Schwarz [2]

Schwarz [2]

Schwarz, 1) Berthold, genannt der schwarze Barthel, eigentlich Constantin Ancklitzen (Antlitz), geb. Anfang des 14. Jahrh. zu Freiburg im Breisgau, war Franciscanermönch daselbst u. beschäftigte sich mit chemischen Versuchen, wurde deshalb der Schwarzkünstelei angeklagt u. ins Gefängniß gesetzt. Er wird von den meisten deutschen Geschichtsschreibern für den Erfinder des Pulvers ausgegeben u. soll diese Erfindung um 1330 in Freiburg, nach And. in Köln od. Mainz od. Goslar gemacht haben, s.u. Pulver 5); 1852 wurde ihm[513] in Freiburg im Breisgau, an der Stelle des früheren Franciscanerklosters, ein von Knittel modellirtes Denkmal errichtet. Vgl. S. H. Jalotky, De inventore pulvis pyrii et bombardae, Jena 1702. 2) Christoph, geb. 1550 in Ingolstadt, Maler, studirte in Venedig nach Tizian, arbeitete dann in München, wo er Kirchen u. äußere Wände von Häusern in Öl u. Fresco bemalte. Seine Färbung ist kräftig, seine Composition reich, seine Zeichnung correct u. die Behandlung geistreich. Er st. als baierischer Hofmaler 1594 in München. 3) Christian Gottlieb, geb. 1675 in Leißnig; wurde 1704 Tertius an der Nikolaischule in Leipzig, 1709 Professor der Beredtsamkeit u. Dichtkunst, auch der Moral in Altorf; erhielt 1728 vom Kaiser Karl VI. die Würde eines Pfalzgrafen u. zuletzt noch die Professur der Geschichte u.st. 1751. Er war vorzüglich Redner u. guter lateinischer u. griechischer Dichter; schr.: De ornamentis librorum apud veteres, Lpz. 1705; De libris plicatilibus veterum, 1717; De varia supellectile rei librariae veterum, 1725 (n. A. von I. Ch. Leuschner, Lpz. 1756); Schediasma de quibusdam doctrinae antiquariae capitibus, Alt. 1719; Miscellanea politioris humanitatis, Nürnb. 1721; Primaria quaedam documenta de origine typographiae, Alt. 1740; Observationes ad G. H. Nieuportii compendium antiquitatum romanarum, ebd. 1757; Gedichte, Frankf. 1728; Lebensbeschreibung in Bruckers Pinacotheca. 4) Friedrich Heinrich Christian, geb. 30. Mai 1766 in Gießen, studirte hier seit 1784 Theologie, wurde zuerst Hülfsprediger bei seinem Vater in Alsfeld, dann 1792 Pfarrer in Dexbach bei Biedenkopf, 1796 in Echzell in der Wetterau u. 1798 in Münster bei Butzbach, 1804 Professor der Theologie u. Pädagogik in Heidelberg, wo er 1807 mit Creuzer das pädagogisch-philologische Seminar errichtete u. 3. April 1837 starb. Seiner theologischen Richtung nach gehörte er zu den praktisch-biblischen Supranaturalisten; sein Hauptfeld war die Pädagogik; er schr. u.a.: Grundriß einer Theorie der Mädchenerziehung in Hinsicht auf die mittlern Stände, Jena 1792, 2. A. 1836; Religiosität was sie sein soll, Gießen 1793, 2. Aufl. als Katechetik, ebd. 1818; Der christliche Religionslehrer u. seine moralische Bestimmung, ebd. 1798–1800, 2 Bde.; Lehrbuch der Pädagogik u. Didaktik, Heidelb. 1805, 3 Thle., 6. A. 1855; Erziehungslehre, Lpz. 1802–13, 4 Bde., 2. Aufl. ebd. 1829; Sciagraphia dogmatices christ., 1808, n.A. als Grundriß der kirchlich protestantischen Dogmatik (vom Standpunkte der Union), 1816; Das Christenthum in seiner Wahrheit u. Göttlichkeit od. die Lehre des Evangeliums aus den Urkunden dargestellt, 1808; Handbuch der evangelisch christlichen Ethik, 1821, 2. A. (Die Sittenlehre des evangelischen Christenthums) 1830; Darstellungen aus dem Gebiete der Pädagogik, 1833 f.; 2 Thle.; Das Leben in seiner Blüthe, 1836; er war Mitherausgeber der Freimüthigen Jahrbücher u. gab die Zeitschrift Die Kirche, 1816 f., heraus. 5) Johann Karl Eduard, geb. 20. Juni 1802 in Halle, studirte daselbst seit 1821 Theologie, wurde 1825 Lehrer am Pädagogium U. L. F. in Magdeburg, 1826 Pfarrer in Altenweddingen, 1829 Superintendent u. Professor der praktischen Theologie in Jena u. 1836 Director des homiletischen Seminars. Er schr.: Predigten u. kleinere geistliche Amtsreden, Jena 1837–39. 6 Hefte; Die Kirchenverbesserung der Gegenwart, eod. 1846; Das erste Jahrzehnt der Universität Jena, ebd. 1858; u. gibt seit 1836 die Denkschrift des homiletischen u. katechetischen Seminars in Jena heraus. 6) Karl, geb. am 19. Nov. 1812 in Wiek auf der Insel Rügen, wo sein Vater Prediger war; studirte Theologie in Halle, Bonn, Berlin u. Greifswald, hielt sich nach Vollendung seiner Universitätsstudien wissenschaftlich beschäftigt theils zu Hause, theils in Berlin auf u. verbüßte sodann in Wittenberg eine kurze Hast, zu welcher er in Folge seiner Betheiligung an burschenschaftlichen Verbindungen verurtheilt worden war. Darauf war er seit 1838 Mitarbeiter an den Hallischen Jahrbüchern u. habilitirte sich 1842 in Halle als Privatdocent; doch wurde ihm bereits 1845 vom Ministerium das Dociren untersagt, weil er an den Versammlungen der Protestantischen Freunde theilgenommen hatte. Seine Muße benutzte er in den folgenden Jahren zu literarischen Arbeiten, bis ihn 1848 der Kreis Torgau-Liebenwerde in die Deutsche Nationalversammlung nach Frankfurt wählte. Unter dem Ministerium Schwerin im Mai 1848 zum Professor ernannt, kehrte er von Frankfurt nach Halle zurück, um abermals den Lehrstuhl zu betreten; er wurde im Aug. 1856 als Oberconsistorialrath u. Hofprediger nach Gotha berufen. Er schr.: Das Wesen der Religion, Halle 1847; Lessing als Theologe dargestellt, ebd. 1854; Zur Geschichte der neuesten Theologie, 1. u. 2. Aufl. Lpz. 1856; Predigten aus der Gegenwart, 1. Sammlung Lpz. 1859, 2. A. 1861, 2 Samml. ebd. 1862; Schleiermacher, seine Persönlichkeit u. seine Theologie, Gotha 1861; 6) s. Schwartz.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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