Portălis

Portălis

Portălis, 1) Jean Etienne Marie, Graf P., geb. 1746 zu Beausset im Departement Var, prakticirte seit 1765 in Aix als Advocat; 1790 zog er sich von den Geschäften zurück u. begab sich auf das Land, dann aber nach Lyon u. Paris, wo er arretirt wurde; nachdem er seine Freiheit wieder erhalten hatte, wurde er 1795 vom Seinedepartement in den Rath der Alten gewählt u. zum Secretär u. 1796 zum Präsident desselben ernannt; 1797 mußte er, auf der Proscriptionsliste verzeichnet, Frankreich verlassen u. ging nach Holstein zum Grafen Friedrich von Reventlow; 1800 von Napoleon zurückberufen, wurde er 1801 Staatsrath, Mitglied der Redaction des Code civil, 1803 Senator, 1804 Minister des Cultus u. st. 1807 in Paris. Er schr.: Sur la distinction des deux puissances u. Consultation sur la validité des mariages des protestantes de France, 1770; De lusage et de l'abus de l'esprit philosophique durant le 18 siècle, Par. 1820, 2 Bde., 3. A. 1833. 2) Josephe Marie, Graf P., Sohn des Vor.; geb. 1778 in Aix, kam mit seinem Vater 1793 nach Paris, verließ nach dem 18. Fructidor 1797 mit ihm Frankreich u. verlebte sein Exil in Holstein auf dem Gute eines Grafen Reventlow, dessen Nichte, eine Gräfin Holck, er später heirathete. Er wurde 1804 nach seiner Rückkehr nach Frankreich Gesandter beim Kurerzkanzler des Deutschen Reiches, 1805 Generalsecretär des Ministeriums des Cultus, bald darauf Staatsrath u. 1810 Generaldirector der Kaiserlichen Druckerei, fiel aber 1811 in Ungnade, weil er vertraute Nachricht über ein päpstliches Breve über Napoleon erhalten u. dieses verschwiegen hatte. Er wurde auf 40 Stunden von Paris exilirt u. durfte erst 1813 dahin zurückkehren, wurde Präsident des Gerichtshofes in Angers, blieb während der Hundert Tage im Amte, war beim Maifeld u. wurde bei der Rückkehr des Königs Statsrath, 1819 Pair, 1824 Präsident des Cassationshoses, nach dem Sturze Villèles 1828 im Ministerium Martignac Minister der Justiz u. dann des Auswärtigen; durch das Polignacsche Ministerium wieder verdrängt, trat er an den Cassationshof, huldigte Ludwig Philipp 1830 u. wurde einer der Vicepräsidenten der Pairskammer, nach dem Staatsstreich vom 2. Decbr. 1851 aber Mitglied des Senats u. dann Vicepräsident desselben; im Decbr. 1852 legte. er seine Stelle beim Cassationshose nieder u. st. 4./5. Aug. 1858 in Passy. 3) Frédéric, Sohn des Vor., geb. 1803, wurde Rath am Appellationshofe in Paris u. war Abgeordneter für das Vordepartement; er st. 1846 in Passy. 4) Auguste, Baron P., Neffe des Vor. u. Sohn von Dominique Melch. Toussaint Auge Andre P., geb. 1801 in Paris, wurde 1823 Staatsprocurator, gab aber wegen seiner politischen Ansichten bald seine Entlassung u. wurde Mitglied des Tribunals der Seine, 1830 Vicepräsident dieses Gerichtshofes u. endlich Mitglied des Cassationshoses in Paris. 1837 in die Kammer gewählt, stimmte er mit der Opposition. Am 26. Febr. 1848 wurde er von der provisorischen Regierung zum Oberstaatsprocurator der Republik ernannt u. mit der Anklage der entflohenen Minister Ludwig Philipps beauftragt; im April wählte ihn das Seine- u. Marnedepartement in die Constituirende Nationalversammlung u. im Mai wurde er autorisirt, den Proceß über den Aufstand vom 15 Mai aufzunehmen. Als am 4. Juni die Anklage gegen Louis Blanc in der Nationalversammlung verworfen wurde, nahm er seine Entlassung, wurde aber, als Marie das Justizministerium übernahm, aufs Neue Generalprocurator, später Vicepräsident der Constituirenden Nationalversammlung u. st. 28. Januar 1855 in Plombières. Er schr.: La liberté de conscience et le statut religieux, 1846.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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