Tlascāla

Tlascāla

Tlascāla (Tlaxcala), 1) Indianergebiet u. Territorium der amerikanischen Föderativrepublik Mexico; von drei Seiten vom Staate Puebla umgeben, im Nordwesten an den Staat Mexico grenzend, 72 geogr. QM. Flächenraum, gehört größtentheils der Hochebene an, mit reichen Eisensteinlagern; hat 22 Kirchspiele, 110 Dörfer, 139 Meierhöfe, 86,000 Ew., darunter 2/3 Indianer; viel Kunstfleiß. Da T. sich früh an die Spanier anschloß, so gewährten ihm diese viele Freiheiten; es steht direct unter dem Generalcongreß in Mexico u. wird noch jetzt durch einen indianischen Kaziken u. vier indianische Alkalden regiert. 2) Hauptstadt desselben; schöne Kirche, Kloster, Fabriken in Tüchern, Mänteln, Goldwaaren, Tressen, Gewehren, Federschmuck etc. u. Handel damit; die Stadt hatte zur Zeit der Eroberung über 100,000 Ew., jetzt nur noch 4500 Ew. – Die Tlascalaner waren einer der sieben Stämme der Nahuatlaken in Anahuak, u. also den Azteken verwandt. Zuerst wohnten sie am Ostufer des Sees Tezkako, später wanderten sie von da aus u. theilten sich in mehre Haufen, der zahlreichste wandte sich nach Cholula. Mit Hülfe der Chechemekas behaupteten sie sich gegen die feindlichen Nachbarn u. bauten die Stadt T., welche sie, so wie das ganze Gebiet, in vier Theile theilten u. jedem ein besonderes Oberhaupt gaben, so daß sie nun eine aristokratische Republik bildeten, in welcher der Senat über Krieg u. Frieden zu bestimmen hatte. Dieser Staat enthielt mehre Städte u. Dörfer u. zählte bald 1/2 Mill., die Hauptstadt aber 100,000 Ew. Gegen Westen war die Grenze durch Verschanzungen gedeckt, gegen Süd u. Nord durch Berge, gegen Ost durch eine 6 Meilen lange Mauer. Mais u. Cochenille waren die Haupterzeugnisse des Landes u. Gegenstand eines bedeutenden Handels. Die Tlascalaner waren sehr kriegerisch u. auf ihre Freiheit eifersüchtig, daher auch Nebenbuhler der Mexicaner, gegen welche sie sich mit Cortes verbanden. Unter dem letzten mexicanischen Könige Montezuma kam es zum Kriege zwischen T. u. Mexico, in welche aber die Republik, bes. unter Anführung des Helden Tlakuilol, ihre Unabhängigkeit behauptete u. nachher im Verein mit den Spaniern viel zum Untergange desselben beitrug; s. Mexico S. 214. 3) Fluß, welcher bei T. 2) entspringt, nimmt den Mescala u.a. Flüsse auf, fällt auf der Grenze von Puebla u. Mexico in den Atayac.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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