Soltĭkow

Soltĭkow

Soltĭkow (Ssaltykow), angesehenes Geschlecht in Rußland, dessen Ahnherr, der Wojwode Terentij, schon 1240 unter Alexander Newski gegen die Schweden kämpfte u. dessen Vater, Michael, aus Preußen nach Rußland gekommen sein soll. Es zählt unter allen adeligen Familien des Russischen Reiches die meisten Bojaren. Bes. merkwürdig sind: 1) Praskowja Feodorowna S., wurde die Gemahlin des Czaren Iwan Alexejewitsch (gest. 1696) u. dadurch Mutter der Kaiserin Anna (s.d. 11). 2) Peter Simon (Semen), wurde durch seine Cousine, die Kaiserin Anna, 1732 in den Russischen Grafenstand erhoben. 3) Graf Peter Semenowitsch, Sohn des Vorigen, geb. zu Anfang des 18. Jahrh.; zeichnete sich schon in der Jugend gegen die Türken u. Schweden aus. Die Kaiserin Anna ernannte ihn zum Generalmajor u. schon 3 Jahre später zum Generallieutenant, u. die Kaiserin Elisabeth übertrug ihm 1759 den Oberbefehl über die russische Armee gegen Friedrich II. u. ernannte ihn zum Feldmarschall. Nach dem siegreichen Treffen bei Kai bemächtigte er sich Frankfurts a. d. O., vereinigte sich mit den Österreichern unter Laudon u. gewann, hauptsächlich durch den Letzteren, am[269] 12. August 1759 die Schlacht bei Kunnersdorf (s. Siebenjähriger Krieg). Er vertrug sich aber weder mit Laudon, noch mit Daun u. weigerte sich entschieden die Unternehmungen des Letzteren zu unterstützen. 1760 hielt er sich meist auf der Defensive u. nur einmal ging er zum Angriff über, um Berlin besetzen zu lassen. 1761 wurde er vom Commando entfernt u. zum Gouverneur von Moskau ernannt, als welcher er 1772 starb. 4) Graf Iwan Petrowitsch, Sohn des Vor.; war Kammerherr der Kaiserin Elisabeth, wohnte dann den Feldzügen gegen Preußen, die Türkei u. Polen als Brigadechef bei. Nach dem Frieden wurde er Gouverneur von Wladimir u. Kostroma; Katharina III. übertrug ihm 1787 den Oberbefehl über ein Heer gegen Persien, rief ihn aber von dort bald wieder nach Petersburg zurück, um hier eine Armee zu bilden u. dem König Gustav III. von Schweden, welcher Petersburg bedrohte. Widerstand zu leisten. S. löste seine Aufgabe glücklich u. schloß 1790 mit Schweden Frieden. Paul I. ernannte ihn bei seiner Thronbesteigung zum Feldmarschall u. übertrug ihm 1797 das Gouvernement von Moskau; er st. 1805. 5) Fürst Nikolas, Vetter des Vor., geb. 1736; nahm an den Feldzügen des russischen Heeres während des Siebenjährigen Krieges Theil. Nach dem Frieden wurde er Generalmajor u. 1767 Generallieutenant, als welcher er gegen die Türken ein Corps befehligte. 1782 begleitete er den Großfürsten Paul auf Reisen, erhielt 1783 die Oberaufsicht über die Erziehung der Großfürsten Alexander u. Constantin u. wurde 1788 Kriegsminister. 1792 wurde er Graf, 1796 Feldmarschall u. 1812 Präsident des Staatsrathes u. des Ministerconseils. Er wurde 1814 in den Fürstenstand erhoben u. st. 1816 in Petersburg. 6) Fürst Alexander, ältester Sohn des Vor., war Minister der auswärtigen Angelegenheiten, zog sich bald zurück u. st. 1837. 7) Fürst Sergei, Bruder des Vor., st. 1828 als wirklicher Geheimerath u. Senator. 8) Fürst Dmitri, Bruder des Vor., ist Geheimerath außer Diensten. 9) Fürst Alexei, hat sich durch seine Reisen in Persien (1836) u. in Ostindien (1841 1846) bekannt gemacht; er schr.: Voyages dans l'Inde, Par. 1849; Voyage en Perse, ebd. 1851. Gegenwärtig blühen noch vier Zweige des Geschlechtes, das Soltikowsche, ohne Titel, das gräflich u. fürstlich Soltikowsche u. das der Soltyk in Polen, deren Ahnen Anfang des 17. Jahrh. aus Rußland auswanderten.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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