Chotek [1]

Chotek [1]

Chotek, eine alte, in Böhmen begüterte Familie, stammt aus dem, jetzt verfallenen Schlosse Chotek im Radowitzer Kreise in Böhmen, ist seit 1556 freiherrlich, 1723 in den böhmischen u. 1775 in den Reichsgrafenstand erhoben. Die Ch. sind katholisch u. seit 1755 u. 1756 mit dem Obersterblandthürhüteramt des Erzherzogthums ob u. unter der Enns betraut. Merkwürdig sind: 1) Wenzel Ant., geb. 1674, wurde 1723 in den böhmischen, 1748 in den Reichsgrafenstand erhoben u. st. 1754. 2) Joh. [91] Karl, älterer Sohn des Vor., geb. 1705, erhielt 1744 die Administration von Baiern u. wurde 1762 Feldzeugmeister; er erlangte das erbliche Obersterblandthürhüteramt u. starb 1787. 3) Joh. Rudolf, Graf Ch. von Chotkowa u. Wognin, Neffe des Vor., geb. 1748; wurde, hochgeachtet von Joseph II., 1770 niederösterreichischer Regierungsrath, 1776 Hofrath bei der vereinten Hofkanzlei, dann Kanzler derselben, legte seine Stelle 1788 nieder, wurde aber gleich nach Leopolds II. Regierungsantritt zur Leitung der neuerrichteten Finanzhofstelle berufen, nahm 1793, als diese mit der Stelle eines obersten Kanzlers verbunden wurde, seine Entlassung u. lebte auf seinen Gütern, wurde 1802 zum Staatsminister u. Oberstburggrafen von Böhmen ernannt u. wirkte als solcher sehr segensreich für seine Provinz, indem er den Chausseebau, Manufacturen im großen Styl mit englischen Webstühlen u. Spinnmaschinen, Obstcultur etc. förderte. 1805–9 war er im Conferenzministerium, dann kurze Zeit, während des Krieges mit Frankreich, Landescommissär in Wien u. nach dem Frieden Präses der normalen Hofcommission, lebte dabei aber viel auf dem Lande u. st. 1824. 4) Graf Karl, geb. 1783, jüngerer Sohn des Vor.; studirte in Wien u. Prag, wurde 1807 Hofsecretär, 1811 Gubernialrath in Brünn, 1812 Kreishauptmann zu Prerau in Mähren, 1815 Generalgouverneur des Königreichs Neapel, 1815 Hofrath bei der Regierung zu Triest, deren Gesammtleitung er nach dem Tode des Gouverneurs, Freiherrn v. Rosetti, bis 1818 führte, 1818 Geheimerath u. Vicepräsident in Tyrol, 1819 Gouverneur von Tyrol u. Vorarlberg, 1825 Hofkanzler u. Präsident der Studienhofcommission in Wien u. 1826 Oberstburggraf in Böhmen u. Präsident des k. k. böhmischen Guberniums. Bes. verdient machte er sich um Verbesserung des Schulwesens u. Straßenbaues, Begünstigung des Kartoffelbaues u. Errichtung von Armenanstalten. Er wurde im Juli 1843 seiner Stelle als Oberstburggraf enthoben. Er ist seit 1817 vermählt mit Marie geb. Gräfin Berchtoldt. Jetziger Chef des gräflichen Hauses Ch. ist: 5) Graf Heinrich, Neffe des Vor., Sohn des verstorbenen Grafen Johann Nep. Joseph, geb. 1802, er ist seit 1831 vermählt mit Karoline geb. Gräfin zu Eltz; sein ältester Sohn Rudolf ist geb. 1832.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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