Toscāna

Toscāna

Toscāna, ein bis 1860 selbständiges Großherzogthum in Italien, seit 1861 zum Königreich Italien gehörig, liegt zwischen 27°17' bis 29°50' östl. Länge u. 42°5' bis 44°31' nördl. Breite; grenzt nach der neuen Eintheilung im Norden an die Provinzen der Ämilia (Modena u. Romagna), im Osten an die Marken u. Umbrien, im Süden an den Kirchenstaat u. im Westen an das Tyrrhenische Meer; es umfaßt mit der Insel Elba u. dem 1847 in Folge der Wiener Verträge damit vereinigten frühern Herzogthum Lucca (20,5 QM.), sowie nach Abtretung von Pontremoli (6,55 QM.) an Parma u. Fivizzano (5,22 QM.) an Modena im Jahre 1859 zusammen 402,53 QM. Gebirge: In die nordwestliche Ecke des Landes erstreckt sich die Alpe Apuana, ein Theil des Ligurischen Apennin, mit dem 5728 Fuß hohen Pania della Croce u. deren südöstliche Fortsetzung die Monti Pisani mit dem 2800 Fuß hohen Mont Serra. Östlich schließt sich der meist aus Sandstein bestehende Etruskische Apennin daran, welcher in dem 5076 Fuß hohen Monte Falterona am Ursprung des Arno seine höchste Höhe erreicht u. im obern Thal des Arno zahllose Knochen vorsündfluthlicher Thiere (Mastodon, Elephant, Rhinozeros, Hippopotamos etc.) birgt. Zu demselben gehört auch der am obern Arno liegende Gebirgszug des Prato Magno von 4860 Fuß Höhe, die 4000 Fuß hohe Alvernia u. die 4300 Fuß hohen Alpi Catenaja zwischen Arno u. Tiber. Westlich von dem Etruskischen u. südlich vom Ligurischen Apennin bis zum Meere erstreckt sich das im Mittel 1200–1800 Fuß hohe Plateau von T., aus welchem sich der Poggia di Montieri bei Massa Maritima zu 3233 Fuß Höhe erhebt. Auf diesem Plateau liegt nördlich von dem 1700 Fuß hohen Monte Argentario der Prato degli Olivi mit Schwefelgruben u. Antimongängen bei Pereta u. Selvena, der 1300 Fuß hohe Monte Cerboli bei Volterra mit den zahlreichen heißen, Boraxsäure haltigen Lagoni u. der 1900 Fuß hohe Monte Calvi nahe der Küste mit weißem Marmor, Porphyr u. erzführenden Hornblendegesteinen; der höchste Gipfel im südlichen Theile ist der 5883 Fuß hohe Monte Amiata bei Radicofani. Auf der Insel Elba erreicht der Monte Capanna 3124 Fuß Höhe. Die wichtigsten Straßen, welche über den Etruskischen Apennin führen, sind die von Modena nach Pistoja (auch der Paß von Fiumalbo od. Via Giardini genannt), die von Bologna über die 2808 Fuß hohe Pietramala od. la Futa, von wo man das Adriatische u. Tyrrhenische Meer zugleich erblickt, nach Florenz u. die von Forli über Pontassieve nach Florenz. Ebenen sind die von Pistoja u. Florenz (200 bis 250 Fuß hoch) u. die Küstenebene von Pisa u. Livorno mit den Maremuen. Die Küste nördlich von Livorno ist flach, südlich davon bis zu dem kleinen Fluß Fine wird sie felsig, worauf wieder flacher Strand folgt; aus demselben streckt sich die hohe Halbinsel von Piombino hervor