Bayonne

Bayonne

Bayonne (spr. Bäjonn), 1) Bezirt im französischen Departement Nieder-Pyrenäen, 221/2 QM., 88,300 Ew.; 2) Hauptstadt am Zusammenfluß der Niève mit dem Adour, starke Festung mit Citadelle, von Vauban erbaut, Kriegshafen (durch 2 lange Molos gesichert) mit Schiffswerften u. Arsenal, Sitz des Suffraganbischofs von Auch, Handelstribunal, Börse, theologisches Seminar, Seemannsschule, Zeichenschule, Münze (L), Kathedrale, Handel mit Wein (Bayonner Wein, bes. zum Verschneiden leichter Weine, der beste Jurançonnblanc). Branntwein, Mastbäumen, Dielen, Getreide, Öl, Schinken, Bayonner Schinken, bes. groß u. wohlschmeckend), Leinwand, Papier, Chocolade, Glas, Leder etc.: 16,000 Ew. In B. sollen die Bayonnete (s.d.) erfunden worden sein. – B. hieß zur Römerzeit Lapurdum u. gehörte zum Lande. der Tarbeller; es war schon im 4. Jahrh. Festung, Handelsplatz u. Sitz eines Bischofs. Die Herzöge von Gascogne, welche gegen das Ende des 10. Jahrh. von den Normännern vertrieben wurden, gaben der Stadt viele Privilegien. Die Einwohner siedelten sich nach u. nach außer der Stadt an, u. hiervon erhielt Lapurdum, welchem der damalige Besitzer Wilhelm von Guienne eine neue Umfassung an beiden Ufern der Niève gab, den baskischen Namen Baya one, d.i. einzige Bai. Den Engländern, welche sich 1153[445] der Stadt bemächtigt hatten, schickten die Einwohner 1224 30 Galeeren gegen Frankreich zu Hülfe. 1291 war B. in Krieg mit der Normandie u. veranlaßte so den Krieg zwischen Frankreich u. England, 1293–95 war es von den Franzosen besetzt. Später gerieth die Stadt mit dem Adel in Fehde u. wurde, als 1368 der Adel Karl V. von Frankreich zu Hülfe rief, besiegt. 1461 nahm Dunois u. der Graf von Foix die Stadt durch Capitulation, u. sie blieb nun bei Frankreich. Das Gouvernement nebst der Hälfte der Steuern gab Heinrich IV. seiner Geliebten Corysandra von Grammont erblich, Richelieu gab es einem seiner Secretäre, u. dieser verkaufte es um 26,000 Fr. an die Stadt. 1521 machten die Spanier einen vergeblichen Angriff auf die Stadt. Hier war im Juni 1565 eine Zusantmenkunft Karls IX., seiner Mutter Maria von Medicis, seiner Schwester Elisabeth, Königin von Spanien, u. des Herzogs von Alba, bei welcher die Ausrottung der Protestanten in Spanien u. Frankreich verabredet wurde. 1074 wurde die neue Befestigung B-s von Vauban begonnen. In der folgenden Zeit sank B. durch Beschränkung des Handels, doch hob es sich wieder seit 1784, wo der Handel nach Amerika freigegeben u. B. zum Freihafen erklärt wurde. In der Revolution ward die Bevölkerung größtentheils zur Auswanderung genöthigt, das Bisthum kam nach Pau, aber 1801 durch das Concordat zurück. Hier auch Vertrag im Mai 1808, wo Karl IV., König von Spanien, zu Gunsten eines von Napoleon zu bestimmenden Nachfolgers, der Krone entsagte u. der Prinz von Asturien (Ferdinand VII.) diesen Vertrag gezwungen anerkannte, s. Spanien (Gesch.). Zugleich hier am 10. Mai Convention zwischen Frankreich u. dem Großherzogthum Warschau, wodurch die Berliner Bank u. Seehandlung 20 Mill. Thlr. verlor. 1814 ward B. vergebens durch die Spanier u. Engländer belagert. 1833–39 war B. der Sammelplatz der spanischen Emigration u. ein wichtiger Punkt in Beziehung auf den Karlistischen Krieg in Spanien, wohin sich auch viele Karlisten nach Beendigung desselben retteten. 3) Nebenfluß des St. Lorenzo in Untercanada, mündet dem Richelieufluß gegenüber.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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