Sudān

Sudān

Sudān, der arabische Name für das Innere Nordafrika's südlich der Sahara, häufig auch Nigritien od. Negerland genannt, dehnt sich vom Kong (Gebirge) im Westen ostwärts bis nach Nubien u. breitet sich demnach über den ungeheuren Raum von etwa 16 Breiten- u. 36–40 Längen-[58] graben. In engerem Sinne bezeichnet man jedoch bisweilen auch nur dazwischen dem Niger u. dem Reiche Bornu gelegene Gebiet, die Haussa, mit dem Namen S. Im Allgemeinen ist dies weite Gebiet in Flachland von etwa 800–1200 Fuß mittlerer Erhebung; weite Ebenen u. wellenförmiges Land u. nur hier u. da Gebirgszüge von mäßiger Erhebung bilden den Charakter der Oberfläche; die bedeutendsten Gebirge scheinen im Süden des Tsadsees in den Landschaften Mandara u. Adamaua aufzutreten. Im Ganzen ist der S. gut bewässert u. gehört in seinem westlichen Theile dem Gebiete des Niger, in der Mitte dem des Tsadsees u. im östlichen Theile dem Gebiete des Nil an. Das Klima ist der Lage zwischen den Tropen angemessen; wenn in der nassen Jahreszeit sich weite Strecken durch die Überschwemmungen in Sümpfe verwandelt haben, ist das Klima sehr ungesund. Der Productenreichthum ist sehr mannigfaltig: Durrha, Reis, Mais, Indigo, Baumwolle, Manna, Henna, Sennesblätter, Melonen, Gurken, Yams, Kalabassen-, Butter-, Johannisbrot-, Feigen-, Ebenholz-, Gummi- u.a. Bäume, viele Palmenarten u. namentlich Ölpalmen; außer den europäischen Hausthieren gibt es Elephanten, Kameele, Löwen, Panther u. anderes Raubwild, Antilopen, viele Affenarten, Flußpferde u. Krokodile, wildes Geflügel in ungeheuren Mengen namentlich am Tsadsee; das Mineralreich liefert Gold, Silber, Blei, Kupfer, Eisen u. dergl., nur kein Salz, welches aus der benachbarten Sahara zugeführt wird. Die Masse der Bevölkerung besteht aus Negern in vielen Stämmen: Mandingo, Sonrhay, Haussaner, Nufantschi, Bornuer, Bagirmier, Wadaier, die Kundscharen in Dar Fur, die Nuba, Schillukh, Dinka, Schongollo u.a. Durchgängig gehört die einheimische Bevölkerung den dunkelsten Gliedern der äthiopischen Race an, zumeist namentlich an den Rändern, während sich im Centrum der eigentliche Negertypus mehr od. weniger verliert. Neben dieser einheimischen Bevölkerung gibt es auch zahlreiche Eingewanderte, vorzüglich Fellatah, Araber u. Tuareks. Die Religion ist zumeist die muhammedanische, nur einzelne Völkerschaften sind noch Heiden, wie die Musgo, die Tubori u.a. Durchgängig leben die Völker in festen Wohnsitzen, treiben Ackerbau, Viehzucht, Handel u. sind theilweise sehr geschickt in Verfertigung von Baumwollen-, Leder- u. Metallwaaren. Die Sklaverei ist überall Sitte u. durch Sklavenjagden werden oft weite Gebiete verwüstet. Politisch zerfällt der T. in eine große Menge selbständiger Staaten, von denen die bedeutendsten Bambara, dann die drei Reiche der Fellatah, Massina, Gando u. Sokoto, dann Bornu, Wadai u. Dar Fur sind.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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