Sulla

Sulla

Sulla (Sylla), 1) Lucius Cornelius S. mit dem Beinamen Felix od. Faustus, d.i. der Glückliche, stammte aus einer zur Cornelia gens gehörigen verarmten Familie u. war 138 v. Chr. geboren; in seiner Jugend studirte er die Wissenschaften, bes. Griechische Sprache u. Literatur, u. vergaß dieselben auch nicht, als er, durch eine Erbschaft reich geworden, sich nun den Lebensfreuden hingab; dabei erwarb er sich durch gesellige Tugenden u. Unterstützung Lebenslustiger einen großen Kreis von Freunden u. genoß wegen seiner seinen Sitten den Umgang der vornehmsten Aristokratenfamilien Roms. Seine kriegerische Laufbahn begann er 107 v. Chr., wo er im Jugurthinischen Kriege als Quästor des Marius nach Afrika geschickt wurde, wo er sich durch seine Freundlichkeit die Liebe des Heeres u. durch Anstelligkeit u. Brauchbarkeit die Achtung des Marius erwarb, aber auch dessen Eisersucht erregte, als er 106 den König Bocchus von Mauritanien dahin brachte, ihm den Jugurtha auszuliefern, wodurch der Krieg beendigt wurde. Darauf diente er als Legat unter Marius 104 gegen die Teutonen u. 101 unter Catulus gegen die Cimbern u. zeichnete sich durch die Ordnung im Heerverpflegungswesen vortheilhaft aus. Nachdem er eine Reihe von Jahren wieder den Vergnügungen in Rom gelebt hatte, wurde er 93 Prätor u. 92 Proprätor in Cilicien, wo er zuerst den König Mithridates von Pontus besiegte. Die Feindschaft zwischen ihm u. Marius kam im Bundesgenossenkriege, 89, zum Ausbruch, wo er durch Tapferkeit u. geschickte Führung gegen die Marser u. Samniter den Ruhm des Marius verdunkelte. 88 wurde er mit Pompejus Consul u. erhielt die Provinz Asien mit dem Oberbefehl im Mithridatischen Kriege. Aber Marius wußte es durch den Volkstribunen Sulpicius dahin zu bringen, daß ihm das Commando gegen Mithridates übertragen wurde, u. versuchte nun das Heer S-s, welches bei Nola in Campanien stand u. zu welchem sich S. selbst begeben hatte, zum Abfall zu ihm zu verleiten. Indeß S. erhielt das Heer in der Treue gegen sich, marschirte nach Rom u. gab nach der Flucht seiner Widersacher mehre Gesetze zur Ergänzung des Senates u. zur Abänderung des Wahlmodus zu Gunsten der Aristokraten. Nun ging er zu Anfang 87 nach Griechenland; dort vertrieb er den Archelaos, Feldherrn des Mithridates, aus Athen u. dem Piräeus, schlug denselben im März 86 bei Chäronea u. 85 bei Orchomenos, schloß 84 erst einen Waffenstillstand mit Archelaos u. dann mit Mithridates selbst zu Dardanos in Kleinasien Frieden, In Rom war inzwischen nach S-s Abgang nach Griechenland durch Cinna u. den zurückgekehrten Marius eine wahre Schreckensherrschaft errichtet worden; alle Anordnungen S-s wurden aufgehoben, die Anhänger der aristokratischen Partei, unter ihnen S. u. seine Familie, geächtet u. ihre Güter eingezogen, u. der Consul L. Valerius Flaccus, dann Fimbria gegen S. mit dem Commando im Kriege gegen Mithridates in Asien betraut. Nachdem S. den Fimbria 84 in Asien unterdrückt hatte, kehrte er nach Griechenland zurück, wo ihn in Athen eine Gesandtschaft des Senats erwartete, welche Unterhandlungen mit ihm wegen einer Versöhnung mit der Regierung in Rom Pflegen sollte, doch zerschlugen sich dieselben, da der Consul Papirius Carbo S-s Bedingung wegen der Zurückberufung vieler, bei ihm sich befindender geächteter Aristokraten verwarf. S. landete mit 40,000 Mann 83 bei Brundisium, verstärkte sein Heer durch zahlreiche Corps, welche ihm die Aristokraten zuführten, schlug den einen