u. begrenzt nördlich den nach Süden bis zur kleinen Insel Troja reichenden Golf Elba gegenüber; hierauf dehnt sich die flache Küstenebene des Ombrone bis zu der 1135 Fuß hohen Halbinsel des Monte Argentario aus. Sämmliche Flüsse T-s münden in das Tyrrhenische Meer; die bedeutendsten sind: Serchio mit Lima, der Arno mit Sieve, Ombrone, Nievole, Pescia (diese beiden letztern durch den Kanal Maëstro zum Arno geleitet), Pesa, Elsa u. Era; die Cecina, Cornia u. Bruna in den Maremmen;[709] der Ombrone mit der Orcia; die Albegna u. der Tilber in seinem obern Laufe. Seen sind der Lago di Castiglione, L. di Fucecchio, L. die Montepulciano u.a. Das Klima ist mild u. angenehm, obschon der Schnee auf dem Apennin lange liegen bleibt, der Winter selten hart, der Sommer nur öfters durch heiße u. heftige Winde (Sirocco u. Libecchio) beschwerlich. Nur die Maremnen (sd.) haben ungesunde Luft. Der Boden ist zum Theil sehr fruchtbar (bes. die Arnoebene) u. gut angebaut, theils Gebirgsland, Heidestrecken od. in den noch nicht ausgetrockneten Maremnen sumpfig. Die Äcker nehmen 63 QM., die Weinpflanzungen 40, die Olivenpflanzungen 30, die Waldungen 104, die Wiesen 5, der Weidegrund 117 QM. ein. Das Thierreich hat aufzuweisen unter dem Wild einzelne Wölfe, Wildschweine, Rehe, Hafen, Fückse, Murmelthiere, Adler, Eulen, Schnepfen, Hühner etc., unter den Hausthieren große Heerden von Schweinen, Ziegen, Rindern, Pferden, welche im Sommer auf den Höhen weiden u. im Winter in die Maremuen ziehen, ferner Seidenwürmer (im Arnothal), Bienen, Fische (bes. Thunfische, Anchovis, Sardellen, Forellen u. Gründlinge). Gebaut wird Getreide (nicht hinreichend), Kartoffeln, Hanf, Flachs, Wein, s. Toscanische Weine, Olivenöl (das beste von Lucca), Feigen, Kastanien, Anis, Senf, Krapp, seines Stroh zum Flechten, Maulbeerbäume etc. Das Mineralreich liefert Kupfer, Blei (auch silberhaltig) bei Seravezza u. Terrinca, Quecksilber bei Seravezza, Eisen bei Rio u. dem Monte Capanne auf Elba, Schwefel bei Orbetello, Pereto, Asola, Alaun bei Montioni, Boraxsäure, die meiste in Europa, täglich gegen 12,000 Pfund) zu Monte Cerboli, Mt. Rotondo, Sassa, Serazzano, Castelnuovo, Salz bei Volterra u. Seesalz von Elba, Marmor bei Seravezza, Alabaster im Val di Fine, viel Bausteine, Serpentin, Edelsteine, Steinkohlen im Thale der Elsa, Torf im Thal der Chiana. Die besuchtesten der 32 Mineralquellen sind die Quellen del Bagno a Aqua bei Casciana im Erathale, die del Bagno a Morba im Cecinathale, di S. Casciano im Pagliathale, di Chianciano im Chianathale, di S. Giuliano bei Pisa, di Montalceto im Thal des Om brone, di Montecgtini im Nievolethale, di Rapolano im obern Ombronethale, del Rio di Chitiguano im Casentino, di Roselle im Ombronethale, di Saturnia im Albegnathale, di Rio auf Elba. Seebäder sind in Viareggio.

