Veltheim [1]

Veltheim [1]

Veltheim, ein altes, schon im 10. Jahrh. vorkommendes nationalsächsisches Geschlecht, welches aus Veltheim an der Ohe stammte u. die Grafschaft Osterburg u. Altenhausen besaß. Aus demselben war 1) Adelgot II., jüngerer Sohn des Grafen Werner I. u. der Gisela, der Tochter des Grafen Wiprecht von Groitsch, welcher 1107 Erzbischof von Magdeburg wurde, mit den sächsischen Fürsten der Schlacht am Welfesholze 1115 beiwohnte u. darauf den Kaiser Heinrich IV. in den Bann that; er zog dann mit Lothar, Herzog von Sachsen, gegen die Slawen in der Lausitz u. starb 12. Juni 1119. 2) Rötger, Cousin des Vor. u. Sohn von dessen Oheim Rötger, folgte ihm 1119 auf dem erzbischöflichen Stuhle in Magdeburg u. st. 19. Dec. 1125. Mit seinem Urgroßneffen Siegfried. Sohn des Grafen Albert, starb dieser Zweig der Familie aus u. die Grafschaft Osterburg fiel an den Lehnsherrn heim. I. Das Geschlecht selbst aber wurde fortgesetzt von den Nachkommen Rötgers, des Bruders des Grafen Albert u. jüngsten Sohnes des Grafen Werner III., u. zwar von Bertram, dem älteren Sohne Rötgers Von dessen Descendenten wurden die Veltheimschen Güter 1406 getheilt, u. Heinrich gründete die Schwarze, Hans die Weiße Linie. Von den Besitzungen wurde 1308 Harbke, 1585 Ostrau u. 1613 Cossein gekauft, 1466 Veltheimsburg erhalten; auch das Stammgut Veltheim, welches die Familie 1430 dem Lehnsherrn auflassen mußte, wurde 1832 wieder zurückgekauft; seit 1313 besitzt die Familie das Erbküchenmeisteramt des Herzogthums Braunschweig u. seit 1840 auch das Erbmarschallamt des Herzogthums Magdeburg; vormals auch seit 1586 das Erbschenkenamt des Erzbisthums Köln. Nachdem die Glieder der Weißen Linie bereits 1744 einen Familien-Vertrag unter sich abgeschlossen hatten, kam ein gleicher auch unter dem 12. Dec. 1763, erneuert 3. Juli 1841, zwischen den beiden Hauptlinien zu Stande, worin sie sich ihre Besitzungen als Familienstammgüter gewährleisteten. A) Schwarze Linie od. Part, erhielt für den älteren Zweig 1798 die preußische Grafenwürde; dieselbe ist aber 5. Juni 1860 im Mannesstamm erloschen; zu derselben gehören: 3) Freih. Friedrich August, geb. 21. Oct. 1709, war seit 1747 als Hofrichter braunschweigischer Hofgerichtspräsident, nahm 1755 seine Entlassung u. bewirtschaftete seine Güter, auf denen er bes. eine rationelle Forstcultur einführte u. Lustgärten, namentlich in Harbke, anlegte, wodurch er der Vorgänger für die Cultur ausländischer Bäume u. Sträucher u. für eine veredelte Gartenkunst in Deutschland wurde; er starb 19. April 1775. 4) Graf August Ferdinand, Sohn des Vorigen, geb. 18. Sept. 1741 zu Harbke unweit Helmstädt, war Berghauptmann zu Klausthal, legte aber 1774 dieselbe nieder u. widmete sich zu Harbke den Wissenschaften u. der Verbesserung seiner Güter; er wurde 1798 in den Grafenstand erhoben u. starb 2. Oct. 1801. Er schr.: Grundriß einer Mineralogie, Braunschw. 1781, Fol.; Etwas über Bildung des Basalts, Lpz. 1786: Über einige Hauptmängel der Eisenhütten in Deutschland, Helmstädt 1790; Vermuthung über die Portland-Vase, ebd. 1791; Über Vasa murrhina, ebd. 1791; Über Memnons Bildsäule; Neros Smaragd u. die Kunst der Alten in Stein u. Glas zu schneiden, ebd. 1794; Über die Onyxgebirge des Ktesias u. den Handel nach Ostindien, ebd. 1797; Von den goldgrabenden Ameisen u. Greifen der Alten, ebd. 1799; Anekdoten vom französischen Hofe, Strasb. (Braunschweig) 1789, 3. Aufl. 1795. 5) Freih. Friedrich Wilhelm, Bruder des Vorigen, geb. 1743, focht in dem russischen Heere gegen die Türken, trat hierauf in hessische Dienste als Legationsrath u. stieg bis zum Staatsminister; er wurde 1800 Landcomthur der Deutschordensballei Sachsen, lebte zu Loclum u. starb 1803 in Braunschweig. 6) Freih. Karl Christian Septimius, Bruder des Vorigen, geb. 1751, war Geheimer Finanzrath u. Berghauptmann zu Rothenburg; er starb 1796. Nachdem mit dem 7) Grafen Werner, jüngerem Sohne von V. 4), geb. 1785 u. gestorben 5. Juni 1860, der ältere gräfliche Zweig der Schwarzen Linie im Mannsstamm ausstarb, so kamen die Besitzungen dessen, Harbke, Kloster-Neuendorf u. Groppendorf auf den jüngeren freiherrlichen, von V. 6) stammenden Zweig, welcher bereits Ostrau, Cösselen u. Weißrand besaß. Zu diesem gehören: 8) Freih. Franz Wilhelm Werner, älterer Sohn von V. 6), geb. 10. Nov. 1785, widmete sich dem Bergwesen u. war 1809 Oberingenieur u. Oberbergmeister in Eisleben; 1813 bildete er ein Pionierbataillon, welches er selbst gegen die Franzosen führen wollte, aber wegen Unabkömmlichkeit in seinem Posten seinen Plan aufgeben mußte; er wurde 1815 Berghauptmann u. Oberbergamtsdirector in Halle u. 1835 als Oberberghauptmann der Director des Berg-, Hütten- u. Salinenwesens im ganzen Preußischen Staate; er starb 30. Dec. 1839, nachdem er kurz vorher in Ruhestand getreten war. Er hat sich bes. großes Verdienst um den Kupferschieferbergbau u. das Salinenwesen Preußens erworben. Jetziger Chef dieser Linie ist: 9) Freih. Franz, Enkel des Vorigen u. Sohn des 1855 verstorbenen Freiherrn Werner, geb. 1843. B) Weiße Linie od. Part, von Hans gegründet (s. oben), zerfällt derzeit in drei Unterlinien, deren Repräsentanten sind: a) der Linie auf Destedt: 10) Freih. Karl Friedrich, ältester Sohn des 1805 verstorbenen Freiherrn Otto Karl Friedrich, geb. 1795, Propst des Stiftes Steterburg; b) der Linie auf Bartensleben: 11) Freih. Georg, geb. 1812; c) der Linie in Hannover: 12) Freih. Friedrich August Ludolf, geb. 1797, hannöverscher Forstmeister a. D. II. Fränkische Schwarze Part, Katholischer Confession u. in Österreich, deren Familienverbindung mit den Vorigen von den Geschlechtsmitgliedern derselben[393] bestritten wird; doch führen sie gleiches Wappen mit derselben; dermaliger Chef ist; 13) Freih. Johann, Sohn des 1838 verstorbenen Freih. Werner Christoph, geb. 1798, ist österreichischer Oberstlieutenant u. Commandant des Wiener Garnisonspitals Nr. 2).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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