Zieten

Zieten

Zieten, eine alte Familie der Mark Brandenburg, bes. der Grafschaft Ruppin u. des Havellandes, sie besitzt die gräfliche Würde, ist in Schlesien u. der Mark Brandenburg angesessen u. blüht in zwei Linien: I. Älteres Haus, auf Dechtow, folgt der Katholischen Confession, wurde 1817 in den Grafenstand erhoben u. besitzt in Schlesien die Herrschaft Adelsbach u. das Rittergut Schmellwitz, in der Mark Brandenburg die Rittergüter Dechtow u. Tarmow; Gründer: 1) Graf Hans Ernst Karl, aus dem Hause Dechtow, geb. 5. März 1770; diente 1806 in dem Regiment Königin Dragoner, befehligte 1813 als Generalmajor eine Brigade des zweiten preußischen Armeecorps unter Kleist u. zeichnete sich dabei mehrmals aus. 1815 wurde er Generallieutenant u. Chef des ersten Armeecorps, mit welchem er bei Ligny u. Belle-Alliance focht u. die Verfolgung des geschlagenen Feindes bes. thätig führte, auch mehre Gefechte bei Villers-Cotterets, Issy etc. lieferte. Nach dem zweiten Pariser Frieden blieb Z. als General en chef der preußischen Armee in Frankreich zurück u. nahm sein Hauptquartier in Sedan. Nach seiner Rückkehr wurde er 1817 in den Grafenstand erhoben u. 1818 commandirender General in Breslau, nahm aber im Herbst 1835 seinen Abschied, welchen er als Generalfeldmarschall erhielt, u. st. am 3. Mai 1848 in Warmbrunn. Er war vermählt mit Clementine geb. Gräfin Berlo. Jetziger Chef: 2) Graf Leopold, Sohn des Vor., geb. 23. Mai 1802, ist Lieutenant a. D. u. Geheimer Regierungsrath u. Director des Creditinstituts in Breslau; er ist in zweiter Ehe seit 1849 vermählt mit Agnes geb. Gräfin zur Lippe-Biesterfeld; sein Sohn aus erster Ehe (mit Ernestine geb. Gräfin von Schaffgotsch, st. 1846) ist Joachim, geb. 1839. II. Jüngeres Haus, auf Wustrau; dieses Haus war ursprünglich einer der drei Zweige, in welche sich die zweite Hauptlinie der Z. geschieden hatte, besitzt das Rittergut Wustrau in der Mark Brandenburg u. wurde 1840 u. resp. 1859 in den Grafenstand erhoben. Dazu gehört: 3) Hans Joachim von Z., geb. 18. Mai 1699 auf dem väterlichen Gute Wustrau bei Ruppin; trat 1714 in preußische Militärdienste, diente erst in der Infanterie, nahm aber bald seine Entlassung u. lebte in Wustrau; 1726 trat er als Lieutenant in das Dragonerregiment von Wuthenow, kam wegen eines Duells ein halbes Jahr auf die Festung u. wurde später sogar cassirt; 1730 wurde er bei dem neu errichteten Leibhusarencorps wieder angestellt, 1731 zum Rittmeister, u. nachdem er 1735 unter den Österreichern den ersten Feldzug gegen Frankreich mitgemacht hatte, 1736 zum Major befördert; im ersten Schlesischen Kriege wurde er 1740 Oberstlieutenant in dem Leibhusarencorps u. that für die Ausbildung dieser Waffengattung sehr viel, u. ihm bes. verdanken die preußischen Husaren die Berühmtheit, welche sie sich im Siebenjährigen Kriege erworben haben. Bereits bei Rothholz zeichnete er sich 1741 sehr aus u. wurde darauf Oberst u. Commandeur der Husaren u. drang im folgenden Jahre bis Stockerau bei Wien vor. Im zweiten Schlesischen Kriege wurde er 1744 Generalmajor, als welcher er sich bes. 1745 durch einen Marsch mit seinem Husarenregiment, welches ähnliche Uniform mit einem österreichischen hatte, mitten durch das österreichische Lager, um den Markgrafen Karl aus Oberschlesien zum König zu berufen (s. Österreichischer Erbfolgekrieg S. 478), u. dann bei Hohenfriedberg u. Hennersdorf auszeichnete. Nach dem Dresdener Frieden suchten ihn seine Neider bei dem König anzuschwärzen u. brachten es dahin, daß Z. vor dem Ausbruche des Siebenjährigen Krieges seinen Abschied nahm. 1755 bot er aber dem König seine Dienste wieder an; er wurde Generallieutenant, nahm an den meisten Schlachten des Siebenjährigen Krieges Theil, siegte 1757 bei Reichenberg, entschied die Schlachten bei Prag u. Leuthen, befehligte bei Kollin den linken Flügel der Cavallerie, deckte 1758 den nach Olmütz bestimmten Transport von 3000 Wagen mit 5000 M. u. rettete von diesem einen Theil, ob er gleich von Laudon mit 25,000 M. angegriffen wurde. Bei Torgau entriß er Daun den schon erfochtenen Sieg, indem er die Siptitzer Höhen eroberte. Nach dem Frieden lebte Z. in Berlin u. erfreute sich der besonderen Gunst des Königs Friedrich II., so wie der Liebe seiner Gutsunterthanen, u. starb 26. Jan. 1786 in Berlin. Ihm wurde 1790 ein Denkmal in Rheinsberg gesetzt u. seine Bildsäule (von Schadow) 1794 auf dem Wilhelmsplatze in Berlin aufgestellt. Vgl. L. J. L. von Blumenhagen, Lebensbeschreibung des Generals von Z., Berl. 1797, 3. Aufl. ebd. 1806; A. L. von Massenbach, Lobrede auf Z., ebd. 1805; W. Hahn, Hans Joachim von Z., ebd. 1850. 4) Graf Friedrich, Sohn des Vor., geb. 6. Oct. 1765, wurde vom König Friedrich II. aus der Taufe gehoben u. erhielt dabei das Patent als Cornet; er war erst Rittmeister bei den Husaren, dann Landrath des Ruppiner Kreises u. lebte zuletzt auf Wustrau, wurde 1840 in den Grafenstand erhoben u. st. unvermählt 29. Juni 1854. Da mit ihm das Haus Wustrau ausstarb, so hatte er vor seinem Tode seinen Neffen Henning, ältesten Sohn Wilhelms von Schwerin u. der Karoline von Z., einer Enkelin von Z. 3), mit der Bestimmung zum Erben eingesetzt, daß er den Zietenschen Namen zu dem Schwerinschen annehmen sollte. Da aber Henning 1858 starb, ehe er alle Bedingungen zur Antretung der Erbschaft erfüllt hatte, so erfolgte die königliche Bestätigung der Namen- u. Wappenvereinigung Zieten-Schwerin für den jedesmaligen Majoratsherrn erst 1859 u. es folgte in der Grafenwürde als dermaliger Chef: 5) Graf Albert, jüngerer Sohn Wilhelms von Schwerin, geb. 26 Juni 1835, ist preußischer Lieutenant a. D. u. seit 1861 mit Constance geb. Freiin von Derschau vermählt; sein älterer Sohn Friedrich ist 1862 geboren.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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