Stourdza

Stourdza

Stourdza (Sturza), eine moldauische Bojarenfamilie, welche ihren Ursprung von den im 15. Jahrh. nach der Moldau eingewanderten ungarischen Turzos ableitet. Merkwürdig sind bes. 1) Sandul S., war Großstolnik u. flüchtete 1711 mit dem Fürsten Kantemir, kehrte aber später nach der Moldau zurück. 2) Gregor S., war unter dem Fürsten Kallimachi Kanzler der Moldau; unter seiner Leitung erschien 1817 das Moldauische Gesetzbuch. 3) Johann S., war 1822–28 Hospodar der Moldau, s.d. (Gesch.) S. 360. 4) Alexander v. S., geb. 1791 (n. A. 1788) in Jassy, Sohn eines moldauischen Bojaren, welcher als politisch Compromittirter nach dem Frieden von Jassy 1792 nach Rußland auswanderte u. hier die Würde eines Staatsraths erhielt. Er ging zu seiner wissenschaftlichen Ausbildung einige Zeit nach Deutschland u. machte sich, nach Rußland zurückgekehrt, der Regierung sehr bald als Publicist bemerkbar. In seinem französisch geschriebenen Werke: Betrachtungen über die Lehre u. den Geist der orthodoxen Kirche (deutsch von Kotzebue, Lpz. 1817), suchte er die Vorzüge der Griechischen Kirche vor der Abendländischen darzuthun. Auf dem Aachener Congresse schrieb er im Auftrage des russischen Ministeriums, nicht ohne fremden Einfluß: Mémoire sur l'état actuel de l'Allemagne, Aach. 1818 (deutsch in den Politischen Annalen 1819), worin er Deutschland bitter u. ungerecht tadelte, namentlich die deutschen Universitäten als die Pflanzschulen des Atheismus u. des revolutionären Geistes darstellte, deren Reorganisation als eine Forderung des Christenthums die Landesherren sich angelegen sein lassen müßten. Als gründlicher Widerleger trat Villiers in seinem: Coup d'oeil sur les universités de l'Allemagne, Aachen 1818, u. Krug in Anti-Stourdza, Lpz. 1819, auf. St. zog 1819 nach Dresden u. kehrte 1820. nach Rußland zurück, wo er wirklicher Staatsrath wurde u. auf seinen Gütern in der Ukraine u. dann in Odessa lebte; er st. 13. (25.) Juni 1854 auf seinem unweit davon gelegenen Gute Mansyr. Er war verheirathet mit der Tochter des Arztes Hufeland u. wirkte mit ihr zur Gründung wohlthätiger Anstalten in Rußland, so eines Klosters zur Erziehung junger Mädchen, welche nur griechische Geistliche heirathen, in Odessa eines Diakonissenvereins für Armen- u. Krankenpflege. Er schr. noch: La Grèce en 1821, Lpz. 1822; Notice biographique sur le Comte J. Capodistrias, 1832; C. W. Hufeland, Berl. 1837; Briefe über die Pflichten des geistl. Standes, 4. Aufl. Odessa 1844, u.a. 5) Michael, Sohn von S. 3), geb. 1795, wurde 1834 Hospodar der Moldau, aber den 25. Mai 1849 von der Pforte abgesetzt, s.u. Moldau S. 361 f. 6) Gregor S., Bruder des Vor., geb. 1821, war Oberst in der moldauischen Armee, erhielt 1853 vom Sultan die Würde eines Pascha, wogegen die russische Regierung seine Güter bei Jassy confisciren ließ.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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