Görz

Görz

Görz, 1) (G. u. Gradiska), gefürstete Grafschaft u. Kreis im österreichischen Küstenlande; grenzt an Krain, Kärnten, Venedig, das Adriatische Meer, das Gebiet von Triest u. den Kreis Mitterburg (Pisino); 53,65 QM., 192,500 Ew., meist Slawen, außerdem Deutsche, Italiener u. Friauler; das Land ist großentheils Gebirgsland, durchzogen von Zweigen der südlichen Alpen, nur im Süden sind fruchtbare Ebenen; durchflossen vom Isonzo u. Küstenflüssen; in den nördlichen u. nordöstlichen Theilen ist der Hauptnahrungszweig die Viehzucht (bes. Rindvieh u. Schafe), in den anderen Landbau, welcher Wein, Mais, Haidekorn, Gerste, Roggen, Hafer, Hirse, Spelz, Bohnen, Kartoffeln u. bes. auch Seide erzeugt; eingetheilt ist der Kreis in die Bezirkshauptmannschaften G., Gradiska, Sessana u. Tollmein; 2) Bezirkshauptmannschaft darin, 14,38 QM., 69–70,000 Ew; 3) (Gorizia, Göritz), Kreishauptstadt darin, am Isonzo, Sitz der Kreisbehörden, eines Landesgerichts, einer Bezirkshauptmannschaft, des Landtages für das Kronland, eines Erzbischofs, einer Handels- u. Gewerbekammer, Kathedrale mit dem Grabmal des letzten Grafen von G., die Jesuitenkirche mit dem ehemaligen Jesuitencollegium, welches jetzt zur Kaserne eingerichtet ist, Theater, das Kloster der Barmherzigen Brüder u. das der Franciscaner; außerdem hat G. noch drei andere Kirchen, das Schloß der alten Grafen, jetzt theils verfallen, theils als Gefängniß gebraucht, Generalseminar für alle Diöcesen des Küstenlandes, theologische u. philosophische Studienanstalt, akademisches Gymnasium, Synagoge, Ackerbaugesellschaft, Philharmonische Gesellschaft u. Musikschule, Taubstummeninstitut, Waisenhaus, Hospital, Pfandleihamt u. Fabriken für Confitüren, Rosoglio, Weinstein, Leinwand, Seidenzeuge, Leder, auch Zuckerraffinerien u. Wachsbleichen, u. treibt Handel mit gesponnener Seide, Leder, getrockneten Früchten, Wein u. Holzwaaren; 12,200 Ew. Auf der Höhe oberhalb der Stadt liegen in der Kapelle des Klosters Castagnovizza der Exkönig Karl X. von Frankreich (1837 gest.), der Herzog von Angoulème (gest. 1844) u. die Herzogin von Angoulème (1851 gest.) begraben, von denen auch die beiden erstern hier starben; auf dem Monte Santo in der Nähe, mit Wallfahrtskirche u. ehemaligem Kloster, wird vortrefflicher Wein gebaut. – Die Umgegend von G. gehörte zu dem alten Illyricum u. theilte mit diesem u. dem späteren Friaul u. Krain die Schicksale, bis es vom Kaiser Heinrich IV. od. V. zur eigenen Grafschaft erhoben u. den Grafen von Tyrol erblich gegeben war. Bald war nun G. mit dieser vereint bald getrennt. Die Söhne des Grafen Meinhardt III. theilten die Grafschaft, u. Meinhard IV. erhielt Tyrol, Albrecht II. aber G. 1500 starb Graf Leonhard von G., ohne männliche Erben zu hinterlassen, u. Kaiser Maximilian I. erbte G. vermöge alter Verträge. G. blieb nun als eine unabhängige Provinz bei Österreich bis 1809, wo sie an Frankreich abgetreten u. von diesen zu den illyrischen Provinzen geschlagen wurde. 1814 fiel G. an Österreich zurück, bildete bis 1849 einen Kreis im Gubernialbezirk Triest des Königreichs Illyrien u. ist seitdem unter dem alten Titel einer gefürsteten Grafschaft Görz u. Gradiska mit der Markgrafschaft Istrien zu einem Kronlande verbunden. Die Schiffbrücke über den Isonzo wurde am 18. Octbr. 1846 durch eine sinkende Barke zerrissen, während das Militär darüber defilirte.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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