Loreto [1]

Loreto [1]

Loreto (Loretto), 1) Stadt in der Delegation Macerata des Kirchenstaates, am Musone u. unweit des Adriatischen Meeres, besteht aus einer Straße u. hat einige Befestigung; hat Bischof, Handel mit Rosenkränzen, Heiligenbildern u. dgl.; 9000 Ew. In der Kirche (erbaut 1464–1513, mit später hinzugefügter Kuppel u. Façade) steht die Casa Santa di L., od. das Haus, worin Maria u. Christus in Nazareth gewohnt haben sollen: es ist äußerlich mit Marmor überzogen u. innen wie ein Bauernhaus der Umgegend eingerichtet u. mit vielem Schmuck ausgeziert; man zeigt in ihm noch das Fenster, durch welches der Engel Gabriel zu Maria gekommen sein soll. Dieses Haus wurde nach der Sage von der Sta. Helena in Nazareth entdeckt, mit einer Kirche überbaut, nach der Erstürmung Nazareths durch die Sarazenen 1291 von den Engeln aus Galiläa nach Dalmatien auf einen Berg zwischen Tersare u. Fiume, von da 1294 in ein, einer Hirtin Loretta zugehöriges Gehölz bei Recanati (südwestlich von L.) u. endlich 1295 nach L. selbst getragen u. ist seitdem (od. vielmehr erst seit dem 15. Jahrh.) Gegenstand großer Verehrung u. Ziel zahlreicher Wallfahrten. Das Marienbild strotzte sonst von Gold u. Edelsteinen u. war von Kostbarkeiten umgeben; die Zahl der Wallfahrer hierher betrug jährlich bei 200,000, sank aber im 18. Jahrh. auf etwa 40,000, hat sich jedoch in neuerer Zeit wieder etwas gehoben. In Folge der durch die Französische Revolution bewirkten Kriege (wo das Madonnenbild 1797 nach Paris entführt u. dort im Medaillencabinet der königlichen Bibliothek verwahrt, aber 1801 von Napoleon beim Abschluß des Concordates zurückgegeben wurde), hat der Reichthum durch Beraubung u. Verwendung zur Abtragung der Contribution sehr abgenommen. Das Fest des Hauses zu L. wurde früher nur in L gefeiert, seit 1669 in das römische Martyrologium aufgenommen u. der 10. Decbr. dafür bestimmt, 1719 auf Toscana, von Benedict XIII. auf den Kirchenstaat, dann auch auf Venedig u. über alle spanischen Besitzungen ausgedehnt. Vgl. Baptista Mantuanus, Ecclesiae Lauretanae historia, Antw. 1576; Martonelli, Teatro istor. della S. Casa Naz., Rom 1732; kritisch beleuchteten die Wundergeschichte der S. Casa: P. P. Vergerius, Liber de idolo Lauretano, u. Bernegger, Hypobolimaea Mariae Deiparae camera, Strasb. 1619; dagegen wurde sie vertheidigt von Turrianus (Responsio ad capita argum. Vergerii haeretici, Ingolst. 1584), Canisius, Baronius Tursellinus (Lauretana hist., Mainz 1599, Ven.1727). 2) Flecken im Districte Civita di Panne der Provinz Abrruzzo ulteriore I. (Neapel); Färberei, Papierfabrik; 4500 Ew.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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