Consul Norbanus am Tifata bei Capua u. gewann den andern Consul, L. Cornelius Scipio, für sich. Nachdem er nun 82 den jüngern Marius bei Sacriportus besiegt u. denselben in Präneste durch Ofella hatte einschließen lassen, darauf, den Carbo bei Clusium u. die der Volkspartei zu Hülfe geeilten Samniter u. Lucaner am Collinischen Thore vor Rom am 25. Oct. 82 geschlagen hatte: zog er im November in Rom ein u. war nun, nachdem sich auch Präneste ergeben hatte, obgleich sich einige Städte in Italien, wie Volaterrä, u. Provinzen, wie Spanien unter Sertorius, ihm nicht fügten, doch Herr des Staates. Er nahm jetzt den Beinamen Felix an. Seine erste Sorge war nun die Vernichtung der Marianischen Partei; die Anhänger derselben wurden proscribirt u. Tausende hinge-[79] richtet od. von den wuthentbrannten Soldaten S-s umgebracht u. deren Güter in ganz Italien von denselben besetzt; außerdem zahlreiche Militärcolonien in ganz Italien gegründet, doch den italischen Bundesgenossen die von denselben während des Bundesgenossenkrieges erworbenen Bürgerrechte gelassen. Nun ließ sich S. 81 zum Dictator ernennen, umgab sich mit einer, aus Freigelassenen gewählten Leibgarde (die Cornelier) u. feierte einen glänzenden Triumph über Mithridates. Seine Stellung als Dictator benutzte er zu einer völligen Umgestaltung des römischen Staatswesens, indem er die seit den Gracchischen Unruhen geltenden Volksrechte aufhob u. ganz aristokratische Einrichtungen machte, s.u. Rom S. 283. Im Jahre 80 wurde er Consul; Anfangs 79 legte er seine Diktatur nieder u. zog sich auf sein Landgut bei Puteoli zurück, um ferner sorglos den Freuden des Lebens u. den Wissenschaften zu leben; bes. benutzte er seine Muße zur Abfassung seiner Memoiren (Rerum gestarum libri), welche von seinem Freigelassenen Cornel. Epicadus vollendet wurden, aber verloren gegangen sind, wie auch seine satirischen Komödien. Er starb bereits 78, nach Einigen an einem Blutsturze, nach der gemeinen Sage an der Phthiriasis; sein Leichnam wurde auf dem Marsfelde (gegen seine Anordnung) verbrannt u. seine Asche daselbst bei den Königsgräbern beigesetzt. Seine Biographie schrieb Plutarchos, welcher ihn mit Lysander vergleicht; vgl. Zachariä, L. Corn. Sulla, Heidelb. 1834, 2 Bde.; Lau, L. Corn. Sulla, Hamb. 1855. 2) Faustus Cornelius S., Sohn des Vorigen, war Pontifex maximus bei des Vaters Tod; socht 63 v. Chr. unter Pompejus vor Jerusalem u. erstieg bei der Erstürmung dieser Stadt zuerst die Mauern; er wurde 54 Quästor, stand in dem Bürgerkrieg des Cäsar u. Pompejus auf der Partei des Letztern, dessen Tochter Pompeja er geheirathet hattet kämpfte in der Schlacht bei Pharsalos u. wurde bei Thapsus gefangen u. hingerichtet. 3) Publ. Cornelius S., Bruder des S. 1), war 66 v. Chr. Consul u. wurde dann angeklagt an der Catilinarischen Verschwörung Theil genommen zu haben, aber von Cicero vertheidigt u. freigesprochen. Zuletzt verband er sich mit Cäsar, focht mit ihm bei Pharsalos u. st. 45. 4) Cornelius S., Verwandter des Dictators, Gemahl der Antonia, Tochter des Kaisers Claudius; trotz seiner Unbedeutendheit wurde er 53 n. Chr. beschuldigt dem Nero nach dem Leben getrachtet zu haben, um selbst mit Hülfe des Pallas u. Burrhus den Thron zu besteigen. Er wurde 58 nach Massilia verbannt, u. da er dem Nero auch dort gefährlich schien, 64 von Meuchelmördern bei Tafel umgebracht.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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