Die Einwohner (1861: 1,815,243) sind zum größten Theile Katholiken, nur etwa 15,500 Akatholiken, darunter 7700 Juden (wovon gegen 5000 in Livorno). Der wichtigste Erwerbszweig ist der Ackerbau, nächstdem die Viehzucht; obgleich die Fideicommisse u. Majorate seit 1789 aufgehoben sind, so befindet sich doch der größte Grundbesitz in den Händen des Adels; aber auch der Bürgerstand ist wohlhabend u. die Bauern, welche kein eigenes Land besitzen, sondern nur den halben Ertrag des von ihm bearbeiteten erhalten, leben in guten Verhältnissen. Von Industriezweigen treibt man Fabrikation von Wollen- u. Baumwollenzeugen (in Siena die größte Tuchfabrik in T., außerdem große in Prato, Arezzo, Sesto), Seide (bes. bei Pescia, zu Pistoja, Florenz, Pisa, Modigliano, Siena, Volterra), Sammt, Leinwand, berühmt ist die Strohflechterei, welche bes. in der Gegend von Prato, Florenz, Livorno u. Siena betrieben wird u. jährlich über 11/3 Mill. Thlr. einträgt; außerdem gibt es Hochöfen u. Hammerwerke bei Cecina, Follonica, Valpiana u. Vivarelli, Fabriken von Eisen- u. Stahlwaaren (berühmte Flintenläufe u. Pistolen von Pistoja u. Livorno), Thon-, Glas-, Alabaster-, Korallen-, Mosaikarbeiten, Porzellan- u. Papierfabriken (das beste in Italien), Gerbereien etc.; sehr bedeutend ist auch die Korallenfischerei. Der Handel ist lebhaft u. ausgebreitet u. führt (bes. über den Haupthandelsplatz des Landes, Livorno) aus: Strohgeflechte, Seide, Papier, Holz, Steine, Korallen, Vieh, Früchte, Olivenöl, Anchovis, Häute, Leder, Eisen, Borax (1851 für 896,000 Thlr., jährlich 14,600 Ctnr.), während eingefahren wird: Getreide, Baumwolle, Vieh (bes. Schweine), Colonialwaaren, Wein, Öl, Metalle, Tabak. Die Straßen u. Communalwege haben insgesammt eine Länge von 1510 geogr. Meilen. Von den Eisenbahnen führt die Maria-Antonia-Eisenbahn von Florenz über Pistoja nach Lucca, die Luccheser von Lucca nach Pisa, die Leopoldsbahn von Livorno über Pisa nach Empoli, die Centralbahn von Empoli nach Siena, Torrito u. Salargo. Im Bau begriffen sind die Strecken Pistoja-Bologna u. Florenz-Arezzo (letztere theilweise schon befahren). Im Juli 1863 sollte in Siena über eine Vereinigung der Römischen, Livornesischen, Central-Toscanischen u. Maremuen Eisenbahnen unter Einer großen Gesellschaft u. zu der Bezeichnung Italienische Eisenbahnen des Mittelmeeres berathen werden. Geistige Cultur: Um den Volksunterricht machen sich bes. die Padri Scotopj u. P. Bernabiti verdient; es gibt außerdem eine Anzahl Normalschulen, 44 Conservatori für Mädchenerziehung, 21 Seminare, Taubstummenanstalt in Siena, Schifffahrtsschule in Livorno, 5 Collegien in Siena, Arezzo, Prato, Volterra, Pistoja, 3 jüdische hö here Lehranstalten zu Florenz, Pisa u. Livorno, 2 Universitäten in Pisa u. Siena; auch in Florenz sind 2 juristische u. 9 medicinische Lehrstühle. Bibliotheken: die Magliabecchianische, Laurentiana mit der Bibliothek Marucelli, di Ricardiana in Florenz (s.d. S. 364), die Universitätsbibliotheken in Pisa u. Siena. Akademien: die Akademie der Schönen Künste, Akademie Florentina od. Crusca, die Georgofili u.a. (s. Florenz). T. zählt eine zahlreiche Menge der in den Künsten u. Wissenschaften hervorragendsten Männer zu ihrem Vaterlande. Klöster gab es 1855 noch 314, zu gleichen Theilen Mönchs- u. Nonnenklöster, erstere meist Franciscaner, mit zusammen 7413 Bewahnern, neuerlich etwa 200, darunter 69 Nonnenklöster, Weltgeistliche 10,350; die Geistlichkeit steht unter den 3 Erzbischöfen von Florenz, Pisa u. Siena u. unter 16 Bischöfen. Von Kranken- u. Wohlthätigkeitsanstalten gab es 52 Hospitäler, 5 Waisenhäuser, 14 Kleinkinderbewahranstalten, 3 Arbeitshäuser, Irrenanstalten in Florenz, u. Siena Lucca.

