Haugwitz

Haugwitz

Haugwitz, ein altes Geschlecht, welches ursprünglich in Meißen u. der Oberlausitz saß, im 12. u. 13. Jahrh. nach Schlesien kam u. sich daselbst weit ausbreitete; jetzt blühen noch zwei, 1723 in den Freiherrn-, dann in den Grafenstand erhobene Linien (s. unten). Merkwürdig sind: 1) Peter H., 1447–67 Bischof von Naumburg, welcher viel von den Hussiten leiden mußte. 2) Georg, Kanzler des Kurfürsten von Sachsen Friedrich II. u. des Vor. Nachfolger im Bisthum zu Naumburg, nur auf 12 Tage, worauf er starb. 3) Johann, geb. 1524, wurde 1555 Bischof in Meißen, mußte 1558 vor seinem Feind, Hans von Carlowitz, nach Prag fliehen u. kehrte erst nach einer erlegten Summe zurück, legte aber 1581 seine Würde nieder, trat zur Protestantischen Kirche über u. st. 1595. 4) August Adolf, geb. in Übigau, lebte zu Ende des 17. Jahrh.; er schr.: Schuldige Unschuld od. Maria Stuarda. Königin von Schottland (ohne Druckort), 1683; Prodromus Lusatiae, 1677; Poetischer Vortrab. 5) Graf Georg Karl, war kurfürstlich sächsischer Generalmajor u. wurde 1732 in den Grafenstand erhoben; er ist der Stifter des Fideicommisses Krappitz in Schlesien. 6) Graf Friedrich Wilhelm, Sohn des Vor., oberster Kanzler von Böhmen u. österreichischer Finanzminister unter Marie Theresia, errichtete das Fideicommiß zu Namiest in Mähren; er starb unbeerbt u. daher fielen die Güter seinem Bruder zu. 7) Graf Heinrich Wilhelm, Bruder von H. 5), erbte die H-schen Fideicommisse u. wurde durch seine beiden Söhne der Gründer der beiden noch blühenden Linien:

I. Linie zu Krappitz, A) Älterer Ast zu Krappitz, wurde 1786 in den preußischen Grafenstand erhoben; die Mitglieder folgen der Evangelischen Confession u. sind in Schlesien begütert; Gründer: 8) Graf Karl Wilhelm, älterer Sohn des Vor., kam 1765 in den Besitz des Fideicommisses Krappitz u. st. 1786. 9) Graf Heinrich Christian Kurt, Sohn des Vor., geb. 11. Juni 1752 auf Pencke bei Öls in Schlesien, lebte mehrere Jahre in Italien u. der Schweiz, wo er den nachmaligen Kaiser Leopold II. kennen lernte; nach seiner Rückkehr wurde er Generallandschaftsdirector u. darauf preußischer Gesandter in Wien; er wurde 1786 in den preußischen Grafenstand erhoben, schloß 1790 die Reichenbacher Convention u. 1791 den Plinitzer Vertrag mit Österreich gegen Frankreich ab u. wurde 1792 preußischer Minister des Auswärtigen; 1803, nach der Besetzung Hannovers durch die Franzosen, gab H. seine Entlassung u. zog sich auf seine Güter zurück. 1805 wurde er zu Napoleon gesandt u. brachte in Wien die Convention zu Stande, durch welche Preußen Hannover erhielt; 1806 trat H. wieder als Minister ein u. versuchte die Vermittlung in Paris, um den Frieden zu er. halten, aber vergeblich. Nach der Schlacht bei Jena zog er sich wieder in das Privatleben zurück u. wurde 1811 Curator der Universität Breslau. Er st. 9. Febr. 1832 auf einer Reise nach Italien in Venedig. Jetziger Chef der Linie ist: 10) Graf Kurt, Enkel des Vor., Sohn des 1856 verstorbenen preußischen Majors Grafen Paul, geb. 1816, steht in preußischen Diensten u. ist Mitglied des preußischen Herrenhauses auf Lebenszeit; er ist seit 1843 vermählt mit Lucie geb. Prinzessin zu Schönaich-Carolath; sein ältester Sohn Heinrich ist 1844 geb. B) Jüngerer Ast zu Namiest, folgt der Katholischen Confession, ist in Mähren u. Schlesien angesessen u. wurde 1779 mit der Grafenwürde bekleidet; Gründer: 11) Freiherr Heinrich Wilhelm, jüngerer Sohn von H. 7), war Geheimrath u. Präsident der niederösterreichischen Repräsentation u. Kammer, Eisenoberkammergras in Österreich u. Steiermark u. st. 1758. 12) Graf Karl Wilhelm, Sohn des Vor., war österreichischer Generalfeldwachtmeister, erhielt 1765 das Fideicommiß Namiest u. wurde 1779 in den Grafenstand erhoben. Jetziger Chef ist: 13) Graf Karl, Sohn des 1842 verstorbenen k. k. Kämmerers u. Geheimraths Grafen Heinrich, geb. 1797, ist k. k. Kämmerer u. seit 1856 Wittwer von Bertha geb. Gräfin Daun; sein älterer Sohn Heinrich ist geb. 1839. 14) Graf Eugen, Oheim des Vor., geb. 1777, ist k. k. Geheimrath u. Feldmarschalllieutenant, Inhaber des Infanterieregiments Nr. 38, Landcomthur des Deutschen Ordens u. Statthalter der Balley Österreich.

II. Linie zu Pischkowitz (Biseupitz), welche im Mannesstamm erloschen ist, folgt der Katholischen Confession, ist in Schlesien u. der Grafschaft Glatz begütert u. wurde 1780 in den Grafenstand erhoben: 15) Graf Wenzel, geb. 1753, war königlich preußischer Kammerherr, Geheimer Regierungsrath, Generallandschaftsdirector von Schlesien u. Curator der Universität Breslau; er war mit Elisabeth geb. Reichsgräfin von Bredow vermählt u. st. 1813. 16) Graf Otto, der letzte männliche Sprosse dieser Linie, Bruder des Vor., geb. 1767 zu Pischkowitz in der Grafschaft Glatz, war königlich preußischer Kammerherr, lebte in Berlin u. auf seinem Gute Falkenau in Schlesien; er schr.: Gedichte, Bresl. 1790; Blumen aus der lateinischen Anthologie, ebd. 1805; Juvenals Satyren, Lpz. 1818; 100 Epigramme, Bresl. 1828, u. am. Er war vermählt mit Amalie geb. Reichsgräfin von Schlegenberg u. st. 1842 zu Johannesberg in Österreich-Schlesien ohne Nachkommen. 17) Karl von H., preußischer Forstrath zu Twerczimirke bei Militz[94] in Schlesien; er schr.: Aurora, Berl. 1795; Gedichte, ebd. 1804; Vitzthum von Eckstädt (dramatisches Gedicht), ebd. 1805, etc. 18) Louise von H., geb. von Rohr, Gattin des Vor., geb. 1782 zu Daber bei Stettin; sie sehr, zum Theil unter dem Namen Arminia: Nanny u. Adelinde, Bresl. 1808; Waldblumen, ebd. 1809; Bergblumen, ebd. 1812; Der Veilchenkranz, ebd. 1815; Der goldne Schleier, Hirschb. 1821; Weltsinn u. Gemüth, Liegn. 1823; Die Stiefmutter, Lpz. 1826, u.a.m.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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