Tausend u. eine Nacht

Tausend u. eine Nacht

Tausend u. eine Nacht, der Titel einer arabischen Sammlung orientalischer Märchen u. Erzählungen aus verschiedenen Jahrhunderten u. von verschiedenem Charakter u. großer Abwechselung im Ganzen wie im Einzelnen, Allegorien, Gleichnisse, Parabeln sind eingewebt, mit erzählenden Menschen wechseln sprechende u. handelnde Thiere, Wahrnehmungen aus der Pflanzenwelt u. dem unorganischen Reich der Natur sind angeknüpft; eingefügt sind den einzelnen Erzählungen Denksprüche, Erfahrungssätze, Lebensregeln, Räthsel. Der Hauptheld ist Harun al Raschid (s.d.); neben ihm spielt eine Hauptrolle Schehezerade, die Tochter eines persischen Wesirs; sie war nach der Sage einem Khalifen verheirathet, welcher seine Frau, sobald er derselben überdrüssig wird, umbringen läßt. Schehezerade weiß aber durch Erzählung von immer neuen Märchen sein Interesse zu fesseln, u. diese Märchen sind in T. u. e. N. enthalten. Daher die Sammlung auch den Namen Schehezerade führt. Zum Grunde liegt wohl die persische Sammlung Hesar efschane, d.i. Die tausend Märchen, von Rosti; der Stamm der jetzigen arabischen Sammlung scheinen Dschehestavis Tausend Nächte, aus dem 9. Jahrh., zu sein; an diese, nur 400 enthaltend,[303] wurden dann immer andere gereihet, bis die jetzige Sammlung im 15, Jahrh. abgeschlossen wurde. Nächte heißen sie, weil sie bes. zu dieser Tageszeit erzählt wurden; 1001 bezeichnet nicht diese bestimmte Zahl, sondern 1000 bedeutet sehr viel u. darüber noch eine, also eine große Menge. Der arabische Text ist herausgegeben von Scheikh Muhammad us-Schurwäni ul Yumuni (nur die ersten 200), Calc. 1814–18, 2 Bde.; von Habicht u. Fleischer, Bresl. 1825–43,12 Thle.; von Macan u. Macnaghten, Calc. 1839; Bulak, 1835, 2 Bde. Auf das Gebiet der europäischen Literatur brachte diese T. u. e. N. zuerst Galland, welcher sie als Les milles et une nuits ins Französische übersetzte, Par. 1704–17, 12 Bde., u. ö., mit Fortsetzungen von Caussin de Perceval, ebd. 1806, 1.–9. Thl.; von E. Gauttier, ebd. 1822–24, 1.–7. Bd.; von Destains, ebd. 1823–25, 6 Bde.; von Trébutien, ebd. 1828, 3 Bde.; von Bourdin, 1838, 4 Bde. Aus der Gallandschen Übersetzung gingen zum Theil hervor die italienische: Novelle arabe divise in mille ed una notte, Vened. 1722, 12 Bde.; die englische: Arabian nights entertainments, consisting ot one and thousand stories, Lond. 1796, 4 Bde., u. m.; aus dem Urtext übersetzt von I. Scott, ebd. 1811, 6 Bde. (Lpz. 1827, 1 Bd.); deutsche Übersetzungen: Lpz. 1712, 4 Bde.; ebd. 1759, 12 Bde.; von I. H. Voß, Brem. 1781–85, 6 Bde.; von Chavis u. Cazotte, Gotha 1790 f., 4 Bde.; von Wichmann, Lpz. 1810, 5 Bde.; nach Hammers Übersetzung von A. E. Zinserling, Tüb. 1823, 3 Bde.; von M. Habicht, F. H. von der Hagen u. K. Schall, Bresl. 1824 f., 15 Bde., 5. A. 1840; von Weil, Stuttg. 1837–42, 4 Bde., u. Stuttg. 1841 f., 44 Bdchen.; von Al. König, Lpz. u. Berl. 1840–42, 24 Bdchen.; von L. Parrot, Berl. 1843, 3 Bde.; englisch von Ed. Forster, Lond. 1802, 5 Bde., n. A. von Bussy, 1839; von Ion. Scott, ebd. 1811, 6 Bde.; von Lambe, ebd. 1826, 3 Bde.; von Lane, ebd. 1839, 3 Bde.; dänisch von Heelegaard, Kopenh. 1818; Rasmussen, ebd. 1824. Nachbildungen waren: I. von Voß, 1001 Nacht der Gegenwart, Berl. 1809–11, 4 Bde.; ferner Les mille et un jours (Tausend u. ein Tag), persische Erzählungen von Petit de la Croix, Par. 1710–29, 5 Bde., u. von Collin de Plancy, ebd. 1826, 5 Bde. (englisch von Philips, Lond. 1738, 5. Ausg. Koburg 1779–81, 3 Bde.; deutsch, Lpz. 1788, 3 Bde., u. von v. d. Hagen, Prenzl. 1839, 11 Bde); Les mille et une heures (Tausend u. eine Stunde), Amsterd. 1733, 2 Bde.; Les mille et une quart d'heures (Tausend u. eine Viertelstunde), tatarische Erzählungen, Haag 1715–17, 4 Bde., deutsch Lpz. 1716–17, 2 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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