Die Staatsverfassung war mit der kurzen Unterbrechung vom 17. Februar 1848 bis 8. Mai 1852, in welcher Zeit der Staat nach der Constitution vom 17. Februar 1848 die Form einer constitutionellen Monarchie annahm, eine völlig unumschränkte Erbmonarchie, an deren Spitze das österreichische Haus Lothringen, dessen Secundogenitur es bildete, stand Die hauptsächlichsten Haus- u. Grundgesetze waren die Investituracte des Kaisers Karl VI. vom 24. Jan. 1737, die Secundogenituracte[710] des Kaisers Franz I. vom 14. Juli 1765 u. deren Bestätigung durch Kaiser Leopold II. vom 21. Juli 1790, u. die Übernahmsraete des Großherzogs Ferdinand IV. vom 22. Febr. 1791, welche durch die Schlußacte des Wiener Congresses wieder in Kraft gesetzt wurde. Der Großherzog führte nebst Gemahlin u. der Erbgroßherzog das Prädicat kaiserliche Hoheit u. nebst den sämmtlichen Familiengliedern den Titel Erzherzog u. Erzherzogin von Öfterreich. An der Spitze der Staatsverwaltung stand ein Staatsministerium mit sieben Departements, außerdem bestand noch ein Staatsrath u. ein Geheimes Cabinet des Großherzogs. Das Land zerfiel seit 1815 in fünf, seit dem Anfall von Lucca (s. unten) in sechs Präfecturen (Campartimenti): Florenz mit drei Unterpräfecturen (Pistoja, San Miniota, Rocca San Casciano), Lucca, Pisa mit der Unterpräfectur Volterra, Siena mit der Unterpräfectur Montepulciano, Arezzo u. Grossetto; diese Präfecturen sind seit der Annectirung 1860 geblieben, führen aber den Namen Provinzen. Jede Präfectur zerfiel unter einem Canceliere in 9–28 Bezirke (Cancelleria), deren jeder drei bis fünf Gemeinden (Communita) mit je einem Gonfaloniere an der Spitze umfaßte. Die Gerichtsverfassung gliedert sich in der Weise, daß als Tribunale erster Instanz in der Regel Einzelrichter unter verschiedenen Titeln, als Commissario, Auditore, Giudice, Vicario u. Podesta fungiren, für die wichtigeren Sachen außerdem aber noch fünf collegialisch organisirte Behörden, der Magistrato supremo in Florenz, Mag. civile in Livorno u. die Tribunali civili collegiali in Pistoja, Grossetto u. Rocca S. Casciano bestehen. Für Handelssachen fungiren als besondere Handelsgerichte das Tribunale di commercio in Florenz u. der Magistrato consolare in Livorno. Die zweite Instanz wird durch die Gerichtshöfe in Florenz u. Lucca gebildet; als dritte Instanz bestand der Cassatioushof in Florenz. Das Strafverfahren beruhte bis 1859 auf der Strafproceßordnung vom 2. August 1838, welche auf öffentlichmündlichem Verfahren, doch ohne Geschworene, basirt war. Die rechtsgelehrten Richter hatten nach der öffentlich-mündlichen Schlußverhandlung, ohne Angabe von Gründen, nur nach ihrer inneren Überzeugung zu urtheilen. Allen Gerichten war schon nach diesem Gesetz ein Staatsanwalt (Ministerio publico) beigegeben, mit dem Generalprocurator am Cassatioushof als oberster Chef. Mehre Abänderungen, bes. bezüglich des