Maine [3]

Maine [3]

Maine (spr. Mchn), 1) (State of M., officielle Abkürzung Me), einer der Vereinigten Staaten von Nordamerika, u. zwar der größte der sechs sogenannten Neu-England-Staaten u. der nordöstlichste Staat der ganzen Union überhaupt; 1646 geographische QM.; grenzt im Norden an Unter- od. Ost-Canada (von diesem durch den St. John's River getrennt), im Osten an Neu-Braunschweig, im Süden an den Atlantischen Ocean, im Westen an den Staat New Hampshire, im Nordwesten an Unter-Canada. Die Oberfläche des Landes ist uneben, doch mehr plateauartig als gebirgig. Im Westen erhebt sich ein unregelmäßiger Höhenzug, welcher von den White Mountains in New Hampshire ausgeht, sich dann nordöstlich durch M. hinzieht u. im Osten des Staates mit dem Mars Hill (1683 Fuß hoch) endigt; der höchste Punkt dieser Kette ist der Mount Katahdin (5385 Fuß); ein anderer Höhenzug mit einzelnen Gipfeln von 2000 bis zu 4000 Fuß erstreckt sich längs der Grenze von Canada; zwischen diesen höher gelegenen nördlichen Theilen u. der vier bis fünf Meilen breiten Ebene, welche von der Küste umgeben wird, ist das Land hügetig; in den Thälern desselben fruchtbar. Die Se, Seeküste in einer Ausdehnung von 45 Meilen ist fast durchgängig hoch u. steil, von vielen Fjörden zerschnitten u. reich an trefflichen Baien u. Häfen (die Penobscot Bai u. die Casco Bai) gehören zu den sichersten Baien der Union), längs der Küste liegen zahlreiche Inseln: Mount Desert Island, Deer, Long, Fox Islands etc.; Bewässerung sehr reich, der. elfte Theil der Oberfläche des Staates ist mit Wasser bedeckt; unter den Flüssen sind die bedeutendsten: St. Johns River, Penobscot, Kennebec, Androscoggin, Saco Machias u. St. Croix Rivers; Landseen: Mo ose Head (8 Meilen lang), Chesuncook (41/2 Meilen lang), Millinoket, Schoodic, Eagle, Grand, Umbagog Sebago Lakes u. v. a. Klima, obgleich großen Gegensätzen von Kälte u. Wärme unterworfen, doch im Allgemeinen gesund, da schneller Temperaturwechsel nicht so häufig ist, als in anderen Theilen der Vereinigten Staaten; Winter lang u. streng, [739] Kälte ziemlich beständig, im Norden häufig drei bis vier Monate ununterbrochen Schnee (mittlere Temperatur des Decembers u. Januars – 3° R., doch sinkt das Thermometer nicht selten bis zu – 25° R.), der Sommer tritt sehr rasch ein u. entwickelt plötzlich eine höchst üppige Vegetation u. bedeutende Wärme (mittlere Temperatur des Juli + 21° R., doch steigt das Thermometer nicht selten bis zu 32° R.). Boden im Allgemeinen fruchtbar (am besten in den Thälern zwischen den Penobscot u. Kennebec Rivers) u. eignet sich für die verschiedenen Getreide- u. Obstarten der nördlichen gemäßigten Zone, namentlich aber für Viehzucht; die Waldungen sind von großer Ausdehnung, namentlich Nadelholz; Eichen, Birken, Eschen etc. nicht in großer Menge; Producte: Mais (doch die Ernten unsicher, weil bis Mitte Juni Nachtfröste vorkommen), Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Bohnen, Erbsen, Kartoffeln, Hopfen, Flachs, Äpfel, Birnen, Pflaumen, etwas Wein; Rindvieh, Pferde, Schafe, Schweine, Bienen, zahlreiche Fische, in den waldigen Gebirgsgegenden noch Wölfe, Bären, eine Art Elennthiere etc., ferner Adler, Biber etc. vor; der Mineralreichthum ist nicht von Bedeudung, doch kommen Eisen, Marmor, Kalk- u. Bausteine in hinreichender, Blei in geringer Menge vor. Gesammtbevölkerung nach dem Census von 1850: 583,169 Ew. (581,813 Weiße, 1356 freie Farbige), also 354 Ew. auf 1 geographische QM.; nach einer Specialvolkszählung von 1855–57 war die Bevölkerung