Stibmethyl

Stibmethyl

Stibmethyl (Tristibmethyl, Antimonmethyl), C6H9Sb = (C2H3)3Sb, organisches Radical, wird dargestellt, indem man reines wasserfreies Jodmethyl (durch gemeinschaftliche Einwirkung von Jod u. Phosphor auf Holzgeist erhalten) mit einem Gemenge von Antimonkalium u. Quarzsand in einem kleinen Kolben der Destillation unterwirft; das S. destillirt über. In den physikalischen Eigenschaften kommt das S. mit dem Slibäthyl überein; es ist eine farblose, schwere Flüssigkeit von eigenthümlichem Geruche, welche in Wasser unlöslich ist u. sich in Alkohol schwer, leicht aber in Äther löst. An der Luft entwickelt es dicke weiße Dämpfe, entzündet sich u. verbrennt dann mit weißer Flamme unter Abscheidung von metallischem Antimon. Die Verbindung des S-s ist entsprechend der des Stibäthyls. Es verbindet sich mit 2 Atomen Sauerstoff zu einer Base, welche 2 Atome Säure sättigt, u. ebenso gibt es die correspondirenden Verbindungen mit S2, Cl2, Br2, I2 etc. Auch die Eigenschaften dieser Verbindungen sind im Wesentlichen nicht abweichend von den Eigenschaften der Slibäthylverbindungen. In den ersten Antheilen, welche bei der Darstellung des S-s übergehen, bilden sich öfters Krystalle, welche nicht zur Stibmethylreihe gehören, sondern der Formel Sb Me4I entsprechen. Man erhält diese Krystalle leicht, wenn man reines Jodmethyl in S. eintröpfelt. Es läßt sich auch eine Verbindung (Sb Me4)O isolirt erhalten, die Verbindung Sb Me4 = C8H12Sb heißt Stibmethylium, dieselbe ist dem Ammonium analog. Um die Base: das Stibmethyliumoxyd (SbMe4)O zu erhalten, setzt man zu der wässerigen Lösung der entsprechenden Jodverbindung so lange frisch gefälltes Silberoxyd, als sich noch Jodsilber niederschlägt. In der Lösung ist dann die Base enthalten, deren Lösung neben Schwefelsäure unter der Luftpumpe verdunstet wird. Es bleibt eine weiße krystallinische Masse zurück, welche stark alkalisch reagirt u. laugenartig schmeckt u. riecht. Verdunstet man die Lösung bei Zutritt der Luft, so zieht sie Kohlensäure an u. braust dann stark mit Säuren auf. Hält man über die Auflösung der reinen Base einen mit Salzsäure befeuchteten Glasstab, so bemerkt man weiße Dämpfe, aber dennoch ist die Base nur wenig flüchtig; denn selbst beim Abdampfen auf dem Wasserbade bleibt sie fast in der ganzen Quantität wieder zurück. Ammoniak wird durch dieselbe sogleich in der Kälte ausgeschieden, u. selbst Baryt scheidet sie aus der Jodverbindung nicht aus. Kalk u. Bleioxyd werden sogleich gefällt; Zinkoxyd ebenfalls, der Niederschlag löst sich im Überschusse des Fällungsmittels wieder auf. Aus Kupfersalze n wird Kupferoxydhydrat gefällt, welches sich im Überschusse nicht mehr löst. Quecksilberoxydulsalze werden schwarz, Quecksilberoxydsalze gelb gefällt, in Silberoxydsalzen entsteht ein braunschwarzer, im Überschusse des Fällungsmittels unlöslicher Niederschlag. Mit Platinchlorid gibt die Lösung wie das Kali einen gelben Niederschlag. Kocht man die concentrirte wässerige Lösung der Base mit Schwefel, so erhält man eine gelb gefärbte Flüssigkeit, u. vermischt man dieselbe mit einer verdünnten Säure, so scheidet sich unter Entwickelung von Schwefelwasserstoff Schwefelmilch aus. Mit Säuren bildet die Base neutrale u. saure Salze, welche den Kalisalzen sehr ähnlich u. isomorph sind. Zweifachschwefelsaures Stibmethyliumoxyd (SbMe4) O, HO + 2SO3. wird dargestellt, indem man zu einer Lösung der Jodverbindung eine siedende Lösung von schwefelsaurem Silberoxyd setzt u. die vom Jodsilber abfiltrirte Flüssigkeit im Wasserbade abdampft. Das Salz bildet farblose quadratische Tafeln mit abgestumpften Ecken, sie sind hart, in Wasser leicht, auch ziemlich leicht in Alkohol löslich, schmecken sehr sauer u. dann bitter. Wenn man die concentrirte Lösung des sauren Salzes mit Stibmethyliumoxyd sättigt, so scheidet sich das neutrale Salz in Öltropfen aus, welche an der Luft nach einiger Zeit fest werden. Salpetersaures Stibmethyliumoxyd ist ein in Wasser lösliches, herb u. zugleich bitter schmeckendes Salz, welches in kleinen Nadeln krystallisirt u. beim Erhitzen verpufft. Saureskohlensaures Stibmethyliumoxyd wird erhalten, wenn man die wässerige Lösung der Basis mit Kohlensäure sättigt; es krystallisirt in kleinen sternförmig gruppirten Nadeln, ist in Wasser leicht löslich, schmeckt schwach alkalisch u. gibt mit neutralen Magnesiasalzen keinen Niederschlag Jodstibmethylium (Sb Me4) I, entsteht, wenn S. mit Jodmethyl in Berührung kommt. Die erhaltene weiße krystallinische Substanz wird zwischen Papier getrocknet u. hierauf aus Wasser od. Alkohol umkrystallisirt; sie krystallisirt in schönen sechsseitigen Tafeln, ist in Wasser u. Alkohol leicht, in Äther jedoch schwer löslich, schmeckt salzig, dann bitter, durch Säuren wird Jod ausgeschieden. Chlorstibmethylium (Sb Me4) Cl, erhält man durch Abdampfen der Jodverbindungen mit concentrirter Salzsäure od. durch Zersetzen derselben mit Quecksilberchlorid, am besten, wenn eine Lösung des reinen Oxydes mit Salzsäure gesättigt wird. Nach dem Abdampfen bleiben weiße Krystalle, welche in Wasser leicht, in Alkohol schwerer löslich u. in Äther ganz unlöslich sind, bitter schmecken u. sich übrigens wie die Jodverbindung erhalten. Stibmethyltriäthylium, Sb Me Ae3, wird als Jodür aus Slibäthyl u. Jodmethyl erhalten; krystallisirt in luftbeständigen Nadeln, ist in Wasser u. Alkohol leicht, in Äther nicht löslich; das Oxyd wird mittelst Silberoxydhydrat als eine dicke, alkalische, bittere Flüssigkeit erhalten; ist in Wasser u. Alkohol leicht löslich u. bildet mit Säuren Salze.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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