Peterwardein. Durch die Reichsverfassung von 1849 wurden Kroatien u. S. von Ungarn getrennt, worauf (seit 1851) beide Königreiche unter dem Namen Kroatien (s.d. 3) u. S. zu einem eigenen Kronland vereinigt wurden. Vgl. Taube, Historische u. geographische Beschreibung des Königreichs S., Wien 1777, 3 Bde.; Csaplowicz, S. u. Kroatien, Pesth 1819, 2 Bde; Südslawische Wanderungen im Sommer 1850, Lpz. 1850, 2 Bde.; Neigebauer, Die Südslawen u. deren Länder, ebd. 1851.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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