Vorverfahrens brachte ein provisorisches Gesetz vom 22. Nov. 1849. Im Criminalrecht ist bes. die schon im vorigem Jahrh., wenn auch nur vorübergehend erfolgte Aufhebung der Todesstrafe (s.d.) zu bemerken. Im Civilrecht waren früher neben dem Römischen u. Canonischen Rechte zahlreiche Ortsstatuten (die ältesten von Pistoja von 1107, von Pisa von 1160, Lucca 1539) u. Gewohnheitsrecht in Geltung. Eine größere Übereinstimmung brachte zuerst die Gesetzgebung Leopolds I., namentlich vom 30. Nov. 1786 hervor. Die Leopoldinische Gesetzgebung wurde später wieder reformirt durch ein Gesetz Ferdinands III. vom 30. April 1795. Bei der Vereinigung des Landes mit Frankreich wurden die französischen Gesetzbücher, wenn auch mit manchen Modificationen eingeführt; mit dem Aufhören der französischen Herrschaft traten dieselben zum größten Theil aber wieder außer Kraft. Ein Gesetz über Intestaterbrecht erschien unter dem 19. Aug. 1814, Gesetze über Testamente, Codicille, Pflichttheil, väterliche Gewalt, Vormundschaften unter dem 15. Nov. 1815, ein Hypothekengesetz unterm 2. Mai 1836. Für das Handelsrecht, für welches früher meist das Consolato del mare (s.u. Handelsrecht) die Rechtsnormen bot, wurde der französische Code de commerce zum größten Theil beibehalten. Den Civilproceß ordnete das Regulamento di procedura civile vom 15. Nov. 1814, späterhin mehrfach erläutert, namentlich durch Gesetz über das Vollstreckungsverfahren vom 7. Jan. 1838. Das Notariatswesen wurde durch ein Gesetz vom 11. Febr. 1815 umgestaltet. Für Advocaten u. Procuratoren erschien ein Reglement vom 2. Sept. 1839.

Das Wappen ist ein runder, quadrirter Schild mit rundem Mittelschild. Der Mittelschild ist getheilt. Das linke Feld, wieder getheilt, zeigt die Wappen von Habsburg u. Lothringen, das rechte Feld das Hauptwappen der Medici, im goldenen Felde 6 Kugeln, von denen die oberste größere blau ist u. 3 Lilien zeigt, die 5 übrigen roth sind. Im Hauptschilde ist das rechte Feld gespalten, links von Silber u. Roth achtmal horizontal gestreift, rechts im rothen Felde ein auf grünem Hügel stehendes, aus einer goldnen Krone sich erhebendes Patriarchenkreuz (wegen Ungarn). Im zweiten rother Felde ein silberner, gekrönter, zweigeschwänzte Löwe (wegen Böhmen). Das dritte Feld sechsmal von Gold u. Blau schräg rechts gestreift mit rother Einfassung (wegen Burgund). Das vierte blaue Feld zeigt 2 goldne, aufgerichtete, gegen einander gekehrte Barben, von 4 goldnen Kreuzchen begleitet (wegen Bar). Der Schild ist mit einer Königskrone bedeckt, ruht auf dem rothen Kreuze des St. Stephansordens, von welchem die Spitzen hervorragen, u. ist mit der Kette des St. Josephsordens umgeben. Wenn ein Helm auf den Schild gesetzt wird, so ist er gekrönt u. trägt einen Falken, welcher einen Zettel mit dem Worte Semper in der Klaue hält. Orden: St. Stephansorden, St. Josephsorden (welche 1859 u. 