auf 653,000 Ew. gestiegen; die Einwohner sind meist anglo-amerikanischer, englischer u. irischer Abkunft. Eintheiung in 13 Grafschaften (Counties): Aroostook, Cumberland, Franklin, Hancock, Kennebec, Lincoln, Oxford, Penobscot, Piscataquis, Somerset, Waldo, Washington u. York; Hauptstadt: Augusta; größte Stadt u. Haupthandelsplatz: Portland. Die Verfassung von M. wurde 1819 von einer in Portland gehaltenen Convention entworfen, trat 1820 ins Leben u. erfuhr 1848 u. 1850 einige unwesentliche Modificationen; nach derselben steht an der Spitze der Executivgewalt ein vom Volk auf ein Jahr gewählter Gouverneur, er muß das 30. Lebensjahr zurückgelegt haben, in den Vereinigten Staaten geboren, fünf Jahre Bewohner des Staates M. sein u. während seiner Wahl im Staate wohnen. Kein Beamter, weder der Vereinigten Staaten, noch des Staates M., noch eines anderen Staates, kann zum Gouverneur gewählt werden; er hat ein beschränktes Veto; ihm steht ein Staatsrath von sieben durch die Gesetzgebende Versammlung auf 1 Jahr gewählten Mitgliedern zur Seite. Die Gesetzgebende Gewalt ruht in den Händen der Legislature, welche aus einem Senat von 31 Mitgliedern u. einem Repräsentantenhause (nicht unter 100, nicht über 200 Mitgliedern, gegenwärtig 151) besteht; die Mitglieder beider Häuser werden jährlich gewählt, die Senatoren müssen das 25., die Repräsentanten das 21. Lebensjahr zurückgelegt haben, beide seit 5 Jahren Bürger der Vereinigten Staaten u. seit einem Jahr Bewohner des Staates M. sein, Congreßmitglieder u. Beamte der Union sind nicht wählbar, wahlberechtigt ist jeder 21 Jahre alte männliche Bewohner, welcher seit 3 Monaten Bewohner des States ist, ausgenommen Criminalverbrecher, Alm enempfänger u. Indianer, welche keine Taxe zahlen. Die Legislature tritt im Mai jeden Jahres in Augusta zusammen. M. sendet zum Congreß nach Washington zwei Mitglieder in den Senat, sechs Mitglieder in das Repräsentantenhaus u. hat 8 Stimmen bei der Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Für Rechtspflege besteht ein Höchster Gerichtshof (Supreme Judicial Court), 13 Judicial Courts u. 13 Probate Courts (je einer. in jeder Grafschaft), letztere für Vormundschafts-, Hinterlassenschafts-, Curatel- etc. Angelegenheiten u. in den größeren Städten noch Municipal u. Police Courts. Alle Richter werden vom Gouverneur mit Zuziehung u. Zustimmung des Staatsraths auf 7 Jahre gewählt. Finanzen, Budget von 1858: Staatseinnahmen: 374,000 Dollars, Überschuß von vorigem Jahre 48,000 Doll., insgesammt 422,000 Doll.; Staatsausgaben: 346,000 Doll.; Schulfond: 149,000 Doll.; die Staatsschuld betrug 1859: 699,000 Dollars. Religion: Baptisten, Methodisten u. Congregationalisten bilden die Mehrzahl der Bevölkung; 1850 hatte M. 851 Kirchen, davon gehörten 283 den Baptisten, 171 den Methodisten, 165 den Congregationalisten, 83 der Unirten Kirche, 53 den Universalisten, 24 den Quäckern, 19 der Freien Kirche (Free Church), 15 den Unitariern, 11 den Römischen Katholiken; die übrigen vertheilten sich auf die Christians, Episcopalen Presbyterianer, Swedenborgianer u. andere weniger bedeutende Secten. Unterricht u. öffentliche Bildung: M. besitzt an höheren Unterrichtsanstalten 2 Colleges (in Brunswick u. Waterville), 2 Theologische Seminare (ein congregationalistisches in Bangor u. ein wesleyanisches in Redfield) u. eine Medicinische Schule (Maine Medical School in Brunswick), ferner (im Jahr 1850): 131 Mittelschulen (Academies) u. 4042 Volksschulen, in denen über 192,000 Kinder unterrichtet wurden, außerdem noch