Iwan [1]

Iwan [1]

Iwan (russ., so v.w. Johann), 1) I. l., Danilowitsch, genannt Kalita (der Almosenspender), Fürst von Wladimir, Nowgorod u. Moskau; ward 1328 durch die Tataren, nach der Absetzung Alexanders II., als Großfürst von Rußland eingesetzt u. st. 1340, ihm folgte sein Sohn Semen; s. Russisches Reich. 2) I. II., zweiter Sohn des Vor. geb. 1335, folgte seinem Bruder Semen 1353 u. st. 1358; s. ebd. 3) I. III. (auch I. Wasiljewitsch I.), der Große, Sohn Wasileis des Blinden, Großfürsten von Moskau, geb. 1432; war erst Mitregent seines Vaters 1450 u. nach dessen Tode 1462 Großfürst: er befreite Rußland vom Joch der Tataren u. st. 1505; s. ebd.; seine zweite Gemahlin war Sophia, Nichte des letzten griechischen Kaisers Constantin, daher er das Wappen dieses Reichs, den Doppeladler, annahm. 4) I. IV. (Wasiljewitsch), als Czar I. I., der Schreckliche (der Tyrann), geb. 1530, Enkel des Vor., folgte 1533 unter Vormundschaft seiner Mutter Helena seinem Vater Wasilei; nachdem seine Mutter 1538 gestorben war, verlebte er acht Jahre unter einer Regentschaft eine blutige Zeit. 14 Jahre alt, erklärte er sich vor den Bojaren für mündig, ließ sich mit der Krone des griechischen Kaisers Constantin Monomachos von dem Metropoliten von Moskau krönen u. nahm den Titel Czar u. Selbstbeherrscher aller Reußen an. Er regierte auf das Strengste gegen sein Volk bis 1584; s. ebd. Im Jähzorn tödtete er Iwan, seinen ältesten Sohn u. präsumtiven Nachfolger. 5) I. V. (I. II.), zweiter Sohn des Czaren Alexei, jüngerer Bruder Feodors II., älterer des nachmaligen Kaisers Peter des Großen; wurde von seinem Vater, wegen körperlicher u. geistiger Schwäche, vom Thron ausgeschlossen. Nach dem Tode Feodors 1682 folgte Peter der Große als zehnjähriges Kind; doch stiftete Sophie, die Halbschwester Peters u. rechte Schwester I-s, einen Aufstand der Strelitzen an, in dem sie den I. zum Czar verlangten. I. begehrte aber, im Gefühl seiner Schwäche, Peter zum Mitregenten, doch ließ sich Sophie auch zur Czarewna u. Mitregentin erklären. 1689 zwang Peter Sophien ins Kloster zu gehen, ließ J. aber bis an seinen Tod 1696 den Titel Czar; s. ebd. 6) I. VI. (I. III.), Sohn der Prinzessin Anna (Schwestertochter der Kaiserin Anna) u. des Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. 1740, wurde nach dem Tode der Kaiserin Anna 1740, unter Vormundschaft Birons, zum Kaiser ernannt; allein die Mutter I-s stürzte Biron u. übernahm die Herrschaft selbst. Aber auch sie ward bald darauf gestürzt, u. Elisabeth, Tochter Peters des Großen, wurde Kaiserin u. ließ I. mit seinen Eltern als Staatsgefangene auf das Schloß in Riga, dann nach Dünamünde u. zuletzt nach Oranienburg u. Schlüsselburg bringen. Ein russischer Mönch befreite I. aus dem Kerker u. floh mit ihm nach Smolensk, I. wurde aber angehalten, nach Schlüsselburg gebracht u. hier 1764 getödtet. Nach Andern machten einige Kosacken das Complott ihn zu entführen, die Offiziere der Besatzung hatten den Befehl, sobald ein Befreiungsversuch gemacht würde, ihn zu tödten, sie gehorchten unverzüglich u. erdrosselten ihn.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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