1860 durch Decret der provisorischen Regierung für aufgehoben erklärt wurden), der Damenorden des weißen Kreuzes, die luccesischen Orden des St. Georg für Militär- u. des St. Ludwig für Civilverdienst; eine silberne Militärverdienst- u. eine vergoldete Anciennetätsmedaille für 25 Jahre Dienstzeit, mit der Inschrift: Al lungo e fidel servizio. Nach dem Budget für 1858 betrugen die Einkünfte: 38,870,100 Lires, die Ausgaben: 38,868,365 Lires; die Schulden waren sämmtlich abgetragen. Die Kriegsmacht: 17,200 Mann; die Truppen waren auf österreichische Art bewaffnet u. organisirt. Festungen: Orbitello (mit Citadelle) u. S. Martino; auf Elba Porto Ferrajo u. Porto Longone; außerdem haben alte Befestigungen u. Castelle: Livorno, Siena, Volterra, Pistoja u. Florenz (drei Castelle); Gewehrfabriken zu Livorno, Pistoja u. S. Martino, hier auch Zeughaus u. Stückgießerei. Die Seemacht bestand aus nur wenigen kleinen Fahrzeugen u. war ohne alle wesentliche Bedeutung. Flagge: roth mit weißen Längsstreifen in der Mitte u. dem toscanischen Wappen. Eintheilung, s. oben. Hauptstadt: Florenz. Münzen, Maße u. Gewichte sind seit der Annectirung an Piemont (1860) officiell die allgemeinen italienischen (metrischen, s.u. Sardinische Monarchie S. 903), während die bisher[711] giltigen immer noch häufig im Verkehr vorkommen, u. nach denselben gerechnet wird, nämlich nach Lire zu 20 Soldi à 12 Denari od. nach Lire zu 100 Centesimi toscanische Silberwährung 1 seine Vereinsmark Silber, 1 Lira = 6 Sgr. 9,29 Pf. preuß, während bis 1837 bes. in Livorno die sogenannte Moneta lunga, um 4 Proc. schlechter, jedoch nie ausgeprägt vorhanden, gewöhnlich war. Wirklich geprägte Münzen a) in Gold: der Zecchino od. Ruspo, gesetzmäßig 24 Karat sein, 1 Stück 2 Thlr. 26 Sgr. 8,78 Pf. Friedrichsd'or à 5 Thlr., gewöhnlicher Werth 131/3 od. mit 7 Proc. 22,35 auf die seine u. Brutto-Mark, 1 Stück 8 Thlr. 20 Sgr. 2,35 Pf. Friedrichsd'or à 5 Thlr., sonst 40, jetzt 424/5 Lire; seit 1826 Stücke zu 80 Fiorini – 1331/2 L ire, 24 Karat fein, 7,109 Stück auf die seine u. Brutto-Mark, 1 Stück 27 Thlr. 1 Sgr. 1,52 Pf. Friedrichsd'or à 5 Thlr.; b) in Silber: Zehn-Lire (Dena), 15 Loth 6 Grän sein, 66,186224 Stück auf die seine, 5,928435 Stück auf die Brutto-Mark, 1 Stück= 2 Thlr. 7 Sgr. 10,71 Pf., halbe – 1 Thlr. 3 Sgr. 10,85 Pf.; Francesconi zu 62/3 Lire od. 10 Paoli, 14 Loth 12 Grän sein, 9,273813 Stück – 1 Thlr. 15 Sgr. 3,47 Pf., der halbe od. Franceschino nach Verhältniß; Fiorini seit 1826 à 12/3 Lire = 21/2 Paoli in gleichem Gehalt u. Verhältniß, 1 Stück – 11 Sgr. 3,87 Pf., Doppel-Paoli = 9 Sgr. 0,69 Pf., Lire = 6 Sgr. 8,55 Pf., halbe Lira – 3 Sgr. 3,72 Pf., halbe Fiorini = 5 Sgr. 7,93 Pf., Viertel-Fiorini = 2 Sgr. 9,97 Pf., alle zu 14 Loth 12 Grän sein, Stücke zu 2 Crazie (4 Loth 16 Grän fein) = 1 Sgr. 1,08 Pf., 1 Crazia (12/3 Soldo od. 5 Quattrini) = 4,96 Pf., 1 Soldo (3 Quattrini) = 