Sybăris [2]

Sybăris [2]

Sybăris, 1) Quell bei Bura in Achaia; 2) Nebenfluß des Crathis in Lucanien; Pferde, welche daraus trauten, wurden scheu; j. Sibari od. Coscile; 3) Stadt an der Küste Lucaniens (Unteritalien), zwischen der Vorigen u. dem Crathis; sie soll 720 (nach And. 703) von Trözenern u. Achäern unter Iselikeus gegründet worden sein, erhob sich bald durch Industrie u. Handel (bes. nach dem Orient) u. erwarb die Herrschaft von mehr als 20 benachbarten Städten, mit denen sie bei 300,000 M. ins Feld stellen konnte. Folge des großen Reichthums war Schwelgerei ihrer Einwohner (weshalb die Sybariten als Schwelger u. Weichlinge zum Sprüchwort wurden). Ihre Weichlichkeit ging so weit, daß Niemand in der Stadt ein lärmendes Handwerk treiben od. einen Hahn halten durfte, um sie nicht im Schlaf zu stören. Um sich den Sonnenstrahlen nicht auszusetzen, hatte man die Landstraßen mit Tüchern überspannt (vgl. Smindyrides). Auf Erfindung neuer Luxusartikel waren Prämien gesetzt. Die Kleider der Frauen waren aus feinster milesischer Wolle gewoben, mit Scharlach od. Safran gefärbt u. waren so hoch im Preis, daß Dionysios von Syrakus eines mit 120 Talenten bezahlte. Die ursprüngliche demokratische Verfassung stürzte Telys, welcher sich zum Tyrannen auswarf; mehre Bürger, bes. die Trözenier von Geburt, wendeten sich nach Croton u. baten dort um Schutz u. Hülfe. Die Crotoniaten nahmen S. ein u. plünderten u. vernichteten die Stadt durch die Hineinleitung des Flusses Crathis (510 v. Chr.). Die Sybariten zerstreuten sich in die nahen Städte; kurz darauf bauten sich zwar wieder mehre auf den Ruinen von S. an;[127] aber die Crotoniaten vertrieben sie von Neuem, bis 443 die Sybariten, unterstützt von Männern aus verschiedenen griechischen Staaten, unter ihnen z.B. Lysias u. Herodot, in der Nähe eine neue Stadt anlegten, welche nach dem Quell Thurias Thurii genannt wurde. Die alten Sybariten wurden bald vertrieben u. Charondas (s.d.) gab eine neue demokratische Verfassung, unter welcher die Stadt blühend wurde. Im Samniterkriege 284 v. Chr. nahmen die Thurier eine römische Besatzung auf, nachher aber fielen sie zu Hannibal ab; dieser siedelte Anfangs die Atellanen hierher über, nachher aber, ihrer Treue mißtrauend, ließ er 204 v. Chr. einen Theil der Bewohner nach Croton abführen. Nach Hannibals Wegzug aus Italien schickten die Römer eine Kolonie nach Thurii u. nannten sie Copiä; sie war fest u. wurde im Bürgerkriege vergebens von S. Pompejus belagert. Nachmals wurden die Mauern geschleift u. im 6. Jahrh. erscheint sie als offene Stadt; Ruinen beim j. Terra nuova.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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