zahlreiche Privatinstitute. An Bibliotheken besaß M. im J. 1850: 47 öffentliche Bibliotheken mit 46,000 Bänden u. 82 Schul- u. Kirchenbibliotheken mit 47,000 Bänden. Wohlthätigkeitsanstalten: Irrenhaus (Insane Hospital), in Augusta (die Taubstummen u. Blinden werden in Connecticut untergebracht), eine Correctionsanstalt (State Reform School) ist in Cape Elizabeth u. das Staatsgefängniß in Thomaston. Hauptbeschäftigung ist Ackerbau, Viehzucht u. Fischerei. Von den 19,200,000 Acres, welche der ganze Staat umfaßt, waren 1850 erst 2,036,596 Acres (einschließlich des Graslandes) cultivirt. Die Industrie ist in M. nicht von der Wichtigkeit wie in den übrigen Neu-England-Staaten, am bedeutendsten noch in Wolle, Baumwolle, Leder u. Eisen; von mehr Bedeutung ist dagegen der Schiffsbau. Der Handel M-s wird zwar durch die geographische Lage an der Küste, seine schönen Häfen u. schiffbaren Ströme sehr begünstigt, ist aber ebenfalls nicht von großer Bedeutung; Hauptausfuhrartikel ist Bauholz; im Jahr 1858 betrug der Werth der Gesammtausfuhr: 2,862,000 Dollars, der der Gesammteinfuhr: 1,858,000 Dollars. Die Eisenbahnen von M. befinden sich namentlich im Süden u. Südosten des Staates u. stehen mit den Eisenbahnsystemen Canada's u. Neu-Englands in Verbindung. Im Jahr 1859 besaß M. 116 Meilen Eisenbahn, wovon 12 Meilen auf die Androscoggin-Kennebec Bahn (von Portland nach Waterville), 32 Meilen auf den Antheil des Staates Maine an der Atlantic-St. Lawrence Bahn (von Portland nach Montreal in Canada), 18 Meilen auf die Kennebec-Portland Bahn (von Portland[740] nach Augusta), 11 Meilen auf die Portland-Sacco-Portsmouth Bahn u. 43 Meilen auf Zweig- u. Verbindungsbahnen kommen, andere Bahnen sind theils im Bau begriffen, theils projectirt. Der Cumberland-Oxford Kanal (einschließlich des Songo River Improvements 11 Meilen lang) verbindet Portland mit Sebago, Brandy u. Long Ponds.

Die erste europäische Ansiedelung in M. fand 1607 in der Gegend der heutigen Stadt Philippsburg statt, wurde aber bald wieder verlassen; M 1625 kamen einzelne Ansiedler von New Hampshire aus dahin, u. das Land wurde von Jakob I. an die Plymouth Compagny verwilligt, 1635 erschien ein französisches Kriegsschiff an der Mündung des Penobscott u. sandte Colonisten aus; in demselben Jahre wurde das Land von der Plymouth Compagny an Mason u. Gorges abgetreten, u. nach des Letzteren Tode 1652 bis zum Kennebec River an Massachusetts verkauft. Ende des 17. Jahrh. hatte M. viel von Einfällen der Indianer u. Franzosen zu leiden. Im Frieden von Utrecht 1712 wurde ganz M. Mit Akadien (damalige Bezeichnung von Neu Braunschweig u. Neu Schottland) von Frankreich an England abgetreten u. mit Massachusetts vereinigt. 1820 trennte es sich von Massachusetts u. wurde als selbständiger Staat in die Union aufgenommen. 1842 führte die Grenzberichtigung zwischen M. u. Canada zu langen diplomatischen Streitigkeiten zwischen den Vereinigten Staaten u. England. Vgl. Mos. Greenleat, A statist, view of M., Bost. 1816; A survey of the State of M., Portl. 1829; I. Hayward, A Gazetteer of the State of M., ebd. 1843; Jam. Sullivan, Hist. of Acadie, Penobscot Bay and the District of M., Bang. 1816; Will. D. Williamson, The hist. of the State of M., Hallow. 1832; 2) Städtischer Bezirk mit Postamt in der Grafschaft Broome des Staates New York; 2000 Ew.; 3) mehre Städtische Bezirk- u. kleinere Orte in verschiedenen anderen der Vereinigten Staaten.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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