2,75 Pf., 1 Quattrino = 0,44 Pf., alle nur 16 Grän. Bloße Rechnungsmünzen sind der Scudo corrente od. Ducato à 7 Lire (15/23 Pezze) u. die Pezza zu 39/20 Fiorini od. 53/4 Lire. Als Papiergeld cursiren Bankscheine der Bank (Disconto Contor) von Livorno. Maße u. Gewichte: Schon durch das Gesetz vom 11 Juli 1782 waren alle Localmaße abgeschafft u. die Maße u. Gewichte im ganzen Großherzogthum gleichmäßig folgende: Längenmaße: der Braccio da Panno (Wollen-Elle), getheilt in 20 Soldi à 12 Denari od. in 12 Crazie (Zoll), der Soldo in 3 Quattrini zu 4 Denari, die Crazia in 5 Quattrini od. 20 Denari, 1 Braccio = 0,58365 Meter, 100 Braccia = 185,962 preuß. Fuß od. 87,512 preuß. Ellen; die Canna od. Percha (Ruthe) im Verkehr hat 4, bei den Feldmessern 5 Braccia; die Miglia od. toscanische Meile hat 28331/3 Br. da Panna = 1653, 67 Grad des Äquators; als Feldmaß hat der Quadrato 100 Tavole zu 100 QBraccia = 34,0646 Morgen; Getreidemaß: der Moggio hat 8 Sacchi, der Sacco 3 Staja, der Stajo 2 Mine zu 2 Quartl à 8 Mezzette à 2 Quartucci, 1 Stajo = 24,362862 Liter, 100 Staja = 44,3271 preuß. Scheffel; Weinmaß: der Barile da Vino hat 2 Mezzi Barili (halbe B.) à 10 Fiaschi à 2 Boccali à 2 Mezzette à 2 Quartucci, 1 Barile da Vino = 45,584 Liter, 100 Barili = 66,351 preuß. Eimer, 1 Fiasco da Vino = 2,2792 Liter, 100 Fiaschi = 199,052 preuß. Quart; der B. da Vino wird 120 toscan. Pfund Gewicht gerechnet; Ölmaß: der Somo hat 2 Barili da Olio, der Barile da Olio hat 2 Mezzi B., 8 Fiaschi à 2 Boccali à 2 Mezzette à 2 Quartucci u. hält 33,428908 Liter, der Fiasco da Olio hält 2,0893 Liter, 100 Fiaschi = 182,468 preuß. Quart. Handelsgewicht: der Cantaro od. Centinajo (Centner) hat 100, der Migliajo 1000 Libbre, die Libbra od. Pfund hat 12 Gramm od. 7064,48 holländ. As, 100 Libbre = 72,5965 preuß. Pfund = 67,908 deutsches Zollpfund. Gold- u. Silbergewicht ist dem Handelsgewicht gleich, 100 Libbre = 145,193 preuß. od. 145,220 Kölnische Mark, ebenso das Probirgewicht, beim Golde die Libbra in 24 Carati à 8 Ottavi, beim Silber in 12 Once à 24 Denari getheilt; Apothekergewicht dieselbe Libbra à 12 Once à 8 Dramme à 3 Scrupoli à 24 Grani; Juwelengewicht ist der Carato zu 4 Grani, auch in 1/2, 1/4, 1/8, 1/16, 1/32, getheilt, 1 Carato = 0,196494 Gramm od. 4,08824 holl. As. Die Last (Schiffslast) hat 20 Kisten Früchte, 26 Barili Öl, 44 Barili Wein, Kaffee, Alaun etc. Vgl. Serristori, Statistica del Granducato di T., Florenz 1837; Zuccagni-Orlandini, Ricerche statistiche sul Granducato di T., ebd. 1849–52; Repetti, Dizionario geografico-fisico-storico della T., ebd. 1835–47, 6 Bde.; Annali statistichi del Granducato di T., ebd. 1850 ff.; Statistica della T., ebd. 1852, 2 Bde. Karten: Zuccagni-Orlandini, Atlante de Granducato di T., ebd. 1828–32, 24 Blatt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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