Verzinnen

Verzinnen

Verzinnen (Verzinnung), ein Metall mit einer Zinnschicht überziehen, um ihm ein schöneres Aussehen zu geben, od. ihn gegen Rost zu schützen. A) Trockenes V.: a) V. des Eisenblechs (Weißblech). Nach dem Englischen Verfahren werden die Blechtafeln in verdünnter Salzsäure abgebeizt, in einem Flammofen geglüht u. nach dem Erkalten mit Holzhämmern vom Glühspan befreit. Alsdann läßt man sie kalt durch ein Walzwerk gehen u. entfernt dann den Rest des Oxydes durch ein Bad aus gegohrener Kleie u. ein Bad mit lauwarmer, verdünnter Schwefelsäure, worauf man sie mit seinem Sand u. Werg scheuert u. in Wasser aufbewahrt. Vor dem V. werden die Tafeln getrocknet, eine Stunde lang in einer Pfanne mit heißem Talg angewärmt u. dann eben so lange in einer Pfanne mit stark erhitztem Zinn, welches nicht ganz rein ist, gelassen. Ist der Überzug dick genug, so läßt man sie auf einem Gestell abtropfen u. bringt sie in eine Pfanne mit ganz reinem Zinn, welches, wie das vorige, mit einer Schicht Talg bedeckt ist. Hier erhält die Tafel einen zweiten Überzug von reinem Zinn, worauf sie mit Werg überfahren u. noch einmal eingetaucht wird. Endlich läßt man sie in einer anderen Pfanne mit geschmolzenem Talg abtropfen, wobei man durch Klopfen auch das an der unteren Kante angesammelte Zinn entfernt. Die nun spiegelblanke Tafel wird mit Kleie von dem Talg gereinigt u. verpackt. In Deutschland verwendet man meist unreines Zinn zum V. Um diesem verzinnten Bleche ein perlmutterartig schimmerndes Ansehen zu geben (Metallmohr, Moiré métallique, s.d.), behandelt man es mit einem Gemisch aus verdünnter Salzsäure u. wenig Salpetersäure; dadurch wird das in den Zwischenräumen der Zinnkrystalle vorfindliche amorphe Zinn weggenommen u. es treten eigenthümlich schillernde Krystallfiguren hervor. Das schönste Moiré erhält man, wenn man sich zum V. statt reinen Zinnes eines Gemisches von Zinn, Kupfer u. Arsenik bedient. b) V. kupferner, messingener od. schmiedeeiserner Gefäße. Die zuerst völlig blank gemachte zu verzinnende Oberfläche wird mit Colophon u. Salmiak bestrichen. Dann gießt man das geschmolzene Zinn darauf u. reibt es mit Werg. Eine recht gleichmäßige Verzinnung erhält man, wenn man mit Salmiaklösung angemachtes Zinnpulver (durch Schütteln von geschmolzenem Zinn in einer Holzbüchse zu erhalten) auf die Fläche aufstreicht u. bis zum Schmelzen des Zinnes erhitzt, worauf man mit Werg abwischt. Statt des Salmiaks läßt sich noch besser Chlorzinklösung anwenden. c) Kleine eiserne u. messingene Gegenstände werden nach der völligen Reinigung in geschmolzenes Zinn, welches mit Talg bedeckt ist, gebracht u. dann rasch in Wasser geworfen od. auch in einer eisernen u. erhitzten Trommel mit Salmiak u. Zinn geschüttelt. Drahtgewebe, welche verzinnt werden sollen,[538] müssen aus ungeglühtem Draht hergestellt sein u. werden nach dem Eintauchen in das Zinn u. nach dem Abklopfen glatt gewalzt. d) Gußeisen, bes. das graue, läßt sich nur schwierig verzinnen, deshalb hat man empfohlen, dasselbe durch Glühen mit Eisenoxyd äußerlich in Schmiedeisen zu verwandeln. Ist das Gußeisen gehörig blank gebeizt u. das Zinn mit Salmiak darauf verrieben, so muß der Überzug durch rasches Erkalten in der Luft, aber nicht im Wasser vor dem Wiederablaufen geschützt werden, z.B. indem man die Gefäße mit der Mündung nach unten in Wasser taucht; sind sie aber auch außen verzinnt, so muß man gerade zu einen Luftstrom darauf blasen lassen. e) Zinkblech wird entweder wie das Eisenblech verzinnt, nur darf es nicht so lange im geschmolzenen