Bohnen [1]

Bohnen [1]

Bohnen, 1) (Landw. u. Gärtner.), die Früchte der verschiedenen Arten von Phaseolus. Die bei uns cultivirten Bohnenarten unterscheiden sich nach der Höhe der Pflanzen in Stangen- od. Stängel- u. in Busch- (Zwerg-, Krup-) B. A) Stangen- od. Stängel -B. (Ph. vulgaris L.), die sich an Stangen, Faden od. anderen Gegenständen ähnlicher Art 10–15 Fuß u. noch darüber empor winden; Sommergewächse u. gegen Nachtfröste empfindlich; daher erst im Mai zu legen, lieben leichten, nahrhaften, frischen Boden, aber keinen frischen Dünger u. werden auf 3 Fuß breiten Beeten u. in 2 Fuß von einander entfernten Reihen angebaut. In diesen Entfernungen werden Bohnenstangen, wozu am besten junge Kieferstämmchen genommen werden, eingesteckt, doch so, daß sie denen der ersten Reihe nicht gerade entgegen, sondern abwechselnd in gleicher Entfernung mit ihnen zu stehen kommen; nun werden an jeder 2–3 B. in ein Loch gelegt, hierauf die B-stangen oben über das Kreuz zusammengebunden, daß sie 1 Fuß lange Gabeln bilden, in welche eine andere quer gelegte Stange befestigt, ihnen zur Sicherung gegen Umwerfen durch Wind dient; es werden auch Pyramiden gebildet, indem man in einem Kreis B-stangen einsteckt u. mit den oberen Enden verbindet, dann eben so die B. um die Stangen legt; od. man zieht auch B. an Geländern, Wänden u. Lauben, um letztere zu beschatten. Die B. liebt Behacken u. Behäufeln. Nach Farbe der Blüthen u. Früchte unterscheidet man: a) Türkische od. Feuer-B. (Phas. vulgaris coccineus L.), die jedoch den neueren Botanikern als eigene Art (Phas. coccineus Willd., Ph. multiflorus Louv.), gilt, hat scharlachrothe Blumen in Trauben u. schwarz od. schwarz u. violett geflammten Samen; b) Gemeine od. Wälsche B., blüht (wie die übrigen) weiß od. blaßblau, hat weißen Samen; c) Schwert od. Säbel-B., durch sehr lange Schoten (bis 12 Zoll bei 11/2 Zoll Breite) ausgezeichnet; d) Englische Mark-B. mit dickfleischiger Schale, ganz markig, doch leicht ausartend; e) Karthäuser-B., mit runder, mattweißer Schale u. rothbraunen od. schmutziggrünen Samen, sein u. zart; f) Spargel-B., mit etwas gefleckten Schoten, blutrothen runden Samen u. einem weißen Auge; g) Zucker-B., mit höckerigen Hülsen, rundlichen rothen, auch gelben u. weißen Samen; h) Rothschalige B., mit hochrothen, gelb schattirten Schoten, erbsenförmigen u. dunkelroth in hellroth gestreiften u. punktirten Samen; i) Porzellan-B., mit eselsgrauem Samen u. einem braunen Reif ums Auge; k) Wachs-B. mit gelber Schale bei der Reise u. schwarzblauen Samen; u. viele andere Arten. Ganz neue Sorten sind: Duttlinger B. u. mehrere Sorten Riesen-B. Alle blühen u. tragen Früchte bis zum späten Herbst. B) Zwerg-B. (Phas. nanus L.), von nur 11/2 Fuß Höhe; haben noch mehr Abarten als vorige, die sich bes. durch Farbe des Samens unterscheiden; sie werden gewöhnlich in Reihen gelegt; in Treibebeeten können sie als Früh-B. gewonnen werden; bes. die englischen, weißblühend mit hochgelben Erbsensamen u. weißem Auge; die schwarze u. weiße Perl- u. die weiße Treib-B. Sie tragen überhaupt nicht so reichlich wie Stängel-B.; doch sind sie leichter zu cultiviren. C) Abarten der Stängel-B., die aber niedrig bleiben, sind die kleine weiße Erbs-B. (Phas. germanicus) u. die schwarze B., erstere wird mit Vortheil auf Äckern, auch unter Stängel-B., bes. in der Gegend von Erfurt gebaut u. wie Erbsen ausgedroschen, das Stroh ist ein gutes Schaffutter; letztere ist sehr ertragreich, ansehnlich u.[34] wohlschmeckend. D) Die Puff-B. (Vicia faba), gewährt ein frühes Gemüse; die frühesten Sorten sind niedrig u. haben kleine Schoten. Über die Feld-B. s. Saubohnen. – Reise Bohnensamen geben gekocht eine kräftige Nahrung, aber wegen der Unverdaulichkeit der äußeren Fruchthülle nur für robuste Personen, die sich starke Bewegung machen. Sie werden zur Vorbereitung wie Erbsen behandelt. Beliebter u. leichter verdaulich sind die B. samt Schoten vor der Samenreife. Die noch jung abgenommenen Schoten werden, nachdem man die Seitenfasern abgezogen, in Stücken geschnitten (wozu Wollenschläger in Frankfurt eine besondere Maschine erfunden hat, womit man in einer Minute 100 B. schneiden kann), in Wasser abgesotten u. auf verschiedene Weise, als Gemüse mit Fleischbrühe, od. auch als Salat (Bohnensalat) mit Essig u. Öl genossen, od. auch eingemacht wie Essiggurken. Durch Trocknen u. Einsalzen (Salzbohnen) erhält man auch für die Winterzeit B. grün. Sonst verwendet man die Früchte der B. auch noch zur Suppe (Bohnensuppe), wobei die B. ganz wie die Erbsen behandelt werden. Das Bohnenmehl, bes. aus Saubohnen, wird zuweilen unter Brodmehl gemengt; arzneilich dient es zum Erweichen von Geschwüren als Kataplasma; mit Milch zu Brei gekocht, soll es als Hausmittel Durchfälle stopfen. – Die Heimath der B. (gr. Kyamos, lat. Faba) scheint die Gegend um den Kaspischen See zu sein. B. als Speise waren schon den Alten bekannt; aber in Ägypten aß u. baute man sie nicht, die Priester durften nicht einmal die B. ansehen, weil sie für eine unreine Frucht galten. Daher aßen alle die unter den griechischen Philosophen keine B., welche nach ägyptischer Weise lebten; in der Orphischen Schule war ihr Genuß verboten, nach Einigen, weil man sie von Seelen der Verstorbenen bewohnt meinte, od. weil man glaubte, daß sie Blähungen verursachten, den Geist beunruhigten u. untauglich zum stillen Nachdenken u. unruhigen Schlaf machten; nach Andern waren sie ein Symbol der sinnlichen Liebe, welcher sich die Geweihten enthalten sollten. Gleichwohl soll Pythagoras selbst oft B. gegessen haben. Auch den römischen Flamines war ihr Genuß untersagt; sie durften dieselben nicht einmal berühren od. nennen; denn sie galten den Römern für eine Todtenfrucht, die man an den Lemuralien den Schatten der Verstorbenen zur Speise hinsetzte. Am Feste der Matronalien dagegen wurden jedem Gliede einer Familie B. zum Essen gereicht; auch wurde B-mehl zu Brod verbacken. Außerdem votirten auch die Griechen mit B. bei Gericht; weiße sprachen los, schwarze verdammten.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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