Snell

Snell

Snell, 1) Christian Wilhelm, geb. 1755 zu Dachsenhausen im Großherzogthum Hessen; war erst Lehrer am Pädagogium in Gießen, 1784 Prorector des Gymnasiums in Idstein, 1797 Director desselben, 1816 Director des Gymnasiums u. Oberschulrath in Weilburg, trat 1828 in Ruhestand u. st. 1834; er schr.: Sophron u. Neophilus etc., Gieß. 1785; Über Determinismus u. moralische Freiheit, Offenb. 1789; Die Sittlichkeit in Verbindung mit der Glückseligkeit (Preisschrist), Frankf. a. M. 1790; Philosophisches Lesebuch aus Ciceros Schriften 1792; Kritik des Geschmacks etc., Lpz. 1795; Über einige Hauptpunkte der moralischen Religionslehre, ebd. 1798; Versuch über den Ehrtrieb, Frankf. a. M. 1800 u. 1808 unter dem Titel: Philotimus. Ihm wurde wegen seiner Verdienste um das Schulwesen in Wiesbaden ein Denkmal errichtet. Vgl. Friedemann, Andenken an Chr. W. Snell, Weill. 1835; Zur Erinnerung an Chr. W. Snell, Wiesb. 1840. 2) Friedrich Wilhelm Daniel, Bruder des Vor., geb. 1761 in Dachsenhausen; wurde 1784 Lehrer. am Gymnasium in Gießen, 1790 Professor der Philosophie, 1805 Professor der Geschichte, später zweiter Pädagogiarch, 1821 Ephorus über die Stipendianer u. st. 1827; er schr.: Beste Methode die Mathematik zu lehren, Gieß. 1786; Die Kantschen Principien über die moralische Freiheit u. Ulrichs Eleutheriologie, ebd 1788 Menon od. Gespräch über Kants Kritik der praktischen Vernunft, Manh 1789, u. Aufl. 1796; Darstellung der Kantschen Kritik der Urtheilskraft, ebd 1791_–92,2 Thle.; Lehrbuch für den ersten Unterricht in der Philosophie, Gieß. 1794, 2 Thle., bis 18218 Aufl.; Über philosophischen Kriticismus etc., ebd. 1802; Erste Grundlinien der Logik, ebd. 1804, u. Aufl. 1818; Philosophisches Journal für Moralität etc., mit K. G. E. Schmid, ebd. 1793; Erläuterungen der Transscendentalphilosophie, mit I. E. Schmid, ebd. 1809, St. 1; Journal für Aufklärung über Menschen- u. Bürgerpflichten, mit dem Vorigen u. Gerlmann, Harb. 1799; mit dem Vorigen Handbuch der Philosophie für Liebhaber, Gieß. 1802, 8 Bde., u. Aufl. 1819; Encyclopädie der Schulwissenschaften u.a.m. 3) Ludwig, Sohn von S. 1), geb. 6. April 1785 in Idstein, studirte in Gießen Philologie, wurde 1809 Lehrer am Gymnasium in Idstein, 1817 Rector des Gymnasiums in Wetzlar, wurde nach den Karlsbader Beschlüssen wegen seiner freien politischen Ansichten vom Lehramte suspendirt u. dann ohne Urtheil u. Gehalt entlassen. Er ging zunächst in die Schweiz u. 1824 nach London, wo er sich literarisch beschäftigte u. Privatunterricht ertheilte, kehrte dann in die Schweiz zurück, hielt seit 1827 an der Universität Basel über Literatur u. Geschichte der griechischen Philosophie Vorträge, übernahm 1830 die Redaction des Republikaner u. wurde 1834 Professor der Staatswissenschaften in Bern, 1836 aber wegen seiner bitteren Polemikgegen die Regierung zur Niederlegung seiner Professur gezwungen; er lebte seitdem abwechselnd in Zürich, Luzern u. Bern, wirkte 1847 publicistisch sehr lebhaft gegen die Jesuiten u. den Sonderbund u. lebte dann zurückgezogen in Küßnacht, wo er 5. Juli 1854 starb u. wo ihm ein Denkmal gesetzt wurde. Er schr.: Die neueren kirchlichen Veränderungen etc. in der katholischen Schweiz, Sursee 1833; Die Bedeutung des Kampfes der liberalen katholischen Schweiz mit der römischen Curie, Solothurn 1840; Die Ereignisse im Canton Wallis, Winterthur 1844; Die kirchlichen Ereignisse in der katholischen Schweiz von der helvetischen Revolution bis auf die Gegenwart, Manh. 1850, 3 Bde.; Handbuch des schweizerischen Staatsrechts, Zür. 1839–43, 2 Bde.; Über Protestantismus u. seine Gefahren, ebd. 1841. 4) Wilhelm, Bruder des Vor., geb. 8. April 1789 in Idstein, studirte in Gießen die Rechte, wurde Untersuchungsrichter bei dem Criminalgericht in Dillenburg, 1818 aber wegen einer Schrift über das nassauische Domänensystem seiner Stelle entsetzt; er erhielt 1819 eine Professur der Rechte in Dorpat, verlor dieselbe aber auf Antrieb der nassauischen Regierung bald wieder, hielt sich dann kurze Zeit in Stuttgart u. Basel auf, ging 1820 nach Chur u. wurde 1821 Professor der Rechte in Basel, mußte aber 1832, weil er in den Kämpfen zwischen Basel Land u. Stadt für ersteres Partei ergriffen hatte, seine Professur niederlegen, wurde 1833 Professor in Zürich u. 1834 als Professor des Römischen u. des Criminalrechts an die Universität Bern berufen, wo er eine socialistisch-radicale junge Rechtsschule bildete, welche bald als mächtige politische Partei auftrat, 1846 die Regierung u. das System von Neuhaus stürzte u. sich an deren Stelle setzte. Noch vorher aber, 1845, war S. in Folge einer Hochverrathsanklage entsetzt u. aus dem Canton verbannt, nach Basellandschaft gewandert u. hatte, zum Landrath gewählt, in Liestal öffentliche Vorlesungen gehalten. 1848 wurde er als Professor nach Bern zurückberufen, wo er sich wieder an die Spitze der Radicalen stellte. Er starb den 8. Mai[230] 1851; schr. mehre criminalrechtliche Schriften u. Abhandlungen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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