Zinn verweilen; od. man legt es horizontal über den Zinnkessel u. verreibt einzeln auf beiden Seiten das geschmolzene Zinn mit Colophon. f) Bleitafeln u. Bleiröhren werden verzinnt, indem man erstere erwärmt, mit geschmolzenem Zinn u. Colophon einreibt u. letztere mit Colophon bestreut durch geschmolzenes Zinn zieht. Doch stellt man auch verzinntes Bleiblech, z.B. Tabaksblei, durch Plattiren u. Auswalzen her. Jetzt werden die Bleiröhren meist gepreßt u. gleich bei ihrer Herstellung durch eine besondere Einrichtung der Maschine verzinnt. B) Die nasse Verzinnung u. Contactverzinnung: a) Kupferne u. messingene Gegenstände werden folgendermaßen verzinnt (weißgesotten): Man kocht sie in einem gut verzinnten Kessel mit einer Mischung von 3 Thln. fein gekörntem Zinn, 1 Thl. Weinstein u. 80 Thln. Wasser; od. mit einer Lösung von zinnsaurem Natron (Zinnoxyd in Natronlauge gelöst) u. geraspeltem Zinn. Nach dem V. werden sie abgewaschen u. z.B. mit Sägespänen getrocknet. Im Großen benutzt man Schütteltonnen, in denen man die Gegenstände mit den Verzinnungsflüssigkeiten bewegt. b) Zinkgegenstände werden in eine 60° Lösung aus 2 Thln. Weinstein, 1 Thl. Zinnchlorid u. 4–5 Thln. Wasser einige Secunden lang gelegt; dann sind sie grau geworden u. werden mit seinem Thon u. Sand blank gerieben. Setzt man letztere gleich der Verzinnungsflüssigkeit zu, so kann man auch durch Anreiben verzinnen. c) Eisen u. Stahl muß für eine haltbare Verzinnung erst verkupfert werden; Nadeln, Stifte u. dgl. werden in einer Schütteltonne mit einer Lösung von 45 Loth Schwefelsäure, 2 Loth Zinnsalz, 21/2 Loth Zinkvitriol u. 216 Gran Kupfervitriol in 30 Pfd. Flußwasser (auf 27 Pfd. Nadeln), wozu man später noch 2 Loth Kupfervitriol u. 11/4 Loth Zinkvitriol setzt, blank verkupfert u. können dann nach a) verzinnt werden. Eisen, wie Kupfer, Messing u. Blei läßt sich auch durch die Mischung b) verzinnen, wenn man diese Metalle mit blankem Zink berührt od. dem Brei Zinkspäne zusetzt. Nägel, Haken, Ösen etc. kann man auch in einem kochenden Bad aus 20 Pfd. Wasser, 1 Pfd. Ammoniakalaun u. 2 Loth Zinnsalz vorbeizen, dann mit Salzsäure reinigen u. in einem Bad aus 20 Pfd. Wasser, 2 Loth Weinstein u. 11/2 Loth Zinnsalz nebst Zusatz von Zinkspänen verzinnen. C) Bei der galvanischen Verzinnung werden die Metalle in folgenden Flüssigkeiten mit dem negativen Pol einer galvanischen Batterie verbunden, während man gegenüber eine mit dem positiven Pole verbundene Zinnplatte stellt: a) Gußeisen (mit einigen Zinkstücken verbunden) in einer 90° warmen Flüssigkeit aus 127/8 Pfd. pyrophosphorsaurem Natron, 11/7 Pfd. gewöhnlichem Zinnsalz, 31/5 Pfd. trockenem geschmolzenem Zinnchlorür u. 443 Liter Regenwasser. b) Zink läßt sich in der vorigen Flüssigkeit, od. in einer Mischung aus 11/7 Pfd. trockenem geschmolzenem Zinnchlorür, 53/7 Pfd. pyrophosphorsaurem Natron u. 524 Quart Regenwasser verzinnen. c) Bleiplatten u. Bleifolie läßt man in einer 60° warmen Verzinnungsflüssigkeit aus zinnsaurem Natron od. Zinn in Cyankalium gelöst über Walzen laufen, welche mit der Batterie in Verbindung stehen. Behufs Wiedergewinnung des Zinnes von Weißblech etc. (Entzinnung) kocht man die Abfälle in einer Lösung von 70 Thln. Bleiglätte in 45 Thln. Natronlauge von 26 Procent Natrongehalt. Werden neu eingebrachte Abfälle nicht mehr schwarz, so läßt man aus der Flüssigkeit, welche man vom ausgeschiedenen Blei abseiht, das zinnsaure Natron auskrystallisiren.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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