Zeitalter

Zeitalter

Zeitalter (Menschenalter, Aetates), die Bildungsperioden des Menschengeschlechtes, welche alte Dichter u. Philosophen in unbestimmten Grenzen nach sittlicher u. politischer Güte ihrer Vorfahren u. der frühesten Landeseinwohner annahmen. Wegen der Unbestimmtheit der Grenzen solcher Z. haben auch Verschiedene eine verschiedene Anzahl Z. angenommen, u. auf Bestimmung der Charaktere der einzelnen Z. haben sowohl ältere Mythen, als die Phantasie der Dichter Einfluß geübt. Bei den Griechen nimmt Hesiod u. nach ihm Proklos fünf an: a) das goldene Z.; die Menschen, aus der Hand der Götter selbst hervorgegangen, lebten, da die Erde unbearbeitet Lebensbedürfnisse brachte, arbeit-, müh- u. harmlos, in ungeschwächter Lebenskraft, keine Leidenschaft regte sich in ihnen, keine Unsittlichkeit befleckte ihr Leben; die Menschen dieses Alters lebten sehr lange u. wurden nach ihrem Tode himmlische Schutzgeister der Menschen. b) Das silberne Z.; in ihm waren die Menschen schon verändert, sie vergriffen sich an einander u. bereiteten sich Schmerz u. Kummer, den Göttern gehorchten u. opferten sie mangelhaft; daher war ihr Leben auf der Erde kürzer u. nach ihrem Tode wurden sie die irdischen Genien. c) Das eherne Z.; Künste wurden ausgebildet, Kriege geführt, Gewaltthätigkeiten geübt u. dadurch unermeßliches Elend über die Erde gebracht; als die Menschen dieses Z-s starben, kamen sie in die Unterwelt. d) Das heroische Z. war besser, als das vorige, aber Kriege führte man da nicht allein zur Abwehr, sondern um Eroberungen zu machen. e) Endlich das menschliche Z. od. eiserne, das der Zeitgenossen, das schlechteste u. traurigste unter allen, denn Kummer u. Sorge sind jetzt das Loos der Sterblichen. Bei Ovidius werden vier Z. genannt: a) das goldene, wo die Menschen gut, furcht- u. straflos lebten, die Zeit war die Regierung des Saturnus, daher Saturnisches Z.; b) unter Jupiter kam das silberne Z., die Menschen suchten verschiedene Wohnsitze, Häuser entstanden, die Erde mußte bebaut werden, daß sie Früchte gab; c) das eherne griff schon zu den Waffen, aber ohne Gewaltthätigkeit u. Unrecht; d) das eiserne brach in alle Thorheiten u. Laster aus, Betrug, List, Nachstellung, Habsucht zeigten sich jetzt; Schifffahrt wurde erfunden, Metalle ausgegraben, ungerechte Kriege geführt; die Menschen strebten nach der Herrschaft des Himmels, aber die Götter erschlugen sie, u. ein neues Geschlecht ging hervor, welches, wieder schlecht, vom Jupiter durch die Fluth vertilgt wurde. Das neue Geschlecht schuf Deukalion aus Steinen, welche er hinter sich warf. Nur drei Z., das goldene, silberne u. eherne gibt Aratos an, indem bei ihm das eherne u. eiserne des Ovidius zusammenfallen; nur zwei endlich werden bei Virgilius, geschieden nach dem Weltregiment des Saturnus u. des Jupiter, unter jenem das bessere, glücklichere Leben, unter diesem wurde es nach u. nach schlimmer, bis auf des Dichters, als betrübt geschilderte Zeit. Über die fünf nach den Metallen genannten Z-n schrieb Ph. Buttmann eine Abhandlung in den Verhandlungen der Berliner Akademie 1814 f., wieder abgedruckt im Mythologus.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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